Porträtbuch über Schauspieler Charly Hübner
Einen "Luftgeist mit Schwergewicht" nennt Hans-Dieter Schütt den Schauspieler Charly Hübner in seinem Gesprächsbuch. © Heike Blenk / Theater der Zeit
Im Spiegelkabinett mit sich selbst
23:09 Minuten
Für ein Porträtbuch haben sich der Autor Hans-Dieter Schütt und der Schauspieler Charly Hübner getroffen und über Kunst und die Welt gesprochen. Ein etwas bizarres Projekt, sagt Hübner. Dennoch hat er sich darauf eingelassen. Warum?
Die Zuschreibungen und Lobpreisungen sind vielfältig. „Theater der Zeit“ titelt mit Charly Hübner als „Superstar aus Neustrelitz“, Heinz Strunk, Buchautor und Mitglied von Studio Braun in Hamburg, beschreibt ihn in seiner Laudatio so: „Er kommt aus diesem Hardcore-Meck-Pomm-Milieu, der Vater Kneipenwirt, aber heute ist er der beste Schauspieler Deutschlands, ein klarer Geist, sagenhaft gebildet und dazu menschlich eine glatte Eins plus.“
Peter Kümmel nennt ihn in der „Zeit“ einen „Wuchtschauspieler, der dem Geist des Hardrock, der genussvollen Selbstverbrennung, sein Künstlerleben verdankt“. Und Hans-Dieter Schütt nennt ihn in seinem gerade erschienenen Gesprächsbuch „einen Ambivalenzen-Artist – König und Kumpel, Prunkperson und Prolet, Banker und Bauer, Bulle und Bastard. Ein Luftgeist mit Schwergewicht“.
"Man gibt von sich etwas preis"
Und was entgegnet Charly Hübner auf so viel Lobhudelei? Er nimmt sie „zur Kenntnis“, freut sich, aber „letztlich geht die Arbeit weiter“. So ein Gespräch in Buchform sei für ihn „etwas bizarr“, so Hübner: „Man geht in so ein Spiegelkabinett mit sich selber. Man gibt von sich etwas preis, von dem man gar nicht weiß, ob man das preisgeben möchte.“ Letztlich aber habe er sich auf das Projekt eingelassen, weil er den Autor Hans-Dieter Schütt und seine zahlreichen Porträtbücher über prominente Künstler kennt und schätzt.
Schütt betrachtet die Arbeit Hübners voll Staunen und Bewunderung: „Schauspieler sind die verletzlichsten Kinder der Kunst. Sie sind Musiker und Instrument zugleich. Sie wissen nichts von ihrer Wirkung, weil sie sich nie sehen. Aber letztlich gehen sie wegen der Wirkung auf die Bühne und vor die Kamera.“ Gleichzeitig ist Schütt begeistert von Hübners Wissen über die Theatergeschichte.
Hübner selbst erklärt das so: „Ich war halt ein totaler Narr, ganz früh. Als das Theater da war, da war ich besessen. Das ist vermutlich ein Teil meiner Persönlichkeit, dass ich dann so herumgrabe und suche und alles verstehen und kennen will – und das hat nicht aufgehört.“
Bei seinem neuen Film führte er Regie
Derzeit macht Charly Hübner eine Pause am Schauspiel Hamburg. Im Herbst stellt er den ersten Spielfilm vor, bei dem er Regie geführt hat. Derzeit aber liest er Uwe Johnsons „Jahrestage“ als Hörbuch ein. „Ich habe das mit keinem anderen Text so krass erlebt, dass er einen trägt, wenn man den Rhythmus von ihm findet, und man wirklich während des Lesens, des Formulierens und des gestischen Spiels assoziativ bereichert wird. Das ist wirklich erfüllend.“