Triage

Ungeimpften nicht die Solidarität verweigern

05:32 Minuten
Krankenhauspersonal in Schutzanzügen und mit Mund-Nasenschutz schiebt einen Patienten auf einer Trage.
Überproportional viele Ungeimpfte liegen wegen einer Coronainfektion im Krankenhaus (Symbolbild). © picture alliance/dpa
Bascha Mika im Gespräch mit Jana Münkel |
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An Corona erkrankten Ungeimpften die Behandlung verweigern, wenn ein Geimpfter das Krankhausbett dringend braucht: Für die Journalistin Bascha Mika ist das kein Weg. Sie plädiert für Solidarität mit Ungeimpften - "auch wenn es schwer fällt".
Was, wenn in Deutschland die Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenze kommen und nicht mehr alle an Corona Erkrankten behandelt werden können? Ist es dann fair, wenn ein Ungeimpfter das Krankenhausbett bekommt, das ein anderer, der geimpft ist, dringend bräuchte? Sollten in Triage-Situationen Geimpfte bevorzugt werden?

Operationen werden verschoben

Die Journalistin und ehemalige Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, Bascha Mika, erteilt solchen Überlegungen eine grundsätzliche Absage: „Ich finde diese Art, über Tod und Leben zu urteilen, ausgesprochen schwierig", sagt sie. "Es hat auch immer etwas Zynisches, sich hinzustellen und mal darüber nachzudenken, wen wir krepieren und wem wir eine Behandlung zukommen lassen."
Bisher sei es auch noch nicht so, dass Menschen in einer lebensbedrohlichen Situation kein Krankenhausbett mehr bekämen, weil andere wegen Corona behandelt würden, so Mika: "Operationen, die verschoben werden, sind wichtige Operationen, aber keine lebensbedrohlichen – bisher."

Coronaleugner vor sich selbst schützen

Insgesamt plädiert die Journalistin dafür, Ungeimpften nicht die Solidarität zu verweigern - "auch wenn es schwer fällt". Coronaleugner legten eine Form der Realitätsverweigerung an den Tag, wegen der man sie vor sich selbst schützen müsse, so Mika mit Blick auf eine Studie: "Der Wissenschaftler erzählte, er sitzt bei todkranken Menschen am Bett, die wissen, dass sie Corona wahrscheinlich nicht überleben werden, und leugnen es immer noch."
Dagegen komme man mit Argumenten nicht an: "Und das ist auch der Grund, warum viele Menschen – mich inbegriffen – dazu tendieren zu sagen: Ja, wir brauchen eine Impfpflicht.“

Bascha Mika, geboren 1954 in der Nähe von Opole in Polen, ist Journalistin und Publizistin und war von 1998 bis 2009 Chefredakteurin der Berliner „taz“. Von 2014 bis März 2020 war sie Chefredakteurin der „Frankfurter Rundschau“.

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