
Entdecken Sie mit der Dlf Audiothek die Vielfalt unserer drei Programme, abonnieren Sie Ihre Lieblingssendungen, wählen Sie aus Themenkanälen und machen daraus Ihr eigenes Radioprogramm.
Befristete Arbeitsverträge sind für viele Menschen ein Hindernis im Berufsleben. Deshalb streiten Union und SPD darüber, ob sie beschränkt werden sollten. Der Soziologe Werner Eichhorst sieht kein großes Problem, außer an den Hochschulen. Er hält eine Reform der Mini-Jobs für wichtiger.
Arbeitnehmer, die sich jahrelang von einem Vertrag zum nächsten hangeln, schlechte Bezahlung, geringe Karrierechancen. Die SPD will deshalb in den Koalitionsgesprächen durchsetzen, dass "befristete Arbeitsverträge" eingeschränkt werden, die Union wehrt sich dagegen.Aus Sicht der Arbeitgeber kann es gute Gründe für Befristungen geben, etwa wenn ein Arbeitnehmer nur für ein bestimmtes Projekt eingestellt wird oder eine Vertretung für einen erkrankten Kollegen übernehmen soll. Doch seit 1985 kann ein Arbeitgeber Arbeitsverträge auch "sachgrundlos" befristen. Um diese Verträge geht es beim aktuellen Streit zwischen der Union und der SPD.
Ohne sachlichen Grund können Arbeitsverträge für höchstens zwei Jahre befristet werden. Kürzere Verträge dürfen höchstens drei Mal verlängert werden, aber nur bis zu einer Gesamtdauer von zwei Jahren. Außerdem darf der Arbeitnehmer beim Unternehmen vorher nicht beschäftigt gewesen sein. Der Gesetzgeber versucht damit Arbeitgebern eine Brücke bauen, damit diese länger prüfen können, bevor sie sich binden.
Der Soziologe Werner Eichhorst sieht da vor allem in der Privatwirtschaft kein großes Problem bei den befristeten Verträgen. "Insgesamt haben in Deutschland über die letzten Jahre konstant etwa sechs bis sieben Prozent der Beschäftigten einen befristeten Arbeitsvertrag.", sagte der Direktor im Bereich Arbeitsmarktpolitik Europa des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) im Deutschlandfunk Kultur. Nur einige davon seien "sachgrundlos". Hinzu kämen etwa genauso viele befristete Verträge für Auszubildende. In Deutschland sei im europäischen Vergleich eines der Länder, wo der Übergang aus der befristeten Beschäftigung in eine unbefristete Tätigkeit recht leicht möglich sei. "Das sehe ich nicht das große Thema und man kann jetzt nicht sagen, dass es in den letzten Jahren sich zugespitzt hätte."
Vor allem an den Hochschule wird die Befristung für viele zur beruflichen Sackgasse (Oliver Berg / dpa)
Sehr viel mehr befristete Arbeitsverträge als in der Privatwirtschaft gebe es im öffentlichen Dienst und vor allem an den Hochschulen. Dort sei auch die Wahrscheinlichkeit geringer, in einen unbefristeten Job überzugehen. In der Wissenschaft gebe es auch nochmal ein eigenes Arbeitsrecht, das Befristungen im größeren Umfang zulasse. "Hier fehlt in Deutschland eine Lösung, die es erlaubt, dann eben auch akademische Karrieren zu einem früheren Zeitpunkt zu stabilisieren und dann auch eine Entfristung unterhalb der Professorenebene hinzubekommen."
Eichhorst sagte, er sehe andere Beschäftigungsverhältnisse, vor allem die "Mini-Jobs" für viel problematischer. Sie böten wenig Aufstiegsmöglichkeiten, wenig soziale Absicherung und teilweise höher Qualifizierte in einfachen Tätigkeiten festhielten. "Hier würde ich mir eher eine Reform wünschen als im Bereich der befristeten Beschäftigung."
Berliner Hochschulen - Studentische Mitarbeiter legen Arbeit nieder
(Deutschlandfunk, Campus & Karriere, 16.01.2018)
Die Zukunft der Arbeit - "Das Büro als kreative Keimzelle"
(Deutschlandfunk, Corso, 03.01.2018)
Arbeit und Freizeit - "Muße verhandelt gesellschaftliche Grundfragen"
(Deutschlandfunk Kultur, Interview, 30.12.2017)
Wirtschaftsforscher André Spicer - Arbeit muss keinen Spaß machen
(Deutschlandfunk, Wirtschaft und Gesellschaft, 27.12.2017)