Baupolitischer Skandal um Hamburgs City-Hof

War der Abriss schon vorab beschlossen?

Die City-Hof-Hochhäuser in der Altstadt von Hamburg, am Klosterwall.
Zum Abriss freigegeben: Die City-Hof-Hochhäuser in der Altstadt von Hamburg. © imago stock&people
Von Axel Schröder · 15.03.2018
Anfang März beschloss die Stadt Hamburg den Abriss des City-Hofs. Kritiker wie der Architekt Volkwin Marg behaupten nun: Die Entscheidung war eine Farce, "es ging nur um Abriss!" Auch Staatsrechtsprofessor Ulrich Karpen hat Zweifel an dem Verfahren.
Marco Hosemann will nicht lockerlassen. Den geplanten Abriss des City-Hofs will er verhindern. Der Feierabendverkehr quält sich an den vier grauen Hochhausblöcken in bester Innenstadtlage vorbei, gleich gegenüber liegt der Hauptbahnhof.

"Die sind etwas ergraut, in die Jahre gekommen. Die wurden ja auch nachträglich mal verändert im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme. Ursprünglich waren sie ja mal hell, eine helle Fassade, die auch im Kontrast zu dem dunklen Kontorhausviertel stehen sollte und leider ist diese Fassade in den Siebzigerjahren mit einer grauen Eternit-Fassade verdeckt worden."

Der Architekt ist Mitbegründer des Vereins "City-Hof" und erzählt von den historischen Aufnahmen, auf denen der City-Hof als heller Kontrapunkt zum dunkelroten Klinker das Kontorhausviertel abschließt. Das Viertel steht seit drei Jahren auf der Unesco-Weltkulturerbe-Liste. Und der City-Hof gehört zur so genannten Pufferzone dieser Welterbestätte. Als besonders markantes Zeugnis der Nachkriegsmoderne in der Architektur kann das denkmalgeschützte Ensemble Einblicke geben in den Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg. Marco Hosemann führt ins Treppenhaus des nördlichen Turms, zeigt die Wandgemälde aus den 50er-Jahren, die handgearbeiteten Treppengeländer.

"Das ist einer der Aspekte, warum wir hier so stark für den Erhalt des City-Hofs kämpfen, weil er eine Menge zu erzählen hat. Und ich glaube, dieser geplante Neubau, der hat recht wenig zu erzählen. Das Einzige, was er dann vielleicht erzählt, ist, unter welchen Rahmenbedingungen er hier dann errichtet wurde. Sehr profitgeleitet, möglichst viel Fläche auf dieser Fläche unterzubringen. Mehr ist das nicht."

Auch viele andere Gebäude von Rudolf Klophaus

Entworfen hat den City-Hof der Architekt Rudolf Klophaus, von dem auch zahlreiche Gebäude des Kontorhausviertels stammen, erzählt Marco Hosemann. Klophaus entwarf den Mohlenhof, das Bartholomayhaus, den Altstädter Hof und – nach dem Zweiten Weltkrieg, Ende der 50er-Jahre – die schmalen Blöcke des City-Hofs.

Rudolf Klophaus verstand es, in der frühen Weimarer Republik, der NS-Zeit und auch nach dem Krieg öffentliche Großaufträge zu bekommen. Ein anpassungsfähiger Architekt.

Schon im Sommer soll der denkmalgeschützte City-Hof abgerissen werden. Die Baufirma August Prien will hier einen in drei Gebäude unterteilten Block errichten, mit der für das Kontorhausviertel typischen dunkelroten Klinkerfassade. Geplant sind ein Vier-Sterne-Hotel, Büroflächen für den Bauer-Verlag, 140 Wohnungen, eine Kita, Ladenzeilen und auch Platz für kulturelle Nutzungen. Marco Hosemann und seine Mitstreiter vom City-Hof e.V. haben schon einen Namen für diesen Entwurf gefunden: Die "Backsteinwurst" nennen sie den in ihren Augen beliebigen und langweiligen Neubau. Es gehe einzig um Profite von Investoren. Der Denkmalschutz sei da nur lästig. Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing weist die Kritik an der Neubau-Architektur zurück:

"Erwartet man da was vermeintlich Spektakuläres wie an den Elbbrücken? Oder ist nicht gerade an der Stelle richtig, so eine vornehme Zurückhaltung zu üben? Das finde ich das Angemessene an der Stelle!"
Blick auf die Baustelle des Mammutprojekt am Alten Wall zwischen Rathaus und Alsterfleet Rathaus.
In Hamburg drehen sich viele Baukräne: Blick auf die Baustelle des Mammutprojekts am Alten Wall zwischen Rathaus und Alsterfleet,© imago stock&people

Abreißen oder Bewahren?

Vor zwei Wochen machte der Senat mit der denkmalrechtlichen Abrissgenehmigung den Weg dafür frei. Sofort wurde Kritik laut. Der Senat muss das seit Jahren umstrittene Bauprojekt aufs Neue verteidigen. Denn bis heute ist nicht klar, ob der Senat den Neubau mit rechtlich zulässigen Mitteln durchgesetzt hat. Und ob der nach dem Hamburger Denkmalschutzgesetz vorgeschriebene Erhalt des City-Hofs überhaupt jemals eine Chance hatte.

Volkwin Marg:
"Am Anfang hatte es ja den Anschein einer echten Alternative. In der Fragestellung: Abreißen oder Bewahrung? Geht das? Ich bin erst danach vollkommen konsterniert gewesen, als ich feststellte: Darum ging es zu keinem Zeitpunkt. Es ging nur um Abriss!"

Volkwin Marg sitzt in seinem sonnendurchfluteten Büro. Blick auf die Elbe, den Hafen, die ein- und auslaufenden Schiffe. Für die Baufirmen Matrix und Hochtief hatte der Mitbegründer des international tätigen Architektenbüros Gerkan, Marg und Partner, kurz GMP, einen Entwurf für den Erhalt des City-Hofs ausgearbeitet. Seine Idee, dem City-Hof seine alte, helle, fast weiße Fassade wiederzugeben und die Häuser denkmalgerecht zu erhalten und trotzdem Wohnraum, ein Hotel und kulturelle Nutzungen dort unterzubringen, diese Idee überzeugte die Jury im Ausschreibungsverfahren der Finanzbehörde und belegte Platz Eins.

Aber genau das hätte die Finanzbehörde gar nicht gebrauchen können. Dort sei schon längst der Abriss beschlossen worden, behauptet Volkwin Marg. In der zweiten Ausschreibungsrunde hätten Matrix und Hochtief plötzlich nachbessern und zusätzliche Auflagen erfüllen müssen, die in der ursprünglichen Ausschreibung nicht aufgetaucht waren.

"Die Bedingung war auf der einen Seite, dass man sehr schnell, nämlich binnen Jahresfrist eine Baugenehmigung selbst vorzulegen hatte – was schon einzigartig ist! – und zweitens: dass der Auslober, eben die Freie und Hansestadt über mehrere Jahre das Recht hat, ohne Begründung von dem Vertrag zurückzutreten."
Der Architekt Volkwin Marg vom Büro von Gerkan, Marg und Partner (gmp), aufgenommen am 17.02.2015 in Hamburg am Rande einer Pressekonferenz des Bucerius Kunstforums. Foto: Daniel Reinhardt/dpa | Verwendung weltweit
Der Hamburger Architekt Volkwin Marg.© picture alliance/dpa/Daniel Reinhardt

Nötige Nachverhandlungen

Dieses hohe Risiko, das so genannte Vorkostenrisiko, mussten die Bieter für Abriss und Neubau nicht eingehen, erklärt der Architekt. Also bat Volkwin Marg um ein Gespräch in der Finanzbehörde mit den zuständigen Beamten des "Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen". Ohne Erfolg. Am Ende reichten Matrix und Hochtief Volkwin Margs Entwurf ein. Mit dem Hinweis auf noch nötige Nachverhandlungen.
Für die Finanzbehörde war sofort klar: Hier liegt ein Formfehler vor. Für keinen Bieter dürfe es Zusatzbedingungen geben. Volkwin Margs Pläne für einen Erhalt des City-Hofs wurden aus dem Rennen geworfen. Mit unfairen und, aus Volkwin Margs Sicht, rechtswidrigen Tricks:

"Also die Selbstverleugnung vor der eigenen Geschichte wird dann auch noch erkauft durch vorsätzlichen Rechtsbruch. Beweisen kann man das nur, wenn geklagt wird."

Die Justiziare von Matrix und Hochtief hätten eine Klage gegen die Stadt geprüft, erzählt der Architekt. Ihre Prognose: Der Prozess würde drei, vier Jahre dauern. Aber er wäre zu gewinnen gewesen. Warum aber haben die eingeschalteten Juristen dann trotzdem von einer Klage abgeraten?

Wird der Denkmalschutz gezielt ausgehebelt?

"Es ist abgewogen worden und man ist zu dem Ergebnis gekommen, dass man in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um Hamburger Bieter handelt, die auch die nächsten Jahre in dieser Stadt, und zwar mit der öffentlichen Hand, Geschäfte machen wollen und machen müssen – da ist man zu der Entscheidung gekommen: Hier geht Macht, auch Marktmacht vor Recht. Und sie haben die fertige Klage nicht eingereicht."
Und was sagt die Stadt Hamburg zum Vorwurf, den Denkmalschutz absichtlich ausgehebelt zu haben? Wenig bis gar nichts. Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher, der Ende des Monats Olaf Scholz als Bürgermeister nachfolgen soll, möchte zu dem Thema kein Interview mehr geben. Ein Sprecher erklärt, das Thema sei längst durch, der Abriss beschlossene Sache, das gesamte Verfahren rechtlich einwandfrei abgelaufen.

Das bezweifelt der Hamburger Staatsrechtsprofessor Ulrich Karpen. Er hat die Ausschreibungsunterlagen zum City-Hof-Verfahren untersucht. Seine Kritik: die Stadt habe beim City-Hof-Projekt kein öffentliches und transparentes Bieterverfahren, sondern eines nach privatem Recht durchgeführt.

"Ich glaube, die Stadt hat den Weg in das Privatrecht gewählt, weil das Privatrecht größere Flexibilität gewährt. Es hat ein Geschmäckle, weil das Objekt zu stark von öffentlich-rechtlicher Bedeutung ist. Das ist bei einem solchen Objekt von dieser Bedeutung – es handelt sich um weit mehr als 100 Millionen Euro – jedenfalls zweifelhaft, ob das möglich ist. Oder ob es nicht eine unzulässige Dehnung der Möglichkeit des Verwaltungsprivatrechts ist."

In jedem Fall konnte die Stadt auf diese Weise die strengen, gesetzlich festgeschriebenen Standards eines öffentlichen Verfahrens umgehen:
"Erstmal hat die Stadt sich völlig vorbehalten, wen sie nimmt. Die Stadt hat sich zweitens vorbehalten, jederzeit zurückzutreten. Das heißt, der Anbieter kann mit überhaupt keiner festen Vertragsbindung rechnen. Und drittens, was bedenklich ist: Es besteht kein Anspruch auf Akteneinsicht."

Und auch die Bedingung, binnen eines Jahres eine Baugenehmigung vorlegen zu müssen, sei schon deshalb absurd, weil diese Genehmigung nun einmal von den Bauämtern ausgestellt werde und die Bieter auf den Zeitrahmen, in dem das passiert, nur bedingt Einfluss hätten:

"Hier ist eine Verschiebung der Verantwortung auf den Anbieter erfolgt, deren Zweck eigentlich nicht einzusehen ist."
Die Skyline von Hamburg, vorn die Jacobi-Kirche
Die Skyline von Hamburg.© dpa / picture alliance / Maja Hitij
Auch der Hamburger Rechtsanwalt und Experte für Verwaltungsrecht Ulf Hellmann-Sieg hatte Einblick in die Akten zum Projekt "City-Hof". Dass der Senat nach dem Rauswurf des GMP-Entwurfs behauptete, ein Erhalt sei nicht möglich, sei unredlich, erklärt der Verwaltungsrechtler:

"Egal, warum er rausgeflogen ist – das ist eigentlich völlig egal. Weil das Faktum bleibt: Es gibt einen Entwurf, der das ganze wirtschaftlich darstellen kann, der städtebaulich vernünftig ist, der zum Erhalt des Denkmals führt. Und damit muss man eigentlich sagen, ist das Thema durch. Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass es die Möglichkeit gibt, sinnvoll den Bestand zu erhalten."

Und genau dazu, so Ulf Hellmann-Sieg, zum Erhalt eines Denkmals sei die Stadt als Eigentümerin nach dem Denkmalschutzgesetz in besonderer Weise verpflichtet.

Kein Kommentar seitens der Politiker

Andreas Kellner, der Leiter des Hamburger Amts für Denkmalschutz, lehnt ebenso wie Finanzsenator Peter Tschentscher oder Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt ein Interview zu dem Thema ab. Dafür gibt Kellners Vorgänger als oberster Denkmalschützer, der Berliner Architekt, Stadtplaner und Denkmalpfleger Frank Pieter Hesse, eine Einschätzung ab:
"Es ist in diesem Fall für mich so vordergründig, dass irgendwo ein Grund gesucht wurde, diesen in der ersten Runde auf Platz Eins Entwurf von GMP aus dem Verfahren rauszukicken. Das ist derartig evident, dass ich meine großen Zweifel habe, dass das mit rechten Dingen zugegangen ist. Es drängt sich einfach dieser Verdacht auf."

Frank Pieter Hesse weiß aus seiner Zeit im Denkmalamt der Hansestadt, dass die Finanzbehörde noch nie Interesse am Erhalt des City-Hofs hatte. Im Vordergrund stand immer, das Areal zu einem möglichst hohen Preis zu verkaufen. Und die Abrissgarantie des Denkmalamtes, auf die im Ausschreibungsverfahren an gleich zwei Stellen hingewiesen wird, diese Garantie wurde vom Denkmalamt tatsächlich nie erteilt.

Graphische Darstellung des City-Hof Hamburg
Graphische Darstellung des City-Hof Hamburg © gmp Architekten

Abriss hat in Hamburg Tradition

Deutschlandfunk Kultur liegt das Dokument vor, das diese Abrissgarantie enthält. Es stammt aber nicht vom Denkmalamt. Sondern aus der Finanz- und Kulturbehörde. Dieses Dokument von 2014 zeige, so Frank Pieter Hesse, die Vorfestlegung auf einen Abriss. Die klug eingefädelten Abrisspläne des Senats sendeten ein fatales Signal:

"Wenn sie selbst mit ihren eigenen Objekten so verfährt, welcher private Eigentümer soll dann eigentlich noch sagen: ‚Ja, wenn der Staat nicht das Denkmalschutzgesetz beachtet, warum soll ich das dann tun.‘"
Der Abriss von denkmalgeschützten Häusern in Hamburg ist schon fast so etwas wie eine schlechte Tradition. Kristina Sassenscheidt vom Denkmalverein der Stadt macht dafür auch den im letzten Jahr pensionierten einstigen Oberbaudirektor Jörn Walter verantwortlich:

"Der ehemalige Oberbaudirektor stand ja generell auf Kriegsfuß mit der Nachkriegsmoderne. Und der City-Hof ist durchaus nicht das einzige Denkmal, das er nicht mehr haben wollte. Sondern es ist jetzt gerade das ‚Allianz-Hochhaus‘ abgerissen worden, kurz davor das ‚Haus der Kirche‘ an der Neuen Burg. Das stand direkt an der Nikolai-Kirche. Das Commerzbank-Gebäude wird jetzt auch abgerissen. Und ich denke, das ist komplett geschichtsvergessen und falsch ist, so zu tun, als ob es die Nachkriegszeit nicht gegeben hätte."

Im Prinzip wäre der Abriss der Gebäude trotz des Denkmalschutzes rechtlich sogar möglich. Das erlaubt ein spezieller Passus im Hamburger Denkmalschutzgesetzes. Dort heißt es: Ein Abriss ist möglich, wenn ein Gebäude aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu retten ist. Wenn die Substanz nicht erhalten werden kann.

"Am Standort sinnvolles Wohnen unterbringen"

Denkbar ist ein Abriss aber auch aus einem übergeordneten öffentlichen Interesse. Dieses Interesse führt die Stadt nun an. Eine städtebauliche Neuordnung sei nötig und die Schaffung von Wohnraum. Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing:

"Dieser Entwurf, der die Wegnahme des bestehenden Hauses zum Ziel hat, der ist sozusagen ein Entwurf, der städtebaulich an dieser Stelle wirklich einen Akzent setzt, diese Räume ausformuliert. Und ist in dieser auch typologischen Ausformulierung die einzige Möglichkeit, um an diesem Standort wirklich sinnvoll Wohnen unterzubringen."

Nur mit einem Neubau könne, so drückt es Höing aus, könne dem Kontorhausviertel zu einer Raumbildung verholfen werden. Nur so könne die Kopfsituation an der Steinstraße endlich ausformuliert und städtebauliche Fehler der Vergangenheit korrigiert werden. Hamburgs einstiger Denkmalamtschef Frank Pieter Hesse kann dieser Begründung nichts abgewinnen:

"Das ist für mich überhaupt kein überzeugendes Argument. Weil natürlich das historische Zeugnis ein einmaliges ist. Und was jetzt dort gebaut wird, ist im Grunde, man kann sagen, eine relativ beliebige Fortsetzung dessen, was in den Zwanziger-, Dreißigerjahren schon im Kontorhausviertel gebaut worden ist. Aber das, was nach dem Kriege dort gebaut worden ist, setzt sich ja ganz bewusst von dem überkommenden Kontorhausviertel ab. Sowohl im Material als auch in der städtebaulichen Konfiguration spricht es eine völlig andere Sprache, nämlich die Sprache einer Nachkriegsmoderne. Das ist das Einmalige."

Was bleibt, ist das Argument des Wohnungsbaus, den die Stadt angesichts immer weiter steigender Mieten ambitioniert vorantreibt. Und Wohnungen, erklärt Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing, könnten in einem denkmalgerecht sanierten City-Hof nun mal leider nicht untergebracht werden:

"An diesem Standort lässt sich in dieser Struktur wie sie heute da ist, kein Wohnungsbau integrieren. Schauen Sie sich das bitte an!"

Ausgebremst mit Lärmschutzauflagen

Der Architekt Volkwin Marg widerspricht dem Oberbaudirektor. Mit dreifach verglasten Fenstern, mit einer modernen, zusätzlichen Lüftung. Sein Entwurf, erklärt Marg, sieht im Übrigen 310 Wohnungen vor, der nun geplante Rotklinkerbau dagegen nur 140. Hamburgs Oberbaudirektor verteidigt dagegen das Argument, das auch in der Senatsbegründung für den Abriss wortwörtlich auftaucht:

"Wir haben dort einen hoch belasteten Straßenraum, wir haben eine Lärmsituation, wir haben keine abgewandte Seite…"

Und deshalb könne im alten City-Hof schon aus bautechnischer Sicht kein ausreichender Lärmschutz für Wohnungen eingebaut werden. Die Frage bleibt, warum wurde in der Ausschreibung ausdrücklich die Bedingung aufgestellt, auch im Bestand neue Wohnungen zu entwickeln? Gehörte auch diese Vorgabe zu den fast unrealisierbaren Forderungen, über die der Architekt Volkwin Marg immer wieder berichtet?

Der junge Architekt und Aktivist Marco Hosemann sitzt unten im City-Hof im italienischen Restaurant "Enoteca", sammelt weiter Unterschriften für eine Online-Petition. Und fordert, dass der Senat die Gründe für den Abriss endlich auch öffentlich erklärt.

"Wenn er das jetzt so intransparent weitermacht wie im bisherigen Verfahren und das alles hinter verschlossenen Türen entscheidet, wird es dann nochmal große Kritik geben am Senat. Dann wird es spannend zu beobachten, ob ihn das kümmert oder nicht, ob er weiter an seinen Plänen festhält. Oder vielleicht nochmal einen Schritt zurückgeht. Zu wünschen wäre es. Für den Senat, aber auch für die Stadt. Für das Gesicht, die Identität dieser Stadt."
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