Benefiz-Fußballspiel

Ossis gegen Ostfriesen

07:11 Minuten
Der Ostfriese und heutige St.-Pauli-Trainer Timo Schulz im Trikot der Hamburger 2009.
Von Esens in die Welt: der Ostfriese und heutige St.-Pauli-Trainer Timo Schulz im Trikot der Hamburger 2009. © picture-alliance/ dpa / Maurizio Gambarini
Kai Schoolmann im Gespräch mit Thorsten Jabs · 03.10.2021
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Etliche spätere Fußballstars starteten ihre Karrieren in ostfriesischen Klubs. Einige der Spieler rekrutierten die Klubs aus der aufgelösten DDR-Liga. Der Fußballfan Kai Schoolmann hat für sie nun das Benefizspiel "Ostfriesland gegen DDR" initiiert.
Deutschland nach der Wende. Einige ostdeutsche Fußballer wie Andreas Thom, Matthias Sammer und Ulf Kirsten kamen schnell bei Bundesligaklubs unter. Doch was war mit den Übrigen? Für Sportler aus der zweiten, dritten Reihe war es nicht so leicht, im Profifußball Fuß zu fassen.
Doch darin lag auch eine Chance. Ostfriesischen Klubs wie Kickers Emden oder der Sportvereinigung Aurich gelang es, Fußballer an die Nordseeküste zu locken, darunter Kölns heutigen Trainer Steffen Baumgart.

Idee fürs Länderspiel gab es schon länger

Kai Schoolmann kommt selbst aus Emden und war Fan der ersten Stunde. Er hatte jetzt die Idee, Ossis und Ostfriesen zusammen zu bringen und ein Benefizspiel zu veranstalten, die Partie Ostfriesland gegen die DDR. Die Idee dazu habe er schon länger gehabt. "Durch Corona und Langeweile" habe sich nun endlich die Gelegenheit geboten.
"Ich saß bei jedem Heimspiel von Kickers Emden auf der Tribüne", sagt Schoolmann, Fan der ersten Stunde. "Sowohl Heim- als auch Auswärtsspiele, und auch größere Fußballreisen, und so sind diese Beziehungen entstanden über die letzten dreißig Jahre."
Kickers Emden und die Spielvereinigung Aurich hätten seinerzeit zwei große Sponsoren gehabt. "Die sind wie Herr Calmund in den Osten gefahren und haben Talente gescoutet", erzählt Schoolmann. Sie hätten die übrig gebliebenen nach Ostfriesland geholt. "Das waren talentierte Spieler, die haben uns weiter nach vorne gebracht", erinnert sich Schoolmann.
Emden habe so gut gespielt, dass der Klub fast in der zweiten Liga gelandet wäre. "Jörg Heinrich ist nach Freiburg gewechselt, Steffen Baumgart nach Rostock – aber viele von diesen Talenten sind in Emden geblieben."
Jörg Heinrich ging von Kickers Emden nach Freiburg und debütierte bald darauf in der Nationalmannschaft. Hier trainiert er mit Torwart Oliver Kahn (rechts).
Steile Karriere: Jörg Heinrich ging von Kickers Emden nach Freiburg und debütierte bald darauf in der Nationalmannschaft. © picture-alliance / dpa / Bernd Weißbrod
Einer der Spieler im Team Ostfriesland beim bevorstehenden Spiel gegen die DDR ist Timo Schulz. Der heutige St.-Pauli-Trainer ist im ostfriesischen Esens aufgewachsen.
"Timo Schulz war der Erste, der zugesagt hat", erzählt Schoolmann. "Ich wusste: Wenn der zusagt, springen die anderen mit ins Boot."

Ein Stück deutsch-deutsche Geschichte

Für ihn sei die Zeit damals mit tollen Erinnerungen verbunden. "Für uns war das eine tolle Zeit, wir haben die Abende sehr genossen", sagt der Organisator des Benefizspiels. Man dürfe aber nicht zu sehr in Erinnerungen schwelgen, wenn die Mannschaften derzeit weniger erfolgreich sind. "Es ist halt ein langer Weg, an diese alten Zeiten anzuknüpfen."
Er bedauere, dass es nicht mehr so viele Vereine aus dem Osten gebe, er würde sich mehr Vereine aus der 1. und 2. Liga wünschen. Umso mehr freue er sich auf das Derby. Denn viele ehemalige Spieler seien in der Region heimisch geworden. Und die, die nicht dort geblieben sind, hätten sich auch sehr wohlgefühlt:
"Die Ostfriesen kommen nach Hause", sagt Schoolmann. "Und die DDR-Spieler kommen sozusagen auch nach Hause." So sei es ein Wiedersehen, ein Heimkommen für alle. "Und auf jeden Fall ein Stück deutsch-deutsche Geschichte."
(ros)
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