Instagram-Konkurrent BeReal

Das Versprechen von zwei Minuten Authentizität

09:19 Minuten
Die App "BeReal" auf dem Display eines Smartphones.
"BeReal" gibt einem zwei Minuten Zeit, ein Foto zu machen – so sollen Inszenierungen vermieden werden. © Getty Images / NurPhoto / Jakub Porzycki
Von Carina Schroeder · 03.09.2022
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BeReal grenzt sich von anderen sozialen Netzwerken ab. In der Foto-App soll es nur authentische Momentaufnahmen geben, ohne Filter und Inszenierung. Dafür wird vorgegeben, wann und wie gepostet werden darf. Wie funktioniert das “Anti-Instagram”?
Soziale Netzwerke haben in der Gesellschaft die Vorstellungen von einem perfekten Foto maßgeblich mit geprägt. Das Licht, der Hintergrund, die Pose - alles muss richtig inszeniert sein. Doch während viele Nutzende ohne Filter kaum noch auskommen, geht es bei  “BeReal” darum, möglichst authentisch zu sein. Bildbearbeitungsprogramme in der App selbst suchen Neuankömmlinge vergeblich. Der französische Erfinder Alexis Barreyat bezeichnet seine Kreation von 2019 sogar als “Anti-Instagram”.

Schnappschuss, jetzt!

Deshalb nimmt die App seinen Benutzern auch jede Menge Kontrolle ab. Nicht der User bestimmt, wann gepostet wird, sondern BeReal. Bedeutet: Jeden Tag werden die Menschen zu einem anderen Zeitpunkt aufgefordert ein Bild zu machen. Dafür bekommen sie genau zwei Minuten Zeit. Es sollen bewusst Momentaufnahmen sein, die nicht in Szene gesetzt sind. Das führt auch dazu, dass viele Bilder geradezu unspektakulär sind: Sie zeigen Menschen, die im Bett liegen, vor dem Fernseher oder ihrem Essen sitzen.
“Back to Banality", fasst Katja Gunkel, Kulturwissenschaftler von der Goethe-Universität Frankfurt am Main, die App BeReal zusammen – und fügt hinzu: "im Sinne einer Banalität alltäglicher Momente und Tagesabläufe, durch die wieder eine Leichtigkeit und Unschuld von Amateuraufnahmen in Online-Kommunikation einzieht". Denn Leichtigkeit und Unschuld habe die Online-Kommunikation verloren "durch Fake-News, Filterblasen und algorithmisch gesteuerte, total hyperkommerzialisierte Kontexte".
Jene Bilder sind auch nur so lange online, bis die nächste Pushmeldung kommt. Zeitgleich können Nutzende die Fotos von anderen Menschen nur sehen, wenn sie selbst etwas posten. Personen, die sonst gerne stille Beobachter sind, werden zum Handeln gezwungen. 

Finanzierung noch unklar

Diese Funktionen dürften es auch Influencern und Unternehmen schwer machen, bei BeReal das große Geld zu machen. Werbung ist kein Thema. Auch das ist eine bewusste Entscheidung des Erfinders. Bislang ist die App noch kostenfrei und finanziert sich durch Risikokapitalgeber. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist noch nicht bekannt.  
Auf der anderen Seite hat Instagram schon angekündigt, dass es Funktionen aus der BeReal-App kopieren möchte. Ein Zeichen dafür, wie viel Konkurrenzdruck das noch relativ kleine soziale Netzwerk bereits auslöst.

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