BBC-Hörspiel über die Aufnahmen zu "Blackstar"

Als David Bowie im Studio Pantoffeln trug

David-Bowie-Gedenktafel in Berlin-Schöneberg, aufgenommen 22. August 2016
David-Bowie-Gedenktafel in Berlin © imago stock & people
Vivian Perkovic im Gespräch mit David Morley · 30.01.2018
Kurz vor seinem Tod erschien im Januar 2016 David Bowies letztes Album. Die Aufnahme von "Blackstar" hat der Produzent David Morley für die BBC jetzt als Hörspiel vertont: Im inneren Monolog spricht Bowie darin über sein Leben, seine Beziehungen und seine Musik.
Das letzte Album von David Bowie erschien zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt. "Blackstar" wurde im Januar 2016 veröffentlicht. Genau am 69. Geburtstag Bowies und zwei Tage, bevor der Musiker den Kampf gegen Leberkrebs verlor. David Bowie nahm "Blackstar" gemeinsam mit seinem langjährigen Freund und Produzenten Tony Visconti in New York auf.
Der Musikproduzent Tony Visconti in seinem Element
Der Musikproduzent Tony Visconti© Joe D'Ambrosio Management
Der Produzent und Hörspielautor David Morley hat die Albumproduktion als BBC Hörspiel vertont. Bisher behandelte Morley insbesondere politische Themen. Auf die Frage hin, wie sich David Bowie in seine bisherigen Arbeiten einreiht, erklärt der Produzent, es seien die Geschichten, die ihn faszinieren würden:
"Ich beschäftige mich überwiegend mit Inhalten, die auf einer wahren Begebenheit beruhen. Natürlich geht das nicht immer und manchmal muss man bis zu einem gewissen Grad erfinderisch sein. Aber im Grunde geht es um Fakten."

Musiker zu Stillschweigen verpflichtet

Die Recherche für das Bowie - Hörspiel gestaltete sich nicht einfach. Die Musiker, die an dem Album beteiligt waren, mussten sich verpflichten, mit niemandem über die Produktion zu sprechen. David Morley musste sich somit auf Interviews berufen, welche die Musiker, Visconti oder Bowie selbst zu anderen Anlässen gegeben haben.
"Ich habe genügend Details gesammelt, um eine Vorstellung davon zu haben, wie die Aufnahmen abgelaufen sind. Auch davon, wie viel Freiheit Bowie den Musikern im Studio gelassen hat. Das ist der Grund, weshalb Bowie sich für Donny McCaslins Band entschieden hat. Es hat ihm gefallen, dass die Band bereits eine eigene musikalische Einheit war. Als er ihnen seine Demos vorgespielt hat sagte er: 'Das ist meine Version, aber ich möchte, dass ihr eure ganz eigene Musikalität in die Songs steckt!'"
Bei seiner Suche stieß David Morley auf Anekdoten, die ihn schmunzeln ließen. Beispielsweise die Tatsache, dass David Bowie im Studio Pantoffeln trug. Er selbst trage zwar auch gerne Pantoffeln, erklärt der Autor, aber von David Bowie hätte er das nicht erwartet. Diese Details arbeitet Morley in das Hörspiel ein.
"Ich habe es als Witz verpackt. Ich wollte deutlich machen, dass David Bowie einen großen Sinn für Humor hatte. Die Leute, die mit ihm gearbeitet haben, mochten seine Späße und Sticheleien. In einer Band ist das nun mal so. Im Hörspiel habe ich das verdeutlicht, indem sich einer der Musiker über Bowie und seine Pantoffeln lustig macht."

Album-Aufnahme im Kampf gegen den Krebs

"Blackstar" ist das letzte Album Bowies. Der Musiker nahm es auf, während er gegen seine Krebserkrankung kämpfte. Das wird in seiner Musik hörbar, so David Morley:
"Er befand sich in einer sehr intensiven Zeit. Sicher hat er darüber nachgedacht, wie viel Zeit ihm noch bleibt. All' diese Gedanken über Spiritualität oder ein Nachleben, fließen mit in seine Musik ein."
Ob es sich bei "Blackstar" um ein Testament Bowies handelt, bleibt für David Morley ungeklärt.
"Als eine kreative Person, wollte Bowie seine derzeitige Lebenssituation und seine Gefühle durch die Musik zum Ausdruck bringen. Ob es nun ein Testament war oder nicht, kann ich nicht sagen. Ich weiß, dass er nach der Produktion bereits darüber nachgedacht hat, weitere Songs zu schreiben. Die Zukunft war für ihn immer noch eine Option."

"Ich glaube, gegen Ende ist er zur Ruhe gekommen"

David Morley gestaltet große Teile des Hörspiels als einen inneren Monolog. Er lässt David Bowie über sein Leben, seine Beziehungen und seine Musik sprechen. Grundlage dafür ist die Sympathie Morleys für den Musiker selbst.
"Ich glaube, dass er eine sehr aufrichtige Person war, die sehr viel erlebt hat. Es gab eine Zeit, in der Drogen ein Problem waren und in der er sich von seinen Fans und seinen Freunden entfernt hat. Aber ich glaube, gegen Ende ist er zur Ruhe gekommen."
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