"Ich als Verein musste reagieren": Deinfussballclub.de und was der Fan verändern kann
05:31 Minuten
Die meisten größeren Fußballvereine stehen zu Demokratie etwa genauso wie China.
Die meisten größeren Fußballvereine stehen zu Demokratie etwa genauso wie China. Oft regiert einen Kaiser und seine Funktionäre - und auf der anderen Seite dürfen die Fans mitjubeln. Auch beim ewigen Zweitligisten Fortuna Köln war das lange Zeit so - der schillernde Patriarch und Sanitärhändler Jean Löring führte den Club mit eiserner Hand und pumpte Millionen in den Club, der es für eine Spielzeit sogar in die erste Bundesliga schaffte. Unvergessen der Moment, als Löring während einer Halbzeitpause seinen Trainer Toni Schumacher entließ und mit den Worten "Ich als Verein musste reagieren" das Trainer-Ruder selbst in die Hand nahm.
Mangelnde Demokratie im Club - ein Problem, für dass deinfussballclub.de die Lösung sein möchte. Zum Ende von Lörings 34 Jahre weilender Amtszeit war Fortuna Köln 2001 in die vierte Liga abstiegen und kämpfte mit ernsten Finanzproblemen. Nun wird alles anders. Bei Fortuna Köln soll nun jeder Fan als "Verein reagieren" dürfen. Aus den Ruinen des Traditionsvereins hat eine Firmenallianz um den repräsentativen Fussballfilmer Sönke Wortmann eine augenscheinlich basisdemokratische Web 2.0-Community errichtet. Zahlende Mitglieder können hier nicht nur vor jedem Spiel ihre Lieblings-Mannschaftsaufstellungen einreichen, sie werden auch für allerhand hochbrisante Abstimmungen (zu den Bierpreise und dem neuen Maskottchen) zu Rate gezogen. Der Preis fürs Dabeisein: 39,95 pro Jahr. 30 Euro hiervon fließen in die Vereinskasse, die restlichen 9,95 in den Betrieb des todschick anmutenden Web-Portals. Dafür gibt es auch Webcams aus dem Vereinsbüro, etliche Foren, Backstage-Blogs, Spielberichte und zwei Fünftliga-Freikarten pro Jahr und Fan.
Fast schon fühlt man sich erschlagen von dem großen Angebot, der gediegenen Grafik, die eher wenig mit lehmigen Kickerplätzen und dem rauhem Klima der fünften Liga zu tun hat. Deinfussballclub.de erinnert eher an die vielen Fußball-Managerspiele - dabei ist erstmal alles reel.
Das Vorbild von deinfussballclub.de kommt aus England und heißt www.myfootballclub.co.uk. Im Gegensatz zum MFC werden die rund 30.000 registrierten Fans hier zu echten Mitbesitzern des Vereins - die 11.700 Kölner "Co-Trainer" besitzen nur ein theoretisches Mitbestimmungsrecht gegenüber der Community-Betreiberfirma, die zwar 49% der Anteile an der Fussballmanschaft innehält, aber streng juristisch nicht an die Fan-Wünsche gebunden ist.
Ist dieses sogenannte Crowdsourcing-Konzept also so echt wie deutsche Vereinsmeierei, so aufregend wie die Personalunion von Jürgen Klinsmann und Uli Hoeness? Oder werden hier nur emotionalisierte Fans vor den Karren kühler Investoren gespannt?
Was in Köln eher zählt, ist interaktives Entertainment. Und natürlich: auf dem Platz. Da konnte sich das internettrainierte Fortuna-Team noch nicht profilieren. Das erste Ligaspiel nach der Winterpause musste wegen widriger Wetterverhältnisse verschoben werden.
Bild: (c) Deinfussballclub.de
Mangelnde Demokratie im Club - ein Problem, für dass deinfussballclub.de die Lösung sein möchte. Zum Ende von Lörings 34 Jahre weilender Amtszeit war Fortuna Köln 2001 in die vierte Liga abstiegen und kämpfte mit ernsten Finanzproblemen. Nun wird alles anders. Bei Fortuna Köln soll nun jeder Fan als "Verein reagieren" dürfen. Aus den Ruinen des Traditionsvereins hat eine Firmenallianz um den repräsentativen Fussballfilmer Sönke Wortmann eine augenscheinlich basisdemokratische Web 2.0-Community errichtet. Zahlende Mitglieder können hier nicht nur vor jedem Spiel ihre Lieblings-Mannschaftsaufstellungen einreichen, sie werden auch für allerhand hochbrisante Abstimmungen (zu den Bierpreise und dem neuen Maskottchen) zu Rate gezogen. Der Preis fürs Dabeisein: 39,95 pro Jahr. 30 Euro hiervon fließen in die Vereinskasse, die restlichen 9,95 in den Betrieb des todschick anmutenden Web-Portals. Dafür gibt es auch Webcams aus dem Vereinsbüro, etliche Foren, Backstage-Blogs, Spielberichte und zwei Fünftliga-Freikarten pro Jahr und Fan.
Fast schon fühlt man sich erschlagen von dem großen Angebot, der gediegenen Grafik, die eher wenig mit lehmigen Kickerplätzen und dem rauhem Klima der fünften Liga zu tun hat. Deinfussballclub.de erinnert eher an die vielen Fußball-Managerspiele - dabei ist erstmal alles reel.
Das Vorbild von deinfussballclub.de kommt aus England und heißt www.myfootballclub.co.uk. Im Gegensatz zum MFC werden die rund 30.000 registrierten Fans hier zu echten Mitbesitzern des Vereins - die 11.700 Kölner "Co-Trainer" besitzen nur ein theoretisches Mitbestimmungsrecht gegenüber der Community-Betreiberfirma, die zwar 49% der Anteile an der Fussballmanschaft innehält, aber streng juristisch nicht an die Fan-Wünsche gebunden ist.
Ist dieses sogenannte Crowdsourcing-Konzept also so echt wie deutsche Vereinsmeierei, so aufregend wie die Personalunion von Jürgen Klinsmann und Uli Hoeness? Oder werden hier nur emotionalisierte Fans vor den Karren kühler Investoren gespannt?
Was in Köln eher zählt, ist interaktives Entertainment. Und natürlich: auf dem Platz. Da konnte sich das internettrainierte Fortuna-Team noch nicht profilieren. Das erste Ligaspiel nach der Winterpause musste wegen widriger Wetterverhältnisse verschoben werden.
Bild: (c) Deinfussballclub.de