Breitband Sendungsüberblick

Wie Rechte radikalisieren

59:02 Minuten
Die Spurensicherung der Polizei am Tatort in Hanau am Mittwochabend, 19.02.2020. Pappschilder mit Zahlen stehen auf einer Treppe, an dem die Opfer des rechtsextremes Anschlags lagen.
Zehn Menschen starben in Hanau. Anschließend tötete der Täter sich selbst. © imago / 7aktuell / Simon Adomat
Mit Vera Linß und Marcus Richter · 22.02.2020
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Festnahmen mutmaßlicher Rechtsterroristen in der einen Woche, ein Terroranschlag mit vielen Toten kurz darauf: Welche Rolle spielt das Netz im Zusammenhang mit rechtem Terror. Außerdem: Die Silicon-Valley-Lobby in Brüssel und Podcasts von der Polizei.
Vergangenes Wochenende wurde die rechtsextreme "Gruppe S." durch einen Polizeieinsatz in zehn Bundesländern gestoppt, bevor sie ihre Pläne für Terroranschläge in die Tat umsetzen konnte. Wenige Tage später erschoss ein Mann in Hanau aus rassistischen Motiven zehn Menschen. Insgesamt sind in Deutschland seit der Wiedervereinigung fast 170 Menschen durch rechten Terror getötet worden.
Ein wichtigen Beitrag zur Radikalisierung von Rechtsextremen leistet das Internet. Es hilft der Szene, sich zu vernetzen. Die Pamphlete oder gar Anschlagsvideos der Täter werden massenhaft geteilt. Doch wie funktioniert der Weg vom Surfen durchs Netz bis zum rechten Terror? Darüber sprechen wir mit der freien Journalistin Karolin Schwarz, die sich in ihrem neuen Buch "Hasskrieger" mit dem global vernetzten Rechtsextremismus befasst hat.

Medien und Meinungen

Nach dem Attentag in Hanau wird wieder darüber debattiert, wie eine angemessene Berichterstattung über rassistisch motivierten Terror aussehen muss. Sowohl bei den Verbrechen des NSU, der Ermordung des Politikers Walter Lübcke, dem Christchurch-Attentat in Neuseeland oder dem Anschlag auf die Synagoge in Halle gab es viel Kritik. Etwa daran, dass vorschnell berichtet wurde und es dadurch zu Fehlern kam. Dass die Sprache stark klischeebehaftet war. Dass den Tätern zu viel Raum gegeben wurde und die Perspektive der Opfer viel zu kurz kam.

Haben die Medien aus diesen Fehlern gelernt und es im aktuellen Fall besser gemacht? Der Kulturjournalist Tobi Müller mit einer Analyse.

Die Silicon-Valley-Lobby in Brüssel

Die EU hat ihre Strategie zur Förderung von Künstlicher Intelligenz vorgestellt. Sie will damit Europa zu einem "globalen Vorbild für die digitale Wirtschaft" machen und den Technikvorreitern aus China und den USA etwas entgegensetzen. Das hat einige Silicon-Valley-Firmen offenbar in Unruhe versetzt. Denn im Vorfeld kamen gleich zwei Chefs persönlich in Brüssel vorbei. Google-CEO Sundar Pichai und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
Wir sprechen mit der Ex-Europaabgeordneten Julia Reda darüber, warum die US-Konzerne so viel Angst vor den EU-Plänen haben und wie stark der Einfluss von Lobbying in Brüssel tatsächlich ist.

Ändert das Netz den Umgang mit Plagiaten?

Am 16. Februar hat der Chefredakteur von "KATAPULT" - ein Magazin über Sozialwissenschaften - in einem polemisch verfassten Kommentar Vorwürfe gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erhoben. Diese würde für ihre Rubrik "Unterm Strich", in der sie Fakten in für Social Media optimierten Bildern präsentiert, die Ideen und Zahlen von "KATAPULT" übernehmen, ohne um Erlaubnis zu bitten. Ein Vorwurf, den die "Süddeutsche Zeitung" mittlerweile bestätigte und in der Konsequenz die gesamte Rubrik "Unterm Strich" einstellte.
Dennis Kogel hat sich mit dem Fall beschäftigt und gefragt, was diese uns über den Umgang mit Plagiaten im Internet erzählt.

"Copcasts" – wenn die Polizei zum Sender wird

Auch wenn der Hype scheinbar vorbei ist - immer noch entstehen in bester "Serial"-Manier neue Podcasts, in denen ein Fall durch einen Reporter neu aufgerollt wird. Wir stellen zwei ganz spezielle True-Crime-Podcasts vor: Sie werden nicht von einer Journalistin erzählt, sondern von der Polizei selbst. Wie gut und sinnvoll solche sogenannten "Copcasts" sind, hat sich Mike Herbstreuth für uns angehört.

Netzmusik

Das Team

Moderation: Vera Linß und Marcus Richter
Redaktion: Hagen Terschüren und Jana Wuttke
Medien und Meinungen: Tobi Müller
Besprechung: Dennis Kogel
Netzkultur: Mike Herbstreuth
Netzmusik: Roland Graffé
Webredaktion: Hagen Terschüren
(hte)
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