Instrument des Jahres 2023: Die Mandoline
Avi Avital ist Botschafter für das Instrument des Jahres, die Mandoline. Er bekam sein erstes Exemplar vom Nachbarn, seither versetzt er Grenzen. © picture alliance / dpa / Patrick Pleul
Avi Avital: Ein Instrument als Lebensaufgabe
07:34 Minuten
2023 ist das Jahr der Mandoline. Vor allem in der klassischen Musikwelt wurde das Instrument lange unterschätzt. Avi Avital möchte das ändern. Er ignoriert Genregrenzen, lässt für sein Instrument komponieren und strebt ständig nach Erneuerung.
Avi Avital ist überzeugt: Die Antwort auf alle Fragen gibt die Mandoline. Ausgerechnet die Mandoline, die lange Zeit als Amateurinstrument galt und damit vor allem in der Laienmusik sehr populär war, nicht aber im professionellen Musikbetrieb, geschweige denn für das Orchester.
Erst Avi Avital hat die Mandoline in den Konzertsaal gebracht. Er spielt auf ihr sowohl Johann Sebastian Bach als auch zeitgenössische und populäre Musik. Für den gebürtigen Israeli eine Lebensaufgabe.
Arbeiten für den Traditionsbruch
"Ich widme mein Leben diesem Bruch mit der Tradition", sagt der 44-Jährige. "Gleichzeitig möchte ich mehr Menschen ermutigen, es als Amateurinstrument zu lernen. Denn so habe ich angefangen als Kind. Es hat Spaß gemacht."
Geboren 1978 kommt Avi Avital mit acht Jahren zur Mandoline. Der Nachbar, einer der bedeutendsten Mandolinisten Israels, überlässt ihm sein Instrument.
Avital spielt im renommierten Mandolinenorchester seiner Heimatstadt Beer Shava und entscheidet sich für die professionelle Laufbahn. Er verlässt Israel und geht nach Mailand, später nach Berlin und wird 2011 als erster Mandolinist überhaupt für den Grammy nominiert.
Visionär an der Mandoline
Es braucht Visionäre, die dafür sorgen, dass sich ein Instrument und sein Repertoire weiterentwickelt. Avi Avital ist so ein Visionär.
Mit Instrumentenbauerinnen und -bauern tüftelt er daran, dass sich die Mandoline auch im großen Konzertsaal und sogar vor einem Orchester durchsetzen kann.
Unabdingbar dafür ist auch der Austausch mit Komponistinnen und Komponisten.
Kompositionen in Avitals Auftrag
Über 100 Werke hat Avital bereits in Auftrag gegeben. Darunter auch Konzerte für Mandoline und Orchester.
"Jedes Jahr bitte ich Komponisten, Musik für die Mandoline zu schreiben und sie fordern mich heraus – oh ja, das tun sie!", schildert Avital. "Denn mit jedem Stück, das ich spiele, wird es technisch herausfordernder und das motiviert mich und es zwingt mich dazu, meine Technik zu entwickeln und anzupassen."
Barockmusik, Jazz, Folk. Für Avi Avital spielt das Genre keine Rolle bei seiner Programmauswahl. Nur eine persönliche Verbindung zur Musik ist ihm wichtig.
Frei von Konventionen
Damit ist Avital offenbar freier als viele andere. Als professioneller Mandolinist auf diesem Niveau hat er kaum Vorbilder oder Konventionen, was für ihn nicht immer leicht war.
"Aber ich habe schnell herausgefunden, dass das ein großer Vorteil ist", sagt er. "Das ist toll und passt auch sehr gut zu mir persönlich, weil es so befreiend ist, kreativ zu sein und tatsächlich den eigenen Weg zu erschaffen, während man auf ihm geht.
Wenn Avi Avital über die Mandoline spricht – seine Antwort auf alle Fragen – dann spürt man sofort die Leidenschaft, die er auch auf der Bühne versprüht.
Seismograf soziale Medien
Mit dieser Leidenschaft steckt er auch immer mehr junge Menschen an. "Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin alleine. Aber mein Seismograf sind die sozialen Medien."
Jedes Jahr würden ihm mehr Menschen auf Instagram und Facebook schreiben: „Ich habe deine Aufnahme gehört, ich habe mir eine Mandoline gekauft, ich beginne zu spielen: Welche Mandoline kannst du empfehlen?", gibt er das Feedback wider, das er im Netz bekommt.
"Das erfreut mein Herz, wenn ein Konzert oder eine Aufnahme andere dazu inspiriert, ein Instrument zu erlernen", sagt er. "Also: Es gibt offenbar eine Welle von neuen Mandolinenspielerinnen und -spielern."