"Berlin Werbefrei"

Keine Reklame im öffentlichen Raum?

Werbeplakate an der Baustelle für das neue Stadtschloss in Berlin.
Werbung an Baugerüsten soll es nach dem Willen der Bürgerinitiative "Berlin Werbefrei" künftig nicht mehr geben. © Wolfram Steinberg/dpa
17.07.2017
Keine Werbung mehr an Bushaltestellen und Baugerüsten in Berlin: Das fordert die Bürgerinitiative "Berlin Werbefrei". Werbung würde den öffentlichen Raum für sich vereinnahmen. Berlin wäre nicht die erste Stadt, die Werbung einschränkt.
Der öffentliche Raum sei Ort der Begegnung und des gesellschaftlichen Lebens, sagt Fadi El-Ghazi von der Bürgerinitiative "Berlin Werbefrei". Diesen Raum würde Werbung für sich vereinnahmen, ohne dass ihr dies zustehe. Anders als in einer Zeitschrift oder im Fernsehen, könne man hier aber nicht wegblättern oder wegschalten, sondern sei der Werbung ausgeliefert.
Außerdem würden Städte durch international einheitliche Werbekampagnen ihre individuellen Gesichter verlieren, meint El-Ghazi.
Die Initiative in Berlin kritisiert zudem, dass der Senat die Ausbreitung von Werbung unterstützt und selbst Geld damit verdienen will – und fordert, dass Werbung und Sponsoring an Schulen, Universitäten und in anderen öffentlichen Einrichtungen transparenter wird.

Aus anderen Städte wurde Werbung schon verbannt

Berlin wäre nicht die erste Stadt, in der Werbung im öffentlichen Raum verboten beziehungsweise eingeschränkt wird. Vorzeigestadt ist das brasilianische Sao Paulo. Da wurde vor rund zehn Jahren das "Clean City Law" verabschiedet. Das Gesetz verbietet jegliche Art der Außenwerbung. Bei einer Umfrage der Stadt von 2011 gaben 71 Prozent der Befragten an, dass sich ihre Lebensqualität durch das "Clean City Law" spürbar verbessert habe.

Auch die französische Stadt Grenoble hat Ende 2014 damit angefangen, Werbeflächen abzuschaffen. Statt der Tafeln wurden an vielen Stellen übrigens Bäume gepflanzt.

Sollte der Volksentscheid in Berlin Erfolg haben, würde die Stadt übrigens nicht völlig nackt dastehen. Konzertplakate und Werbung für Kulturveranstaltungen sollen weiterhin erlaubt sein. (lk)
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