Was tun gegen den Sauftourismus?
Sauftourismus wird in europäischen Großstädten immer mehr zum Problem. Gerade hat Amsterdam Bierbikes verboten, Barcelona gleich jeden Alkoholkonsum auf offener Straße. Doch das sei nicht der richtige Weg, sagt Stadttourismus-Forscher Christoph Sommer.
Ein Hauptproblem des Sauftourismus sei die Verlagerung in Wohngebiete hinein, sagt der Humangeograph Christoph Sommer, der zum Thema Stadttourismus am Georg-Simmel-Zentrum für Metropolenforschung der Berliner Humboldt-Universität forscht. Der nüchterne Mensch fühle seine Nachtruhe durch Kneipenlärm oder die Afterparty in der Ferienwohnung nebenan gestört.
Diese Konflikte treten aber auch auf, wenn sich Gastro-Monostrukturen herausbilden, also wenn ganze Straßenzüge zu reinen Gastro-Straßenzügen werden. "Das verändert das natürlich auch den Charakter eines Kiezes. Und das stört dann natürlich auch Menschen, die da über viele Jahre gelebt haben. Sie haben das Gefühl, ihr ganzes Viertel zu verlieren und dass ihr Wohnumfeld zu einer Kulisse für ein partytouristisches Erleben umfunktioniert wird", sagt Sommer.
"Die Stadtgesellschaft muss selbst herausfinden, was akzeptiert wird"
Die Stadtverwaltung habe verschiedene Einflussmöglichkeiten, mit diesen Konflikten umzugehen. Einerseits durch das Stadtimage, das sie sich selbst gebe. Andererseits könne sie planungsrechtlich Gastro-Monostrukturen vorbeugen.
Aber direkte Verhaltensempfehlungen zu geben oder gar Verbote für Bierbikes oder Alkoholkonsum auf offener Straße auszusprechen wie Amsterdam und Barcelona es jüngst getan haben, hält Sommer nicht für sinnvoll. "Die Stadtgesellschaft muss selbst herausfinden, was akzeptiert ist im öffentlichen Raum und was abnormes Verhalten ist."
(sel)