Berufswechsel in der Coronazeit

In der Krise den Neubeginn wagen

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Ein Gemälde von Paul Klee ziegt viele durch die Fläche surrende Pfeile, sie schlagen alle eine unterschiedliche Richtung ein.
Einschneidende Erlebnisse führen dazu, dass sich Werte verschieben, sagt Bernd Slaghuis. © Imago / Everett Collection
Bernd Slaghuis im Gespräch mit Ute Welty · 24.07.2021
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Viele Menschen haben die Coronazeit genutzt, um ihren Job zu wechseln. Nicht aus der Not heraus, sondern weil die Pandemieerfahrung ihren Blick auf das, was im Leben wichtig ist, verändert habe, erklärt Karrierecoach Bernd Slaghuis.
Mitten in der Pandemie wollen viele Menschen den Job wechseln und sich beruflich neu orientieren. Es seien gar nicht mal so sehr diejenigen, die beruflich besonders stark von der Krise betroffen seien wie etwa Beschäftigte in der Eventbranche, sagt der Kölner Karrierecoach Bernd Slaghuis. "80, 90 Prozent meiner Klienten kommen aus eigenem Antrieb, aus einer Eigenmotivation heraus, etwas verändern zu wollen."
Angefangen habe dieser Trend im Frühjahr 2020, und zwar am Ostermontag, so Slaghuis. "Wir waren so richtig mitten in der Krise. Es war alles neu, es war alles unsicher. Und ich hatte Klienten im Coaching, die mir gesagt haben: 'Ich habe letzte Woche gekündigt. Das passt nicht mehr. Ich habe keinen Plan B, wo es hingehen soll, aber für mich war klar, ich muss was verändern'."

Im Homeoffice einen Plan B entwickeln

Einen derart radikalen Schritt geht die Mehrzahl von Slaghuis' Klienten allerdings nicht. Die komme eher mit der Erkenntnis in sein Coaching: "Das ist nicht mehr das Passende für die nächsten Jahre, ich habe das reflektiert und möchte mir jetzt in der Krise, wo ich vielleicht im Homeoffice auch ein bisschen mehr Ruhe habe, einen Plan B entwickeln für später."
Dass gerade in der Pandemie bei vielen ein Veränderungswunsch entsteht, ist für den Coach keine Überraschung. Denn einschneidende Lebensereignisse führten dazu, dass sich Werte verschöben. Und ein solches Ereignis sei auch die Coronakrise, die "damit auch den Blick auf das, was uns im Leben und auch im Beruf wichtig ist, stark verändert".

Krasse Berufswechsel sind selten

Krasse Berufswechsel kommen Slaghuis zufolge dabei aber eher selten heraus: Ich arbeite überwiegend mit ganz normalen Angestellten", berichtet er. "Es ist eben nicht der Topmanager, der die fünf Millionen auf dem Konto hat und sich überlegt, ich verwirkliche mich selbst und mache die Südsee-Bar auf. Sondern dagegen spricht häufig das Haus, das abbezahlt werden muss, die Familie, die oftmals da ist – und am Ende auch eine fehlende Ausbildung."
Deshalb gehe es in den meisten Fällen darum, sich zu überlegen, was an Fachwissen, Berufserfahrung, an Stärken und Talenten da seien und wie sich diese in einem anderen Kontext oder in einer anderen Branche einsetzen ließen.
(uko)
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