Es beginnt mit einer Theaterpremiere. Ein Stück von Amma Bonsu wird uraufgeführt. Amma ist eine schwarze Autorin, Anfang 50, mit wasserstoffblonden Dreadlocks, die hochstehen wie Kerzen auf einer Geburtstagstorte. Amma Bonsu trägt nur silber- oder goldfarbene Schuhe und überhaupt einen so schrägen Look, dass es ihrer 19-jährigen Tochter Yazz peinlich ist, mit ihrer Mutter gesehen zu werden. Amma ist klein, Hüften und Schenkel typisch afrikanisch. Wie gemacht zur Sklavin, hatte ein Regisseur einmal zu ihr gesagt, als sie für ein Stück über Sklavenbefreiung vorsprach, worauf sie gleich wieder ging. Als Schauspielerin hat sie keinen Erfolg, aber jetzt als Autorin und Regisseurin.

Genaugenommen zum ersten Mal. Und jetzt will sie bei der Premiere zusammen mit Familie, Freunden und wichtigen Bekannten feiern. Die Gäste trudeln ein. Jeder und vor allem jede hat Amma auf einem Stück ihres Weges begleitet, durch ihr Leben als unabhängige Künstlerin, als Aktivistin in einer schwarzen politischen Frauengruppe, als Berühmtheit der Londoner Hausbesetzerinnen- und Lesbenszene, die Bernardine Evaristo quicklebendig, mit Tempo und mit Witz beschreibt. Männer kommen in dem Buch auch vor, zum Beispiel Yazz' Erzeuger, der ein liebevoller Vater für seine Tochter ist, und damit viel mehr als lediglich der Samenspender, der er nur sein sollte.

Bernardine Evaristo fächert einen reichlich exotischen Freundeskreis auf mit so unterschiedlichen, interessanten, warmherzigen und sogar bitterbösen Charakteren. Wie Nzinga, eine Radikalfeministin, die ihre Partnerin nach dem ersten Liebesrausch in einer geistigen, seelischen und körperlichen Gefangenschaft hält. Bernardine Evaristos „Mädchen, Frau etc.“ liest sich wie das pralle Leben, wunderbar leicht, aber nicht süffig. Schauplatz ist nicht nur die Londoner alternative, Kunstszene, es geht rund um die Welt.

„Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo schenke ich meiner Freundin Klaudia. Die ist Afrika-Expertin und dort durch ganz viele Länder gereist.