Neu im Kino: "Mittagsstunde"

Brinkebüll-Blues

06:04 Minuten
Szene aus "Mittagsstunde": Ella und Ingwer sitzen auf einer Bank und blicken sich an. Im Hintergrund ist ein Friedhof zu sehen.
Diesmal findet Ingwer (Charly Hübner, re.) die demenzkranke Ella (Hildegard Schmahl, li.), die ihm mal wieder zur Mittagsstunde entwischt ist, auf dem Friedhof und erfährt dort ihr größtes Geheimnis. © Majestic Films
Von Anke Leweke · 21.09.2022
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Uni-Dozent Ingwer Feddersen nimmt ein Sabbatical, um sich um seine „Ollen“ in seinem Heimatdorf zu kümmern. "Mittagsstunde" erzählt von Veränderungen auf dem Land, Stillstand und Familiengeheimnissen. Ein norddeutscher Heimatfilm voller Melancholie.

Um was geht es?

Ingwer nimmt sich ein Jahr frei vom Unibetrieb in Kiel. Der Dozent will sich, wie er sagt, um „Mudder“ und „Vadder“ kümmern. Vadder Sönke nimmt erst einmal einen Schnaps, als er Ingwer wiedersieht. Mudder Ella ist hingegen dement, lebt in ihrer eigenen Welt und in ihren Erinnerungen.
Ingwers irgendwo in Nordfriesland gelegenes Heimatdorf Brinkebüll wirkt wie ausgestorben. Die Gaststätte vom Vadder wird nur noch als Proberaum von einem Square-Dance-Klub benutzt. Es gibt keinen Tante-Emma-Laden mehr, keine Schule, und auf den Feldern wird nur noch Mais angebaut.

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Ingwer scheint sich zu fragen, wie der Ort aussehen würde, wenn er geblieben wäre. Um diese Frage zu klären, springt der Film zwischen den Zeiten hin und her.

Was ist das Besondere?

„Mittagsstunde“ nach dem gleichnamigen Roman von Dörte Hansen ist ein norddeutscher Heimatfilm. Tatsächlich wird zwischendurch schönstes Platt gesprochen. Die in den 60er- und 70er-Jahren spielenden Rückblenden erzählen von Menschen, die sich mit ihrer Region verbunden fühlen.
Doch die Politik hat andere Pläne für den Landstrich. Immer mehr kleinbäuerliche Betriebe müssen schließen. Der Strukturwandel im Dorf bildet den Hintergrund einer bewegten Familiengeschichte.

Mittagsstunde
Deutschland 2022
Regie: Lars Jessen
Mit: Charly Hübner, Gabriela Maria Schmeide, Hildegard Schmal, Rainer Bock, Peter Franke, Gro Swantje Kohlhof
Länge: 96 Minuten

Ist Marret wirklich die große Schwester von Ingwer? Sind Sven und Ella seine Eltern oder Großeltern? Warum ist Marret eines Tages spurlos verschwunden? Und warum ist Ingwer der Lieblingsschüler des Dorflehrers? Je tiefer Ingwer den Familiengeheimnissen auf den Grund geht, desto zärtlicher kann er noch einmal auf Vadder und Mutter blicken.

Fazit

Alle Figuren sind präzise gezeichnet, schnell kommt man ihnen näher. Manchmal hätte man sich allerdings gewünscht, dass der Film ihre enge Bindung zu ihrem Örtchen auch in Bilder gefasst hätte. Diese sind seltsam flach, öffnen nie den Raum für die Umgebung.
Dennoch werden wir von Charly Hübners Ingwer mitgenommen in einen Film, der eine Frage aufwirft, die uns alle angeht: Was ist eigentlich Heimat?

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