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Black Lives Matter ist derzeit lauter und größer als je zuvor. Viele solidarisieren sich mit den Protesten. Die Bewegungsforscherin Nicole Hirschfelder sagt: Weiße können der Bewegung nur helfen, wenn sie sich mit dem eigenen Rassismus auseinandersetzen.
Seit dem Tod von George Floyd gehen in vielen Städten in den USA Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße - nicht zum ersten Mal. Doch die Black-Lives-Matter-Bewegung ist lauter und größer als zuvor.
Nicole Hirschfelder von der Universität Tübingen forscht zu der Bewegung. Sie betont, dass die Bewegung nie weg gewesen sei und auf bestehenden aktivistischen Strukturen aufbauen könne. In der jüngsten Vergangenheit habe es außer dem Tod von George Floyd noch mehrere andere Fälle gegeben, die gezeigt hätten, dass schwarzes Leben weder im öffentlichen noch im privatesten Raum, dem eigenen Schlafzimmer, sicher sei. Die Coronakrise treffe zudem besonders die schwarze Bevölkerung. "All das kulminiert jetzt", so Hirschfelder.
Momentan heißt es häufig, dass die schwarze Bewegung mit ihren Forderungen nur Erfolg haben könne, wenn sich die weiße Mittelschicht solidarisiere und Black Lives Matter unterstütze. Es sei sehr wichtig, dass weiße Menschen sähen, dass sie ihre Privilegien einsetzen können, sagt Hirschfelder: aber "nicht aus einer Helferposition von oben herab".
Die Unterstützung könne nur aus der Überzeugung heraus Sinn machen, dass Rassismus allen schade. Sie setze außerdem voraus, dass sich weiße Menschen mit ihrem eigenen Rassismus beschäftigten, so Hirschfelder: "Bin ich in der Lage, schwarzes Leben bedingungslos zu affimieren? Oder relativiert kriminelles Verhalten wie Plünderungen, die wir jetzt auch teilweise in den Medien sehen, die Einstellung?"
Gefragt nach den Erfolgsaussichten der Proteste, plädiert Hirschfelder für vorsichtige Hoffnung, warnt aber vor zu viel Optimismus: Eine Verurteilung des Polizisten Derek Chauvin etwa, der George Floyd getötet hat, wäre ein kleiner Erfolg, aber noch kein Erfolg der Bewegung.
Es gebe derzeit einerseits Solidaritätsbekundungen in den sozialen Medien, die eher auf Likes und Klicks abzielten - und damit das Leid schwarzer Menschen ausbeuteten, so Hirschfelder. Andererseits seien viele der aktuellen Solidaritätsbekundungen aber auch hilfreich, denn sie vermittelten, dass es wichtig sei, über Rassimus zu sprechen und gegen ihn anzugehen.
(jfr)
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