"Black & Gay, Back in the Day" auf Instagram

Britisches Fotoarchiv erzählt von schwarzem Aktivismus

14:28 Minuten
Eine Frau lacht in die Kamera während sie hinter sich die Regenbogenfahne ausgebreitet hält.
Bilder von schwarzen queeren Menschen zu zeigen, wie sie ihr Leben genießen, sei ein politischer Akt, findet Mark Thompson von "Black & Gay, Back in the Day". © Unsplash/ Jakayla Toney
Robert Rotifer im Gespräch mit Gesa Ufer · 19.04.2021
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Ein Instagram-Kanal wie ein Fotoalbum: "Black & Gay, Back in the Day" dokumentiert fünf Jahrzehnte schwarzes und queeres Leben in Großbritannien. Das Archiv wächst zu einer Zeit, in der das Land intensiv über schwarze britische Identität diskutiert.
Ein fotografisches Archiv der schwarzen queeren Szene in Großbritannien verbirgt sich hinter dem Instagram-Account "Black & Gay, Back in the Day" - durchaus mit aktivistischem Charakter. "Bilder von schwarzen queeren Menschen zu zeigen, wie sie ihr Leben genießen, ist ein politischer Akt", sagt einer der Betreiber, Mark Thompson, da sie aus Gründen des Rassismus oder der Homophobie lange und oft marginalisiert wurden.
Robert Rotifer, Journalist in London, beschreibt den Instagram-Kanal als "eine Art Fotoalbum der schwarzen queeren Szene der letzten fünf Jahrzehnte". Auf den ersten Blick gebe es dort Fotos von jungen Leuten, die in Lokalen miteinander abhängen und viel Spaß haben.

Momentaufnahmen aktivistischer Events

"Bei näherer Betrachtung stellt sich dann heraus, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt, zum Beispiel von aktivistischen Events, aber auch aus nicht mehr existenten Klubs wie dem ‚Vox‘ im Südlondoner Stadtteil Brixton in den Neunzigern oder der ‚Candy Bar‘ in Soho, wo zum Beispiel regelmäßig ein Klub namens ‚Precious Brown‘ Abende für schwarze Frauen abgehalten hat."
Yvonne Taylor sei dort beispielsweise zu sehen, die schon in den 70er-Jahren Partys mit Systematic, einem lesbischen DJ-Kollektiv mit eigenem Soundsystem, im Brixton Women's Centre organisiert habe. Oder Ted Braun, der 1972 als Teil der Gay Liberation Front ein Massenküssen am Trafalgar Square mitveranstaltete.
"Dadurch, dass dieses digitale Archiv Menschen aus verschiedenen Jahrzehnten abbildet, dadurch hat es auch so eine Art generationenübergreifende, Generationen vereinende Funktion", meint Rotifer.

Aufarbeitung schwarzer Alltagsgeschichte

Das Thema der schwarzen britischen Identität werde in Großbritannien jetzt gerade sehr heiß diskutiert. Ein von der Regierung Boris Johnsons in Auftrag gegebener offizieller und zurecht hoch umstrittener Report habe dem Land bescheinigt, dass es keinen institutionellen Rassismus gebe.
Ein interessanter Aspekt sei auch, dass "Back in the Day" für "ein verklärtes Damals" stehe. "Man hat ja früher gesagt, dass Retro ein weißes Phänomen wäre", sagt Rotifer. "Aber das ist jetzt keineswegs mehr genau so, wo es doch auch eine immer stärkere Tendenz zur kulturellen Aufarbeitung schwarzer Alltagsgeschichte und Aktivismusgeschichte gibt." Das sei womöglich auch eine Art Zuflucht in die Welt der Erinnerungen – gerade in Zeiten der Pandemie.
(cwu)
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