Der Preis der Authentizität
In "24 Wochen" treffen Schauspieler auf Laienschauspieler. Das Stilmittel zeichnet den einzigen deutschen Wettbewerbsfilm bei der Berlinale zwar aus, führt aber auch zu Problemen, wie Schauspieler Bjarne Mädel verrät.
Gestern hatte auf der Berlinale der einzige deutsche Wettbewerbsbeitrag Premiere: "24 Wochen" heißt der Film der jungen Regisseurin Anne Zohra Berrached: In diesem emotional sehr bewegenden Film geht es um ein Paar, das ein schwer behindertes Kind erwartet, und sich mit dem Thema "Spätabtreibung" konfrontiert sieht.
Eine Besonderheit des Films ist, dass Regisseurin Berrached etliche Rollen ihres Films mit Laien besetzt hat. Echte Ärzte spielen Ärzte, echte Pfleger spielen Pfleger. Darüber hat unser Kollege Holger Hettinger mit Schauspieler Bjarne Mädel gesprochen, der die Vorteile beim Dreh anpreist:
"Du musst nicht darüber nachdenken, ob der Kollege das gut gespielt hat oder gut geguckt, denn das ist einfach ein Arzt, der weiß, was er tut - und wenn der das sagt, dann stimmt das so. Man konnte dem auch sehr vertrauen."
Authentizität um jeden Preis?
Das Konzept funktioniere aber nicht immer, kommentiert Hettinger: "Teilweise gingen die Dialoge gar nicht auf." Schauspielerei lebe von Stilisierung. Schauspieler seien sich handwerklich ihrer Sache sehr bewusst. Hettinger: "Dass man sich ganz genau überlegt: Wie kommt das an - und wie kommt das rüber? Dieses Spiel auf ein Gegenüber hin, das ist letztendlich die große Schauspielkunst." Sowieso sei der Kampf um Authentizität typisch für unsere Zeit.
Auch Schauspieler Bjarne Mädel gesteht Nachteile bei der Improvisation:
"Es war manchmal gar nicht so leicht, weil die Szene schon gut geskriptet war und man hat die dann ganz gut für sich selber gespielt (...) - und dann bekommt man gesagt: Spiel das ganze nochmal und zwar mit deinen eigenen Worten. Und man weiß eigentlich aus Erfahrung: Wenn man improvisiert, ist das nie so gut, wie das, was geskriptet ist - wenn man gute Autoren hat."