Bilderberg-Konferenz in Dresden

Wie Eliten Politik organisieren

Auf einem abgesperrten Parkplatz in Dresden (Sachsen) stehen am 08.06.2016 zwei Wasserwerfer der Polizei, ein gepanzertes Polizeifahrzeug sowie weitere Polizeifahrzeuge. Vom 09. bis 12. Juni 2016 findet im Hotel Taschenberg Kempinsky die Bilderberg-Konferenz statt. Auf der Konferenz diskutieren Politiker, Wirtschaftsbosse, Akademiker und Medienvertreter hinter verschlossenen Türen über das Weltgeschehen. Foto: Arno Burgi/dpa (zu dpa «Bilderberg: Geheime Weltregierung oder Infobörse der Mächtigen?» vom 08.06.2016) |
Vorbereitungen zur Bilderberg-Konferenz in Dresden © dpa-Zentralbild
Björn Wendt im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 09.06.2016
In Dresden tagt ab heute wieder die Bilderberg-Konferenz. Sie ist von Legenden umrankt: Dort tage die geheime Weltregierung, meinen Verschwörungstheoretiker. Der Politikwissenschaftler Björn Wendt lüftet einige Geheimnisse dieses Elite-Treffens.
Mit Mächtigen aus aller Welt tagt seit Donnerstag in einem Dresdner Luxushotel die Bilderberg-Konferenz, und zwar hinter verschlossenen Türen: Es ist das 64. Treffen der Mächtigen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Bis Sonntag wollen die rund 130 Teilnehmer über das Weltgeschehen und die Stärkung der transatlantischen Beziehungen beraten.

Für Verschwörungstheoretiker steht fest: Dort tagt die geheime Weltregierung und fasst Beschlüsse über das Schicksal der Welt – ganz ohne demokratische Legitimation.
Der Politikwissenschaftler Björn Wendt, auch Autor eines Buches über die Bilderberg-Gruppe, berichtet im Deutschlandradio Kultur von seinen Recherchen. Bei diesen Treffen gehe es vor allem um die Pflege von Kontakten, erklärt er. Dabei seien allerdings auch stets Machtinteressen im Spiel.

Die Herstellung von Soft-Power

Verbindliche Entscheidungen würden dort aber nicht getroffen:
"Es geht eher um andere Sachen, zum Beispiel um die Herstellung sogenannter Soft-Power. Das heißt, es wird versucht, einen allgemeinen Konsens oder einen relativ breiten Konsens über bestimmte Themen herzustellen. Dieser Konsens bildet die Grundlage für spätere Entscheidungen in staatlich legitimierten, formellen Gremien. Man muss diese Veranstaltung auch in Beziehung zu den formellen Entscheidungen sehen."

Aufbau einer "Reputationsmacht"

Bei der Bilderberg-Konferenz seien Vertreter großer Konzerne, Superreiche, Mitglieder des Hochadels und der Geheimdienste dabei, sagte Wendt – systemkritischen Gruppierungen seien nicht vertreten. Die Geheimhaltung des Treffens diene einem bestimmten Zweck, meinte er:
"Sicherlich ist das auch ein Mittel, sich nach außen hin als sehr mächtig zu präsentieren - dass man so Strategien hat, die man in der Wissenschaft Reputationsmacht nennt, dass man versucht, sich einen großen Ruf aufzubauen, um von vornherein bestimmte Konflikte zu entschärfen."

Die Bilderberg-Konferenz war 1954 gegründet worden, um den Dialog Europas mit Nordamerika zu fördern. Der Name wurde vom ersten Tagungsort, dem Hotel de Bilderberg in Oosterbeek in den Niederlanden, übernommen.
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