Belletristik

Alles fließt ineinander

Ein Land in Armut: Haiti.
Ein Land in Armut: Haiti. © dpa picture alliance/ Orlando Barria
Von Barbara Wahlster · 21.06.2014
Dany Laferrière kehrt nach rund 30 Jahren nach Haiti zurück und erfährt die Aussichtslosigkeit in einem heruntergewirtschafteten Land. In seinem Buch lässt er Notate, Gedichte, politische Reflexionen und mehr ineinanderfließen.
Dany Laferrière erzählt unendlich nuancenreich, traurig und wütend, fiebrig zuweilen, abgeklärt und gnadenlos bissig, dann wieder mit überwältigender Zärtlichkeit.
Alles fließt ineinander: Notate, Gedichte, politische Reflexionen, beiläufige Beobachtungen, kondensierte Bilder, Erinnerungen an Lektüren und Freundschaften und an vergeudete Leben.
Alles ist existentiell: die Kälte Kanadas, der tödliche Streit um eine Frau, Armut. Die Vergangenheit stürzt geballt auf den Erzähler ein, als er nach rund 30 Jahren im kanadischen Exil nach Haiti zurückkehrt, um der Mutter die Botschaft vom Tode ihres Mannes zu überbringen.
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Dany Laferrière: "Das Rätsel der Rückkehr"© Das Wunderhorn
Vielfach ausgezeichneter Autor
Dass sie keine Fortsetzung finden kann – "Wer ins Exil geht, verliert seinen Platz" – ist ebenso unausweichlich wie die Logik der Aussichtslosigkeit in einem heruntergewirtschafteten Land, das auch die jüngste Generation vor die quälende Frage "Bleiben oder Gehen" stellt.
Das Buch ist so persönlich wie V.S. Naipauls "Rätsel der Ankunft" – allerdings radikaler, unversöhnlicher, politischer. Es ist die erste deutsche Übersetzung des französischsprachigen Autors, der mittlerweile in Frankreich in die Académie Francaise gewählt und in Kanada – er lebt in Montréal - vielfach ausgezeichnet wurde. Zu Recht steht sie auf der Shortlist des Internationalen Literaturpreises.

Dany Laferrière: Das Rätsel der Rückkehr
Aus dem Französischen von Beate Thill
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2013
300 Seiten, 24,80 Euro