Bovenschulte kritisiert Corona-Maßnahmen

Bremen will kein Beherbergungsverbot

11:20 Minuten
Blick auf den Markplatz mit leeren Tischen und Stühlen vor einem Cafe
Sperrstunde ja, Beherbergungsverbot nein: Bremen setzt beim Corona-Schutz auf einen eigenen Weg. © Gettyimages / NurPhoto / Maxym Marusenko
Moderation: Nana Brink · 14.10.2020
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Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte hält das Beherbergungsverbot für sinnlos und fordert ein bundeseinheitliches Vorgehen. An der Sperrstunde ab 23 Uhr und einem Alkoholverbot will der SPD-Politiker jedoch festhalten.
Vor dem Treffen am Mittwochnachmittag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel übt Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte deutliche Kritik am Beherbergungsverbot: "Es hat wenig rationale Grundlage, wenn es um die Bekämpfung der Corona-Pandemie geht. Es ist in sich widersprüchlich, und auf der anderen Seite stellt es die Menschen gegeneinander, stellt die Regionen gegeneinander und verbraucht den wertvollsten Rohstoff, den wir brauchen, um die Krise zu bewältigen, nämlich Solidarität."
Bovenschulte moniert vor allem das Verhalten Bayerns und anderer Bundesländer, die an dem Verbot festhalten wollen. "Als damals, vor einigen Monaten die Zahlen in Bayern sehr hoch waren und in Bremen sehr niedrig, da wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen zu sagen, wir werden jetzt ein Beherbergungsverbot für Leute aus Bayern machen."
Andreas Bovenschulte (SPD), Bürgermeister von Bremen, spricht bei einer Pressekonferenz über die aktuelle Entwicklung der Corona-Zahlen in Bremen.
Die Menschen empfinden die Situation als "ätzend", sagt Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte.© picture alliance / dpa / Sina Schuldt
Für Bremen mache das Beherbergungsverbot keinen Sinn, weil täglich über 100.000 Pendler in die Stadt kämen, nicht nur um zu arbeiten, sondern auch um einzukaufen, Kulturveranstaltungen und Freunde zu besuchen. "Das ist alles erlaubt und das soll auch so bleiben. Aber das bloße Übernachten, wenn man aus einem anderen Risikogebiet oder aus einem anderen Landkreis kommt, soll dann nur möglich sein, wenn man sich hat vorher testen lassen? Das ist Unsinn, und das merken die Menschen."
An der Sperrstunde ab 23 Uhr und einem Alkoholverbot will Bovenschulte festhalten. Doch Großveranstaltungen wie der jährliche "Freimarkt" in seiner ursprünglichen Form seien abgesagt worden. Man habe angesichts der steigenden Infektionszahlen keine andere Wahl gehabt. Jetzt komme es darauf an, dass die Politik einheitliche Regeln aufstelle, "weil die Menschen die Situation als total ätzend empfinden, was ich übrigen total nachempfinden kann".
Vom Krisenmanagement der Kanzlerin ist Bremens SPD-Bürgermeister "sehr angetan". Bremen sei ein kleines Bundesland, dessen Bereitschaft, sich an bundesweiten Regeln zu orientieren, "sehr ausgeprägt" sei.
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