Buchreihe "Digitale Bildkulturen"

Wie Bilder den Netzfeminismus bestimmen

09:19 Minuten
Eine junge Frau trägt ein T-Shirt mit der Aufschriftin "Feministin"
Annekathrin Kohout: "Aus meiner Perspektive gibt es schon einige Erfolge zu vermelden." © picture alliance / dpa / Henry Milleo
Annekathrin Kohout im Gespräch mit Max Oppel · 27.03.2019
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Ist das Internet eine Feministin? Es hat zumindest auch Kampagnen wie "Aufschrei" und "MeToo" hervorgebracht. Jetzt hat die Medienwissenschaftlerin und Bloggerin Annekathrin Kohout dazu das Buch "Netzfeminismus" geschrieben.
Die Kultur- und Medienwissenschaftlerin Annekathrin Kohout wurde mit ihrem Blog "so frisch, so gut" bekannt. Darin widmet sie sich Popkultur, Internetphänomenen und Kunst. In ihrem Buch "Netzfeminismus", das in der von ihr mitherausgegebenen Reihe "Digitale Bildkulturen" im Wagenbach Verlag erscheint, beschäftigt sie sich damit, wie digitale Medien die Diskussion um Geschlechterrollen und Diskriminierung beeinflussen. Im Netz werde vor allem über Bilder kommuniziert, erklärt Kohout:
"Dem Band liegt die Beobachtung zu Grunde, dass wir im Internet im Allgemeinen weniger mit Sprache und mehr visuell kommunizieren. Ich habe mir genau angeguckt, wie artikuliert sich ein Feminismus im Internet, und nicht dieser Feminismus, der meistens Hashtag-Aktionen macht, sondern aktiv mit Bildern meistens auf der Plattform Instagram versucht, Rollenbilder und Schönheitsideale von Frauen zu verändern."

Gegen das Tabu der stillenden Mutter in der Öffentlichkeit

Interessant fand sie zum Beispiel die Aufhebung des Tabus der stillenden Mutter wie es zum Beispiel von Gisele Bündchen auf der Plattform Instagram gezeigt werde. Während sie als Model zurechtgemacht wird, stillt sie ihr Kind.
"Ich eröffne mein Buch mit dem Beispiel von stillenden Müttern, die im Internet mit Bildern ihres Stillprozesses versuchen, die Tabuisierung des Stillens im öffentlichen Raum aufzuheben. Ich zeige allerdings auch, dass diese Bilder immer Gegenreaktionen hervorrufen. In diesem Fall waren das Frauen, die sich von den Bildern provoziert und diskriminiert fühlten, weil sie zum Beispiel nicht stillen können oder auch nicht stillen wollen und sich deswegen dort auch nicht repräsentiert sehen."
Schwarzweißbild der Autorin, die freundlich in die Kamera schaut.
Gerade im Bereich der Body-Positivity-Bewegung habe sich etwas getan, sagt Annekathrin Kohout.© privat
Was im Netz passiere, könne auch einen guten Einfluss auf den "analogen Feminismus" haben und auf ein positives Bild, das Frauen von sich haben, ist Kohout überzeugt:
"Aus meiner Perspektive gibt es schon einige Erfolge zu vermelden. Gerade im Bereich Body Positivity – so nennen sich feministische Bewegungen im Netz, die für mehr Vielfalt der Körper in der Darstellung in den Medien eintreten, das sich da auch Auswirkungen außerhalb des Netzes ergeben haben. Als profanes Beispiel hat man seit vielen Jahren bei 'Germany's next Topmodel' endlich nicht nur Zero-Size-Models, sondern es gibt eine leichte Erweiterung einiger Ideale, die nicht mehr nur im Internet sind, sondern auch unsere etablierten Medien erreicht haben."
(cosa)

Annekathrin Kohout: Netzfeminismus
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin, 2019
80 Seiten, 10 Euro

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