Bild dir keine Meinung
Ob in der politischen Talk-Runde, im Feuilleton oder in der Disco, beim Gespräch über die Musik: Überall wird Meinung gemacht. Großzügig werden Lob und Kritik verteilt. Mal ist es das neue Buch des Nobelpreisträgers oder das Kleid der Kanzlerin, nichts und niemand ist vor Beurteilung sicher. Meinungsstärke gilt als Tugend, und nur, wer weiß, was er will, bekommt es auch.
Doch ist die ewige Meinungsmache nicht ermüdend? "Sich des Urteils enthalten, heißt unbegrenzt hoffen", schrieb F. Scott Fitzgerald. Sieht die Zukunft nicht tatsächlich viel versprechender aus, wenn man nicht damit rechnen muss, dass sie sogleich der Kritik unterworfen wird? Ist die Literatur, als Ort der Offenheit, nicht der letzte Hort sich widersprechender Stimmen? Und sind nicht literarische Figuren, die sich jedes Urteils enthalten - von Musils "Mann ohne Eigenschaften" bis zu einem Nick Guest in Alan Hollinghursts "Die Schönheitslinie" - in ihrer Chamäleonhaftigkeit überaus spannende Charaktere?
Das Feature erkundet eine Welt unter ständigem Meinungsdruck, porträtiert diese Helden der Meinungslosigkeit und erinnert daran, dass jeder frei ist, auch mal keine Meinung zu haben.
Das Feature erkundet eine Welt unter ständigem Meinungsdruck, porträtiert diese Helden der Meinungslosigkeit und erinnert daran, dass jeder frei ist, auch mal keine Meinung zu haben.