Bingen: Deutschland muss Sensibilität für die polnischen Verluste zeigen

11.12.2007
In der Debatte über eine Rückgabe der Handschriftensammlung "Berlinka" an Deutschland hat der Direktor des Deutschen Polen-Instituts, Dieter Bingen, um Verständnis für die polnische Haltung geworben.
Bingen verwies auf die willentliche Zerstörung polnischer Kulturgüter durch die Nationalsozialisten während ihrer Besatzungsherrschaft im Zweiten Weltkrieg. Das Bewusstsein für die Verluste auf polnischer Seite sei in Deutschland "sehr viel weniger vorhanden, als sich das die polnische Seite gerade auch im Zusammenhang mit der Diskussion über eine Rückführung von Kulturgütern wünscht und wünschen darf". Damit auf polnischer Seite die Bereitschaft wachse, die in Krakau befindliche "Berlinka" ganz oder zum Teil an Berlin zurückzugeben, müssten die deutschen Verhandlungspartner deutlicher Verständnis für die polnische Haltung zeigen und dies "durch eine Symbolik und auch durch Äußerungen glaubhaft hörbar" machen.

Laut Bingen könnte die deutsche Seite über die Rückgabe geraubter polnischer Kulturgüter hinaus den Nachbarn Schriftstücke aus deutschen Sammlungen zur Verfügung stellen, die für die Geschichte Polens wichtig seien. Dies würde eine "Großzügigkeit" zeigen, die auf polnischer Seite zu einer größeren Offenheit hinsichtlich einer Rückgabe der "Berlinka" führen könnte. Der Direktor des deutschen Polen-Instituts verwies zugleich darauf, dass die Handschriftensammlung in Krakau auch Interessierten aus Deutschland zugänglich sei. Er reagierte damit auf Äußerungen des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann. Dieser hatte in der vergangenen Woche im Deutschlandradio Kultur betont, dass polnische Wissenschaftler und Rechercheure jederzeit Einsicht in deutsche Sammlungen nehmen könnten.

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