Aus den Feuilletons

Alles andere als Kuschelrock

Konstantin Gropper von Get Well Soon
Das neue Album von Konstantin Gropper alias Get Well Soon dreht sich um die Liebe als pathologischen Zustand, der Menschen zerstören kann. © Torben Waleczek / Deutschlandradio
Von Gregor Sander · 27.01.2016
Wenig versöhnlich geht die Ein-Mann-Band Get Well Soon auf ihrem neuen Album "Love" mit der Liebe um. Die Zuneigung wirkt darauf so wohltuend wie ein Magen-Darm-Infekt. Die Musikkritiker der Tageszeitungen sind begeistert von der tieftraurigen Schönheit der Songs.
Hält die Liebe einen Tarantinofilm aus? Oder wie David Steinitz den Regisseur in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG fragt: Würden Sie 'The Hateful Eight' für ein Kino-Date empfehlen?
Und obwohl dieser Western feuilletonauf und feuilletonab als einzige Gewaltorgie beschrieben wird, antwortet Quentin Tarantino:
"Wenn es sich um ein erstes Date handelt, würde ich sagen: unbedingt! Denn bei der Wahl des Films für ein erstes Treffen ist es wichtig, dass man hinterher etwas hat, worüber man sich unterhalten kann. Wenn ein Junge und ein Mädchen sich 'The Hateful Eight' ansehen und danach noch einen Happen essen gehen, sollten sie was zum Quatschen haben."
Ob Wolfgang Riems Musiktheater "Hamletmaschine" rendezvoustauglich ist, lässt Eleonore Büning in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG offen. Das Stück nach Heiner Müller gilt eigentlich als unaufführbar, die Rezensentin sieht das allerdings ganz anders:
"Jetzt hat das Opernhaus in Zürich den Bann gebrochen und, unter Anspannung aller Kräfte, den Beweis geführt, dass dieses Stück, gut 100 Minuten lang, glänzend machbar ist; dass die beiden großen Gesangspartien durchaus singbar und die von sechs Schlagzeugern entfesselten Fortegewitter ebenso leicht durchhörbar sind, wie die im Glissando verebbende Lamentolyrik und überhaupt die komplexe Polyphonie der musikalisierten Zustände."
Get Well Soon mit Konzeptalbum über die Liebe
Sebastian Baumgartens Inszenierung, in der neben Heiner Müller auch das Sandmännchen und Pegida auftreten, gefällt auch Julia Spinola von der Wochenzeitung DIE ZEIT
Es ist eine harte Abrechnung mit Europa, die Sebastian Baumgarten in Zürich auf die Bühne bringt: keineswegs überall stimmig, politisch mehr als inkorrekt, aber in der Wucht der plakativen Bilder, die er nach Volksbühnenmanier ineinander blendet, doch extrem aufwühlend.
Aufwühlend kann ja auch das gemeinsame Hören einer Platte beim ersten Date sein, vor allem wenn dieses Album "Love" heißt, wie das neue von "Get Well Soon". Dass man das allerdings nicht mit "Kuschelrock" verwechseln sollte, ahnt man in der Kritik der Tageszeitung DIE WELT von Frédéric Schwilden früh:
"'Love' ist ein Konzeptalbum über die Liebe als pathologischen Zustand. Über die Liebe als Krankheit." Also vielleicht dann doch nicht so datetauglich, was Konstantin Gropper, alias "Get Well Soon", da so singt.
Gropper inszeniert die Abartigkeiten, die Abgründe und findet in ihnen eine tieftraurige Schönheit. Er inszeniert die Perversion, den Betrug, nicht unbedingt als Übel, sondern als Sehnsucht, als Quelle des wahren Menschseins.
Perfekter Pop sei das, schreibt Christian Schröder im Berliner TAGESSPIEGEL und stellt doch eine gewisse Einsamkeit fest:
"Eine Einmannband ist Get Well Soon im Prinzip bis heute geblieben, auch wenn das Booklet der am Freitag herauskommenden vierten Platte zehn Mitwirkende auflistet, darunter Konstantins Schwester Verena Gropper als Kosängerin und Geigerin. Dahinter folgt ein lapidarer Satz: "All other instruments – Konstantin Gropper."
In der TAZ steht ein Rotkohl-Rezept
Küssen kann man nicht alleine, ein Album über die Liebe machen aber schon. Dass die auch durch den Magen geht, ist eine alte Weisheit. Und zum Fest der Liebe, dem Weihnachtsfest, muss es natürlich Rotkohl geben, allerdings könnte es da 2016 eng werden, wie Jörn Kabisch in der TAZ weiß:
"Oje, Kohl wird knapp. Weil 2015 die Ernte so schlecht ausfiel, drohen schon Ende des Jahres der Konservenindustrie die Bestände an Sauer- und Blaukraut auszugehen. Wer jetzt noch einen Kohl erwischt, kann den Vorrat für Weihnachten 2016 selbst sichern."
Und dann folgt tatsächlich ein Rezept für eingekochten Rotkohl, das wir hier natürlich nicht wiedergeben. Lieber wollen wir von Menschen berichten, die gar nicht geliebt, sondern einfach nur nicht gehasst werden wollen.
Die BERLINER ZEITUNG ist nun die Erste, die selbst zu juristischen Mitteln greift,
steht auf der Medienseite der TAZ. Die Kollegen der BERLINER ZEITUNG wollen sich gegen Hasskommentare in den Internetforen wehren und klagen. Angekündigt wurde dies vom Polizeireporter der Zeitung via Twitter:
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