Blick in die Glaskugel

Welche Musiker kommen 2017 groß raus?

Funken und Sterne umgeben eine Kristallkugel mit Auge darin
Was ist aus den Favoriten in 2016 geworden? Wer hat 2017 den großen Durchbruch? Musikkritiker Andreas Müller blickt in die Glaskugel. © imago/Ikon Images
Andreas Müller im Gespräch mit Vivian Perkovic · 03.01.2017
Im vergangenen Jahr hat Musikkritiker Andreas Müller schon einen Blick in die Glaskugel gewagt. Lag er richtig? Und was hält 2017 musikalisch für uns bereit?
Vivian Perkovic: Welche Musiker stehen aktuell hoch im Kurs, blickt man zum Beispiel auf "BBC Sound of 2017"?
Andreas Müller: Es ist der bekannte Mix, der ein Bild von England abgibt und wenig über das Geschehen bei uns oder international aussagt: Grime MC AJ Tracey ist dabei – Grime hat in England seit vielen, vielen Jahren eine große Bedeutung, ist aber so speziell britisch, dass es bei uns als Mainstream Musik nicht funktioniert.
Daneben finden sich gerade mal zwei Gitarrenbands: Cabbage und The Amazons – beide aber eher uninteressant. Neo-Singer-Songwriter wie Declan McKenna und Tom Grennan legen allerdings eine beeindruckende Performance hin.
Lustig ist, dass der längst sehr erfolgreiche Anderson Paak – ein Dr. Dre Protegé – in England als Newcomer gehandelt wird, genauso wie der Rag'n'Bone Man.
Zu den für uns bekannten wichtigen Namen gehört Maggie Rogers.
Perkovic: Welchen drei Acts prophezeien Sie den großen Durchbruch im Jahr 2017?
Müller: Von den Erwähnten ist Maggie Rogers die heiße Kandidatin, deren Video vom "Alaska"-Song aus der Masterklasse von Pharrell Williams viral ging.
Zudem eben Rag'n'Bone Man – eine Mischung aus Hip Hop, Gospel und Pop –, eine interessante Erscheinung. "Human", sein erstes "richtiges" Album kommt bald raus.
Loyle Carner, den finde ich persönlich auch sehr gut: britischer Rapper, ebenfalls Verbindung von Gospel, Blues und Pop – ohnehin ist gerade irgendwie viel von Blues die Rede.
Perkovic: Was ist aus Ihren Favoriten 2016 geworden? Ging die Prognose auf?
Müller: Ich hatte nur Recht mit den Frauen – wobei ich nicht mit solchen Hammeralben wie denen von Rihanna, Beyoncé und Solange gerechnet hätte…
Das Tüsn-Album ist mehr oder weniger untergegangen und die Kritikerlieblinge Hinds blieben genau dies.
Das aus München mit einer Band wie Friends Of Gas kommt, hätte ich nie erwartet.
Perkovic: Nach der US-Wahl: Welchen Wert haben Prognosen überhaupt? Lassen sich Parallelen ziehen?
Müller: Hmmm… tja, niemand untersucht ja den Musikmarkt mit demografischen Mitteln. Ich kann da keine Parallele ziehen.
Voraussagen sind schwer. Allgemein lässt sich sagen: Die Verwertung der Popgeschichte wird ungebremst weiter gehen, Mike Oldfield hat zum Beispiel "Return to Ommadawn" angekündigt.
Ein Auge sollte man auf Bibi Bourelly haben, Tochter des Jazzgitarristen. Anfang 20, geboren in Berlin, seit kurzer Zeit in New York. Rihanna hat Tracks von ihr aufgenommen, unter anderen "Bitch Better Have My Money" und hat sie in Berlin im Vorprogramm ihrer Show spielen lassen. Da kommt bald das Debüt Album – vielleicht hat sie das Zeug, eine der neuen spannenden Frauen zu werden. Schaun wir mal…
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