Bilderbuch

Tiere retten vor den Hotel-Inspektoren

Blumenschmuck und Gläser auf einem Tisch in einem Hotel
Blumen für die "allerfeinsten" Hotels liefern "Zubert" und seine Mutter in der Bilderbuchgeschichte von Charlie Sutcliffe. © imago/Westend61
Von Sylvia Schwab |
"Zubert" heißt der titelgebende, kleine, kantige Held in Charlie Sutcliffs Bilderbuch. Mit seiner Mutter verteilt er Blumen in den vornehmen Hotels der Stadt. Besonders die in erdigem Ton gehaltenen Bilder in diesem fantasievollen Märchen faszinieren.
Es gibt Bilderbücher, die auf den ersten Blick verunsichern, auf den zweiten Blick aber umso mehr gefangen nehmen. Weil sie uns zum Staunen bringen, Neues entdecken lassen oder ganz einfach durch ihre Machart faszinieren. "Zubert" ist solch ein Bilderbuch. Ein merkwürdiger Name, eine kantige kleine Figur - roter Kapuzenpulli, olivfarbene Hose, pieksige schwarze Haare - ungewohnt gedeckte Farben und Illustrationen.
Zubert belädt mit seiner Mutter den Lieferwagen mit Blumen für die vornehmen Hotels der Stadt. Sie brausen durch wimmelige Straßen mit kuriosen Passanten, die mit ihren großen runden Köpfen und kleinen Körpern an japanischen Mangas erinnern. Doch nicht nur menschenähnliche Figuren laufen da herum, auch Hunde, Buchstaben, eine Zwiebel. Und was die Menschen sagen, sieht man – ähnlich den Sprechblasen im Comic - auf kleinen kompakten Tafeln über ihnen schweben
In dieser Mischung aus Wimmelbilderbuch und Comic, Suchgeschichte und Manga geht es weiter: Im "allerfeinsten" Hotel muss Zubert auf seine Mutter warten, doch als er sich so richtig langweilt, taucht ein Schwarm erschöpfter Zwingelzwangels auf. Schwarz-weiß gestreifte Wesen, halb Biene, halb Hase. Die müssen sofort ganz viele Tiere vor den Hotel-Inspektoren retten. Das sind penible Herren, die prüfen, ob alles tipptopp ist. Und so wird eilig eine Büffelherde, eine Affenhorde, der Riesentintenfisch aus dem Pool und der Elefant in der Küche vor den Kontrolleuren versteckt. Mit viel Grips und noch mehr Zauberei.
Türkise Büffel und ein roter Riesentintenfisch
Ein Märchen erzählt Charlie Sutcliffe, eine Fantasiegeschichte mit viel Witz, wie Kinder sie gerne mögen. Doch das eigentlich Besondere sind seine Bilder. Sie bersten förmlich vor Schnarchblasen, Büffelgalopp, Affengeschaukel und Krakententakeln. Zwingelzwangel-Flügel und Monstermaus-Arme sprengen fast die Seiten, der Schwung der Illustrationen reißt mit. Gesteigert wird dieser Schwung durch eine für Bilderbücher ungewohnt erdige Farbigkeit. Aus den Ocker- und Brauntönen springen Zuberts rote Kapuze, die türkisen Büffel, der rote Riesentintenfisch und der türkise Elefant leuchtend hervor. Am Ende hat man so viel Neues gesehen, dass man regelrecht erleichtert ist, als alles wieder "blitzblank" ist.
Denn wenn der Ablauf der Geschichte klar ist, kann man sich endlich mit den akribisch fein gestalteten Details beschäftigen: Mit den Ton-in-Ton gehaltenen Hintergründen im Wolken- oder Tapetenmuster. Mit den versteckten Seitenzahlen und Buchstaben, Schildchen und Täfelchen. Mit den kleinen Mäusen und der Katze Kaspar, die durch fast jedes Bild geistern. Mit den Bienen und Spatzen, die sich überall listig verstecken. Da werden die genaue Beobachtung zum Extra-Vergnügen und der rasante Abenteuer-Spuk zur Suchbild-Geschichte. Und wenn man hinten angekommen ist, beginnt man am besten gleich wieder von vorne.

Charlie Sutcliffe: Zubert
Aus dem Englischen von Susanne Koppe
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2014
32 Seiten, 16,90 Euro, ab 5 Jahren

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