Ein Feuersturm in Orkanstärke
Am 24. Juli 1943 begann das erste Bombardement der "Operation Gomorrha" auf Hamburg. In mehreren Angriffen zerstörten englische und amerikanische Flugzeuge weite Teile der Stadt. Einer der Piloten erzählte: "Unter uns brannte es wie in einem Hochofen."
"Als ich heute Abend von Babelsberg nach Berlin fuhr, traf ich im Zug einen flüchtigen Bekannten. Er ist jetzt Obergefreiter bei der Flak und hat in der Nähe Hamburgs alles miterlebt. Wie weit er übertrieben hat, ist nicht festzustellen. 200.000 Hamburger würden für tot geschätzt, es röche so nach Leichen, dass man den Geruch gar nicht aus der Nase bekäme. Nach einem der Nachtangriffe sei es bis zum nächsten Mittag nachtdunkel gewesen."
Am 10. August 1943, da Erich Kästner diesen Eintrag in seinem "Geheimen Kriegstagebuch" vornahm, lag die Folge grauenhafter Luftangriffe auf Hamburg gerade einmal sieben Tage zurück. Und offensichtlich waren die Gerüchte immer noch nicht verstummt. Tatsächlich ragten die sechs alliierten Angriffe zwischen dem 24. Juli und 3. August als kombinierte Operation in jeder Beziehung heraus aus den über 200 Luftangriffen auf Hamburg während des Zweiten Weltkriegs.
Am 10. August 1943, da Erich Kästner diesen Eintrag in seinem "Geheimen Kriegstagebuch" vornahm, lag die Folge grauenhafter Luftangriffe auf Hamburg gerade einmal sieben Tage zurück. Und offensichtlich waren die Gerüchte immer noch nicht verstummt. Tatsächlich ragten die sechs alliierten Angriffe zwischen dem 24. Juli und 3. August als kombinierte Operation in jeder Beziehung heraus aus den über 200 Luftangriffen auf Hamburg während des Zweiten Weltkriegs.
Ohnmächtige Flugabwehr
Die Verteidiger der Stadt fühlten sich ohnmächtig. Alwin Bellmann, der im Sommer 1943 als Jugendlicher bei einer Flakbatterie auf der Alster eingesetzt war, gab zu Protokoll:
"Die Engländer hatten früh Stanniolstreifen abgeworfen und damit unsere damaligen Funkmessgeräte, ähnlich wie Radargeräte, außer Gefecht gesetzt. Als die ersten Bomben fielen, waren auch die optischen Geräte nicht mehr einsatzbereit. Das heißt also: Wir haben in die Luft geschossen ohne eine Ortung."
Die Stanniolstreifen, bald "Lametta" genannt, spiegelten Luftaktivitäten vor − und täuschten auch die wenigen deutschen Jagdverbände. Nahezu ungestört konnten die Bomber bis zum 3. August über 8.300 Tonnen Spreng- und Brandbomben abwerfen. Genaue Zahlen sind bis heute nicht bekannt, aber wohl über 40.000 Menschen, darunter weit über die Hälfte Frauen und Kinder, verloren ihr Leben. Rund eine dreiviertel Million Bewohner der Stadt war obdachlos, ganze Stadtteile wie Altona, Eimsbüttel und Hoheluft wurden durch Flächenbrände komplett zerstört. Der als Navigator in einem britischen Bomber fliegende Captain Alan Forsdyke erinnerte sich:
"Der Himmel über uns war ein dunstiger, roter Nebel. Unter uns brannte es wie in einem Hochofen. Ich sah hinunter, erstaunt und sogar entsetzt. Niemand im Flugzeug sprach. Ich hatte noch nie ein solches Feuer gesehen und werde so etwas auch nie wieder sehen."
"Die Engländer hatten früh Stanniolstreifen abgeworfen und damit unsere damaligen Funkmessgeräte, ähnlich wie Radargeräte, außer Gefecht gesetzt. Als die ersten Bomben fielen, waren auch die optischen Geräte nicht mehr einsatzbereit. Das heißt also: Wir haben in die Luft geschossen ohne eine Ortung."
Die Stanniolstreifen, bald "Lametta" genannt, spiegelten Luftaktivitäten vor − und täuschten auch die wenigen deutschen Jagdverbände. Nahezu ungestört konnten die Bomber bis zum 3. August über 8.300 Tonnen Spreng- und Brandbomben abwerfen. Genaue Zahlen sind bis heute nicht bekannt, aber wohl über 40.000 Menschen, darunter weit über die Hälfte Frauen und Kinder, verloren ihr Leben. Rund eine dreiviertel Million Bewohner der Stadt war obdachlos, ganze Stadtteile wie Altona, Eimsbüttel und Hoheluft wurden durch Flächenbrände komplett zerstört. Der als Navigator in einem britischen Bomber fliegende Captain Alan Forsdyke erinnerte sich:
"Der Himmel über uns war ein dunstiger, roter Nebel. Unter uns brannte es wie in einem Hochofen. Ich sah hinunter, erstaunt und sogar entsetzt. Niemand im Flugzeug sprach. Ich hatte noch nie ein solches Feuer gesehen und werde so etwas auch nie wieder sehen."
Ein zynischer Operationsname
Der vom Chef des britischen Bomber Commands, Arthur Harris, für die gewaltige Luftoperation zur Auslöschung Hamburgs gewählte Codename "Operation Gomorrha" war so zynisch wie passend: "Da ließ der HERR Schwefel und Feuer regnen von Himmel herab auf Sodom und Gomorrha", heißt es in der Genesis, im 19. Kapitel des Ersten Buch Mose. Genau das geschah, vor allem im Nachtangriff vom 27. auf den 28. Juli 1943. Über 100.000 Sprengbomben und Brandbomben trafen die Arbeiterviertel Hohenfelde, Hamm, Billbrook, Borgfelde, Rothenburgsort, Hammerbrook und Teile von St. Georg.
Zunächst fielen überschwere Minenbomben, von den englischen Besatzungen "Blockbuster" oder "Wohnblockknacker", von Überlebenden der zylindrischen Form gemäß "Badeöfen" genannt. Sie deckten durch Druckwellen die Dächer ab. Es folgten Minen, Splitter und Brandbomben. Der Historiker Jörg Friedrich:
"In der schwülen Hochsommernacht stand die Temperatur zwischen 20 und 30 Grad. Im Zusammentreffen von Klima, Brandmischung, Verteidigungskollaps und Blockbaustruktur trat ein, was Harris' Codewort 'Gomorrha' der Operation unterlegte: Wie Abraham schaute er gegen die sündige Stadt und sah: Qualm stieg von der Erde auf wie der Qualm von einem Schmelzofen."
Traumatisierte Überlebende
Tausende von Einzelbränden vereinigten sich zu Flammenwalzen, zu einem Feuersturm in Orkanstärke, in deren Zentrum bis zu 1.000 Grad Celsius herrschten. Ein Zeitzeuge:
"Das war nur ein Stück Feuer. Vier, fünf Stadtteile zusammen. Und die Häuser sind zusammengefallen, und die Leute sind fast zu 90 Prozent nicht rausgekommen."
Wer rauskam, versuchte zu fliehen:
"Wir sind dann gelaufen über die Schienen, bis wir auch irgendwo in der Ecke zusammensackten und erst einmal ausgeruht haben. Und ich meine, da haben wir – ohne Bewusstsein – ein paar Stunden verbracht. Ich weiß es nicht mehr."
Die Folgen der "Operation Gomorrha" sind bis heute in Hamburg sichtbar. Sie leben auch fort in den oft traumatisierten Überlebenden. Ihre Erlebnisse sind Teil der Opfergeschichten des Zweiten Weltkriegs − ausgelöst durch ein deutsches Verbrecherregime, das so viel Leid in die Welt brachte.