Autorin Nora Gomringer

"Ich habe das nicht gut verkraftet"

07:28 Minuten
Buchpremiere mit Nora Gomringer in Bamberg: Gomrimger stellt ihr Buch "Gottesanbieterin" im Haus der Poesie vor. Sie hat kurze, lockige Haare, und trägt eine Bluse im Blumenmuster.
Nora Gomringer bei der Vorstellung des Buches "Gottesanbieterin" von ihr und Nora Gomringer und Zara Teller in Bamberg. © imago / gezett
Moderation: Nicole Dittmer · 06.08.2020
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Nora Gomringer ist Autorin und Direktorin eines Künstlerhauses in Bamberg. In der Coronazeit produziere sie sehr pragmatisch, sagt sie, um über die Runden zu kommen. "Aber was so aus mir käme, im Moment, ehrlich: Schweigen."
Corona ist eine schwere Zeit für Künstlerinnen und Künstler, die zum Teil komplett ausgebremst wurden. Monatelang keine Konzerte, kein Theater, keine Lesungen. Nora Gomringer ist erfolgreiche Lyrikerin, Autorin und Herausgeberin und hat so ihr eigenes Kulturbusiness. Aber auch die Bachmann-Preisträgerin ist von der Vollbremsung in der Kulturlandschaft betroffen.

Pragmatische Haltung

Die Bachmannpreisträgerin sagt, bei ihr seien 62 Veranstaltungen weggebrochen: "Das reicht tief bis ins Jahr 2022." Sie gehe damit sehr pragmatisch um. "Ich habe, ehrlich gesagt, wegen Corona erst mal fast alles angenommen, was man mir angeboten hat, damit ich über die Runden komme", sagt die 40-Jährige.
Sie habe dabei einen Ansporn: "Ich habe eine Assistentin und ich fände es ein ganz schlimmes Eingeständnis, müsste ich sie entlassen." Sie arbeite im Moment daher, um die Assistentin weiter anstellen zu können. In diesen Tagen etwa müsse sie ein Theaterstück für das Theater Gütersloh abgeben, sagt sie.
Gomringer ist neben ihrer künstlerischen Tätigkeit auch noch Direktorin der Villa Concordia in Bamberg, was sie auch gerettet habe: "Ehrlich: Wäre ich nicht Direktorin, wäre ich nur Künstlerin, wäre meine Rechnung durch. Seit etwa eineinhalb Monaten hätte ich mich nach Frau Grütters Rat an die Grundsicherung gewendet."

Ganz auf null runtergedrückt

"Ich habe erst mal eine Depression überwinden müssen, ich habe das nicht gut verkraftet." Anfang April habe sie realisiert, dass sie 20 Jahre als Autorin geschafft habe. "Mein Werk steht da, und letztlich kriegt man wie so einen Zettel hingereicht, auf dem steht: Es bedeutet nichts", sagt sie. "So ganz auf null runtergedrückt zu werden", sei ein Schock gewesen.
"Ich habe nicht gedacht, dass so ganz schnell die Waffen gestreckt werden und den Künstlern quasi die Systemirrelevanz attestiert wird", sagt Gomringer. Manche hätten auch gute Worte gefunden und hätten sich neu aufgestellt, ihr selbst aber fehlen diese noch. Sie schreibe gerade zielgerichtet, so dass der Auftraggeber glücklich sei: "Aber was so aus mir käme, im Moment, ehrlich: Schweigen"
(mfu)
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