Fabio Luisi debütiert bei den Berliner Philharmonikern
1716 erfolgte auf einer Anhöhe die Grundsteinlegung der Wiener Karlskiche. Mozart erlebte mit, wie aus der Baustelle. Danach erwuchs aus der Baustelle ein Kennzeichen der Musikmetropole, an dem schon Mozart vorbei ging. © Unsplash / Eric Hong
Wiener Wiederentdeckungen

Ob Oper oder Konzert, Fabio Luisi gehört seit langem zu den weltweit renommierten Dirigenten. Und dennoch hat er bislang nie die Berliner Philharmoniker dirigiert. Endlich gibt er sein spätes Debüt. Mit dabei: der Pianist Evgeny Kissin.
Drei Namen, zwei Unbekannte: Marianne von Martínez, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schmidt. Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle in und für Wien komponierten. Mozart schrieb dort sein A-Dur-Klavierkonzer, eines der bedeutendsten seiner Art, 1786 für den eigenen Bedarf. So weit, so populär.
Aber wer ist Marianne von Martínez, mit deren Sinfonie der italienische Dirigent Fabio Luisi seine Visitenkarte bei den Berliner Philharmonikern abgibt? Auch sie kam aus der Mozart-Zeit, war noch einige Jahre älter als das große Genie der Wiener Klassik, das sie auch um etliche Jahre überlebte.
Die erste Frau
Die Wiener Diplomatentochter gehörte zu den feinen Kreisen in der Donaumetropole des 18. Jahrhunderts, wo sie bald als umfassend begabte Musikerin von sich reden machte und als erste Frau in die damals berühmte Accademia Filarmonica von Bologna aufgenommen wurde. Man kann gespannt sein, wie ihre Musik heute neben jener Mozarts wirkt.
Franz Schmidt kam aus Preßburg, dem heutigen Bratislava, nach Wien. Anders als Name und Geburtsort vermuten lassen, hatte Schmidt ungarische Wurzeln, und seine Musik ist ein typisches Produkt der faszinierenden Vielfalt des späten Habsburgerreiches.
Der letzte Romantiker
Geboren 1874, im gleichen Jahr wie Arnold Schönberg, war Schmidt zu Zeiten von Gustav Mahler Cellist im Orchester der Wiener Hofoper. Später wurde er einer der einflussreichsten Kompositionslehrer Wiens – ein später Romantiker mit sehr eigenständiger Musik, gipfelnd in dem monumentalen Hauptwerk „Das Buch mit sieben Siegeln“, einem Oratorium nach der Offenbarung des Johannes.
Wie das Oratorium haben es auch die vier Sinfonien Schmidts verdient, viel mehr beachtet zu werden. Bei den Berliner Philharmonikern waren Aufführungen bisher nur Einzelfälle, aber Chefdirigent Kirill Petrenko hat bereits eine Sinfonie dirigiert und nun mit Fabio Luisi einen Gastdirigenten gewonnen, der sich seit Jahrzehnten für die Musik von Franz Schmidt einsetzt.
Live aus der Philharmonie Berlin
Marianne von Martínez
Sinfonia C-Dur
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 23 A-Dur KV 488
ca. 20.50 Konzertpause:
„Offenbarungen – Der Komponist Franz Schmidt“
Von Olaf Wilhelmer
Franz Schmidt
Sinfonie Nr. 2 Es-Dur
Evgeny Kissin, Klavier
Berliner Philharmoniker
Leitung: Fabio Luisi