Bündnis für Ernährung

Kann so der Welthunger gestoppt werden?

08:47 Minuten
Eine sudanesische Bäuerin reinigt ausgedroschene Sorgum-Körner (eine Hirseart) nahe der Stadt bei Mukjar auf einem Feld in West-Darfur im Sudan.
Mehr eigene Produktion und weniger Abhängigkeit von Getreideimporten aus den USA oder europäischen Ländern könnten z.B. vielen armen Ländern helfen. © picture alliance / dpa / Peter Steffen
Bert Hoffmann im Gespräch mit Nicole Dittmer · 20.04.2022
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Der Ukrainekrieg schneidet viele der armen Länder vom dringend benötigten Nahrungsmittelnachschub ab. Entwicklungsministerin Svenja Schulze schlägt nun ein globales Bündnis für Ernährungssicherheit vor.
Der Welt droht eine Ernährungskrise. Länder wie Ägypten, Tunesien, Libyen, Jemen, Somalia und Pakistan sind stark von Getreideimporten aus Russland und der Ukraine abhängig. Zusätzlich wirken sich die Klimakrise und die Pandemie negativ auf die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln aus.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) wirbt deshalb für ein neues Bündnis für globale Ernährungssicherheit – nach dem Vorbild des Impfstoffbündnisses Covax. Das Bündnis für gesicherte Ernährung soll offen sein für Regierungen, internationale Organisationen, aber auch für Stiftungen und den Privatsektor, kurz: für alle, die sich engagieren wollen.

Nicht im Alleingang

Koordinatorin soll die Weltbank werden. Daraus ergeben sich eine Reihe von Fragen: Kann ein solches Bündnis Erfolg haben und ist die Weltbank die richtige Institution, um es zu dirigieren?
Bert Hoffmann, Leiter des German Institute for Global and Area Studies (GIGA), nennt einige wichtige Bedingungen für das Gelingen des Schulze-Plans: Deutschland dürfe dies nicht im Alleingang in Angriff nehmen, sondern müsse auf jeden Fall andere Länder mit ins Boot holen.

Einheimische Produktion ankurbeln

Auch sei den betroffenen Ländern mit Geld und Nahrungsmittellieferungen zunächst nur kurzfristig geholfen. Eine nachhaltige Unterstützung bestünde für Hoffmann etwa in der „Stärkung der einheimischen Nahrungsmittelproduktion, die zum Teil verdrängt worden ist durch die US-amerikanischen und europäischen Exporte".
Die Länder müssten in die Lage versetzt werden, Mais, Hirse oder andere, in den jeweiligen Regionen wichtige Grundnahrungsmittel, selbst anzubauen.

Auch Agrarproduzenten sind in der Pflicht

Zudem sieht der Politikwissenschaftler auch die großen Agrarproduzenten als wichtige Partner – jene also, „die bei steigenden Preisen natürlich verdienen, und auch sehr gut verdienen“. Sie sollten ebenfalls „in die Pflicht genommen werden: Dass das nicht nur Profite für sie werden, sondern dass darüber auch Subventionen finanziert werden können, um Hilfslieferungen oder dann Verbilligungen oder Präferenzabkommen möglich zu machen."
Die UN-Ernährungsorganisation FAO sollte Hoffmanns Meinung nach unbedingt eine wichtige Rolle in dem angedachten Ernährungsbündnis spielen.

Die Weltbank kann Geld mobilisieren

Dass jedoch die Weltbank und nicht die FAO für die Koordinierung vorgesehen sei, habe den Vorteil, dass die Weltbank über mehr Ressourcen als eine UN-Organisation verfüge und folglich mehr Geld mobilisieren könne. „Gleichwohl vertritt die Weltbank natürlich viele Interessen – und nicht nur die der Armen und Ärmsten.“
„Heikel“ findet Hoffmann dagegen den Vergleich mit der Covax-Initiative. Denn der Plan, Impfstoff so umzuverteilen, dass auch ärmere Länder ausreichend davon zur Verfügung haben, sei leider nicht aufgegangen: Beim Thema Corona-Impfung sei „sich jeder selbst der Nächste gewesen“.
(mkn)

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