Bundesliga reloaded

Jetzt kicken sie wieder - endlich oder zu früh?

30:54 Minuten
Daniel Müssig, Athletik-Trainer des HSV, mit Mundschutz
Die Bundesliga geht mit Vorsichtsmaßnahmen weiter. Doch Körperkontakt wird sich auf dem Platz nicht vermeiden lassen. © imago images / Eibner
Moderation: André Hatting |
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Trotz Corona rollt in der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga wieder der Ball. Mit dem Segen der Politik und einem Hygiene- und Sicherheitskonzept soll die Saison zu Ende gebracht werden - in Geisterspielen. Nicht alle sind darüber erfreut.
Gespenstische Leere auf der imposanten Südtribüne des Dortmunder Stadions: Zum Neustart der Fußball-Bundesliga am 15. Mai nach coronabedingter Zwangspause macht das Revier-Derby Borussia Dortmund gegen Schalke 04 vor leeren Rängen dem Begriff "Geisterspiel" alle Ehre. Doch Hauptsache, es wird wieder gekickt – oder?
Der Wiederanpfiff beim Profi-Fußball "könnte eine Vorreiterfunktion für die Gesellschaft" haben, sagt Deutschlandfunk Kultur-Sportredakteur Thomas Wheeler. Doch nicht alle Fußball-Fans sind von der Fortsetzung des Ligabetriebs unter Corona-Bedingungen begeistert. Zuschauersport ohne Zuschauer im Stadion, auf dem Rasen Zweikämpfe ohne Ansteckungsgefahr, wie soll das gehen? Wo bleiben die Begeisterung und der Sport?

Geht es nur ums Geld?

Oder geht es nur ums Geld, um die Millioneneinnahmen der Vereine aus den Fernsehrechten? Für die Fußball-Podcasterin Rebecca Görmann ist dies der Hauptbeweggrund für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Dabei gebe es andere Wege, Fußballvereinen durch die Krise zu helfen, sagt sie, etwa eine gleichmäßigere Verteilung der Fernsehgelder oder ein Solidaritätsfonds der Clubs.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat ein Hygiene- und Sicherheits-Konzept erarbeitet, mit dem die restlichen neun Spieltage der Saison geordnet und sicher für Spieler wie Zuschauer abgewickelt werden sollen.
Doch viele Fragen bleiben: Was, wenn Spieler positiv auf Corona getestet werden, ganze Mannschaften in Quarantäne müssen? Kann dann überhaupt noch weitergespielt werden? "Da sehe ich große Fragezeichen", sagt Rebecca Görmann. Und wie groß ist das Infektionsrisiko auf dem Platz, bei Fan-Versammlungen vor leeren Stadien oder Gedränge am heimischen Fernsehgerät?

Extrawurst für die Geldmaschine Bundesliga?

Welches Signal sendet der Fußball in eine Gesellschaft, die an den Einschränkungen der Coronakrise leidet? Eine Extrawurst für die Geldmaschine Bundesliga, während andere Gewerbe gegen Pleite und Arbeitslosigkeit kämpfen, Kitas weitgehend geschlossen bleiben, das stille Sterben in Pflegeheimen und Krankenhäusern weitergeht? Oder brauchen wir gerade in dieser schweren Zeit die Ablenkung durch den Fußball dringender denn je?
Was macht das Coronavirus mit dem Profifußball? Vertieft es die Entfremdung zwischen Vereinen und Fans? Oder führt es zu einer neuen Nachdenklichkeit im Geschäft mit dem runden Ball, auch über astronomische Gagen für Spieler und deren Berater oder exzessive Transfersummen? Die Ansichten sind geteilt, die Emotionen gehen hoch.

Es diskutieren:
Rebecca Görmann, Mit-Gründerin des Podcasts "Frauen reden über Fußball" (FRÜF)
Thomas Wheeler, Sportredakteur von Deutschlandfunk Kultur

(pag)
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