Brandenburg

Bauernbund verteidigt europäische Landwirtschaft

Ein abgestorbener Baum in einem Feld in Brandenburg
Die weiten Bodenflächen Brandenburgs werden zum Spekulationsobjekt für auswärtige Investoren © imago/blickwinkel
Reinhard Jung im Gespräch mit Marianne Allweis und André Hatting  · 16.07.2015
Der Geschäftsführer des Bauernbundes in Brandenburg, Reinhard Jung, fordert den ortsansässigen Bauern in den Mittelpunkt der Landwirtschaftspolitik zu stellen. Er begrüßt das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofes gegen Spekulationspreise.
Seit der Wiedervereinigung tobt in Ostdeutschland ein Kampf um das Ackerland. Die früheren LPG-Flächen sind zum Spekulationsobjekt geworden und die Bodenpreise haben sich seit 2007 fast verdreifacht. Das lockt immer mehr auswärtige Investoren nach Brandenburg. Der Europäische Gerichtshof hat gerade in einem Urteil festgestellt, dass die Treuhand-Nachfolgerin, die Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft (BVVG) deutschen Staatsbesitz nicht zu spekulativen Preisen verkaufen darf. Die Behörden dürfen das stoppen.
Kappung der Agrarsubventionen als wichtiger Hebel
Das Urteil helfe dabei, Investoren und Kapitalanleger, die in die ostdeutsche Landwirtschaft einsteigen wollten, etwas zu bremsen, begrüßte der Landwirt Reinhard Jung den Richterspruch in Luxemburg. "Der entscheidende Hebel, um wirklich etwas zu verändern, dürften in dieser Frage die Agrarsubventionen sein", sagte der Geschäftsführer des Bauernbundes in Brandenburg im Deutschlandradio Kultur. Seine Organisationen fordere seit langem dafür eine Obergrenze. Außerdem sei es wichtig, dass sich die Betriebe in der Hand ortsansässiger Landwirte befänden. "Damit stoßen wir regelmäßig auf Widerstand des Deutschen Bauernverbandes und der ostdeutschen Länderregierungen", kritisierte Jung. Sie bildeten ein "Kartell der Verhinderung".
Ortsansässige Bauern stärken
Die Agrarsubventionen seien das entscheidende Instrument, um politisch etwas zu ändern. Damit sei es möglich, ortansässige Landwirte zu stärken und auswärtige Kapitalanleger zu bremsen. Dabei handele es sich nicht nur um chinesische Anleger, sondern auch um deutsche Bürger, die beispielsweise einen Investitionsfonds hätten. Der Wandel, der sich durch die großen Investmentfonds und börsennotierten Unternehmen vollziehe, führe weg von einer Landwirtschaft, die von den Menschen in der Region getragen werde. Stattdessen gehe es hin zu einer "Konzernlandwirtschaft", die von fernen städtischen Zentralen gesteuert werde und wo die Menschen auf dem Land nur noch "billige Arbeitskräfte" seien. "Das ist das Modell Amerika, Russland – das Modell wollen wir hier nicht", sagte Jung. Stattdessen sei eine "europäische Landwirtschaft, die ja wesentlich geprägt ist durch leistungsfähige Bauernhöfe, ist ein ökonomisch wie ökologisch absolut vorteilhaftes Modell und das wollen wir verteidigen."
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