Bill Gates: "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern"

Plötzlich ist Kernkraft wieder eine Alternative

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Cover von Bill Gates: "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern"
In seinem Buch plädiert Gates für die Entwicklung kleiner Atomkraftwerke sowie Fusionsreaktoren. © Deutschlandradio/Piper Verlag
Von Johannes Kaiser  · 10.03.2021
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Der Klimawandel bedroht den Erfolg von Bill Gates humanitären Projekten. Der Microsoft-Gründer und Stifter setzt auf der Suche nach Lösungen auf neue Technologien. Aber auch auf Atomstrom.
Nur wenn die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null gesenkt würden und erneuerbare Energien weltweit bezahlbaren Strom für alle lieferten, ließe sich eine Klimakatastrophe gerade für die Ärmsten der Armen vermeiden, so Bill Gates in seinem Buch.
Für den Microsoftgründer sind die Beweise für den menschgemachten Klimawandel eindeutig. Deswegen geht der Microsoftgründer auf die wichtigsten Fakten wie zum Beispiel die Zunahme von Treibhausgasen in der Atmosphäre, den weltweiten Temperaturanstieg oder den steigenden Meeresspiegel nur relativ kurz ein.

Industriestaaten sind in der Pflicht

Verantwortlich für den Temperaturanstieg sind für Gates vor allem die Industrienationen und deswegen müssten sie langfristig wirkende Lösungen finden. So stoße ein neues Kraftwerk, das fossiles Gas verbrennt, zwar kurzfristig gegenüber Kohle weniger Co₂ aus, verhindere auf lange Sicht aber das Null-Emissionsziel, weil es weitere 40 Jahre in Betrieb bliebe und so lange über 2050 hinaus Co₂ Emissionen erzeuge.

Außerdem sprachen wir mit dem Potsdamer Klimaforscher Falko Ueckerdt über das Buch: Audio Player

Nur erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie sowie neue Speichertechniken, könnten das Null-Emissionsziel erreichen. Hinzukämen Wasserkraft und Geothermie.

Fürsprecher der Atomkraft

Außerdem plädiert Bill Gates für die Entwicklung kleiner Atomkraftwerke sowie Fusionsreaktoren. Beides hält er für sicher. Zudem propagiert er Kohlendioxidrückgewinnung und unterirdische Speicherung.
Erwartungsgemäß setzt Bill Gates auf neue Technologien. Dazu bedürfe es allerdings massiver staatlicher wie privater Forschungsförderung. Er ist überzeugt, dass Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen neue Formen der Energiegewinnung und -speicherung sowie Energieeinsparung finden.

Eigene Interessen stehen im Vordergrund

Nicht ganz uneigennützig hat er auch deshalb eine Investorengruppe ins Leben gerufen, die dafür Risikokapital bereitstellt und sich natürlich gute Gewinne erhofft.
Wichtig ist dem Ex-Unternehmenschef vor allem, die Kosten für neue Technologien, den von ihm so benannten Ökozuschlag, zu senken, wie das bereits bei der Photovoltaik und der Windkraft gelungen ist.
Noch ist Ökostrom teurer als Strom aus fossilen Brennstoffen. Den Preisunterschied rechnet er detailliert für sämtliche Bereiche der industriellen Produktion und des individuellen Konsums vor. Gelingt es, den Ökozuschlag drastisch zu reduzieren und erneuerbare Energien gleichteuer oder sogar billiger als fossile Energien zu machen, werden sie sich, so Gates, weltweit durchsetzen.

Kaum Neues für Kenner der Klimadebatte

Wer die Klimadiskussion verfolgt, wird in Gates Buch kaum Neues finden. In zwölf Kapiteln geht er auf die verschiedenen wirtschaftlichen Bereiche von der Stromerzeugung bis zum Kühlen und Heizen ein und macht Vorschläge zur Lösung der Probleme.
Seine Vorschläge sind wenig überraschend und beziehen sich vor allem auf die Vereinigten Staaten. Aber sie klingen pragmatisch, zielstrebig und kostenorientiert. Dazu kann Bill Gates gut verständlich und mit überzeugenden Bildern erklären, warum wir jetzt handeln müssen.

Der Promifaktor hilft

Noch basiert unser tägliches Leben, so der Autor, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, vom Morgenmüsli über die Kleidung und das Auto bis zur Zahnbürste auf dem Einsatz fossiler Brennstoffe. Das zu ändern wird schwer, doch Bill Gates ist optimistisch.
Angesichts seiner Prominenz hat er gute Chancen, bei Politik, Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürgern Gehör zu finden.

Bill Gates: "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern"
Aus dem Amerikanischen von Karsten Petersen und Hans-Peter Remmler
Piper, München 2021
315 Seiten, 22 Euro

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