Branchenriese wächst weiter

Von Tobias Wenzel |
Unter dem Namen der Verlagsgruppe Random House waren bis jetzt 25 Verlage vereint, darunter zum Beispiel Luchterhand und Heyne. Nun plant der Branchenriese noch die Häuser DVA, Manesse und Kösel von der "FAZ"-Gruppe zu erwerben. Was bedeutet diese Machtkonzentration für die deutsche Verlagslandschaft?
Claudia Reiter: " Der Appell an die gesamte Branche muss lauten: Macht weniger Bücher und seht zu, dass ihr die Bücher, die ihr macht, einfach besser vermarktet."

Das sagte die Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Random House, Claudia Reiter im Oktober 2002. Der deutsche Buchmarkt war in die Krise geraten. Und alle Verlagsgruppen, die sich durch Zukäufe übernommen hatten, wollten sie wieder loswerden. Seitdem hat die "FAZ"-Gruppe versucht, sich von ihren Buchverlagen zu trennen und auf das Zeitungskerngeschäft zu konzentrieren. Dass es der "FAZ"-Gruppe nun gelungen ist, ihre Verlage DVA, Manesse und Kösel an Random House zu verkaufen, überrascht Branchenkenner somit nicht. Aber was bedeutet der Verkauf für die deutsche Verlagslandschaft? Und wer verbirgt sich überhaupt hinter Random House?

1980 erwarb der Gütersloher Bertelsmann Verlag die amerikanische Verlagsgruppe Random House und baute damit nur drei Jahre nach dem Kauf des wirtschaftlich bedeutenden Goldmann Verlags seine Markt führende Position in Deutschland weiter aus. Unter dem Namen der Verlagsgruppe Random House sind bis jetzt 25 Verlage vereint, darunter Verlage wie Luchterhand und Heyne. 500 Mitarbeiter sorgen dafür, dass jeden Monat in Deutschland 175 neue Bücher erscheinen. Damit besitzt Random House einen Marktanteil von 10 Prozent, im Bereich der Taschenbücher sogar von knapp 30 Prozent. Und durch den jetzigen Coup wird das Bertelsmann-Buch-Imperium noch stärker. Ganz im Sinne des Sprechers von Random House, Stuart Applebaum:

" Wir von Random House setzen weiter auf die breite Vielfalt unseres Literatur- und Sachbuchprogramms."

Die Vielfalt reiche von Büchern wie denen des Nobelpreisträgers Naipaul bis zu Ratgebern. Fragt sich nur, was die vermeintliche Vielfalt bei Random House für andere, besonders kleine und mittlere Verlage bedeutet, und ob das Kartellamt den vereinbarten Zukauf überhaupt erlaubt. Schon 2003 untersagte das Kartellamt Bertelsmann, die gesamte Ullstein-Econ-List-Gruppe zu kaufen. Das hatte Bertelsmann über die Tochter Random House aber bereits getan. So durfte Random House nur den wichtigen Taschenbuch-Verlag Heyne kaufen und musste die restlichen Zukäufe, unter anderem den Ullstein-Verlag, an die schwedische Bonnier-Gruppe, den Branchen-Zweiten in Deutschland, abtreten.

Kulturinterview: Ch. Links zur Konzentration auf dem Buchmarkt
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