Breitband Sendungsüberblick

Von Tätern, Opfern und Helden

38:43 Minuten
Titelseite des Nachrichtenmagazins Der Spiegel vom 22.12.2018: "Sagen, was ist"
Der Spiegel hat die Fakes der Bloggerin Sophie Hingst aufgedeckt. Das Magazin ist aber auch bekannt dafür, die Protagonisten seiner Geschichten nach Stereotypen zu stilisieren. © imago / Winfried Rothermel
Mit Katja Bigalke und Martin Böttcher · 03.08.2019
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Wie der Drang nach Storytelling zu einem Problem für den Journalismus geworden ist. Außerdem: Facebook greift in die Verschlüsselung von WhatsApp ein – was bedeutet das für die User?
Ende Mai deckte der Spiegel auf, dass die Bloggerin Marie Sophie Hingst sich eine jüdische Familiengeschichte konstruiert hatte – die sie nicht nur in ihrem Blog "Read on my dear, read on" publizierte, sondern über die sie auch bei öffentlichen Veranstaltungen sprach. Wenige Wochen nach der Veröffentlichung der Spiegel-Recherchen wurde Sophie Hingst tot in ihrer Wohnung gefunden.
Mit dem Bekanntwerden der Fälschungen aber ist die Geschichte der Bloggerin für die Medien nicht zuende. Der Spiegel beschreibt sie als Hochstaplerin, die Irish Times stilisiert sie nach ihrem Tod zum Opfer.
Beide Texte bekamen viel Aufmerksamkeit. In den sozialen Medien werden sie kommentiert und weitererzählt. Kein Wunder, denn "Betrügerinnen", "Opfer", "Helden", das alles sind Figuren, deren Stories berühren, für Aufregung und auch für Umsatz sorgen. Davon gibt es auch positive Beispiele wie die Kapitänin Carola Rackete.
Aber sollte man diese Geschichten auch immer so erzählen?
Wir wollen hinterfragen, wie Ereignisse in Geschichten verpackt werden: Leben wir in einer Aufmerksamkeitsmaschinerie, die immer heißer läuft? Welche Art von Geschichten werden immer wieder erzählt – und nach welchen Schablonen? Wie soll man mit den Menschen umgehen, über die man berichtet?
Über Inszenierungen, Zweifel, Aufmerksamkeit und die grenzenlose Lust auf Stories sprechen wir mit Christian Schicha, Professor für Medienethik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Facebook fährt die Verschlüsselung in WhatsApp zurück

Ein großer Vorteil des Messenger-Dienstes WhatsApp ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die es unmöglich macht, dass jemand anders als die Gesprächsteilnehmer die Nachrichten lesen können. Doch laut eines Berichts von Forbes plant Facebook, zu dessen Firmenuniversum WhatsApp seit 2014 gehört, dass ein Algorithmus in der App die Inhalte vor dem Verschlüsseln analysieren soll, um potenziell illegale Inhalte zu filtern.
Damit kann der Anbieter die Nachrichten zwar nicht lesen, aber trotzdem werden die Gesprächsteilnehmer überwacht. Was das für die User bedeutet, haben wir mit Dirk Engling vom Chaos Computer Club besprochen.

Speedruns: Der letzte Gegner ist die Uhr

Für die meisten Leute sind Videospiele ein Zeitvertreib, bei dem man stundenlang in eine andere Welt eintauchen, Rätsel lösen und Abenteuer erleben kann. Doch irgendwann sind die meisten Spiele zu Ende. Der finale Bösewicht ist besiegt, das letzte Rätsel gelöst, der entfernteste Winkel erkundet. Was macht man dann?
Die meisten Spieler suchen sich einfach ein neues Spiel und beginnen ein anderes Abenteuer. Andere bleiben jedoch und beginnen noch einmal von vorn. Immer und immer wieder. Denn fast jedes Spiel bietet einen Endgegner, der immer schwerer zu besiegen ist: die Uhr.
Kürzlich wurde der Weltrekord im Speedrunning für das Spiel "The Legend of Zelda – Ocarina of Time" gebrochen. Der Norweger Torje Amundsen hat das Spiel in 17 Minuten beendet, ein Durchschnittsgamer braucht dafür um die dreißig Stunden. Friedemann Brenneis über eine Subkultur, die ihre ganz eigene Art zu spielen entwickelt hat.

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Das Team

Moderation: Katja Bigalke und Martin Böttcher
Redaktion: Nora Gohlke und Jochen Dreier
Medien und Meinung: Marcus Richter
Netzmusik: Christian Conradi
Webredaktion: Hagen Terschüren
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