Autor und Physiker Stefan Klein

Von der Schönheit der Sterne

Die Milchstraße
Die Milchstraße über der Glocknergruppe in den Alpen. © imago/Eibner Europa
Stefan Klein im Gespräch mit Frank Meyer · 21.12.2017
Was wäre, wenn es keine Dunkle Materie gibt? Und ist ein Vakuum gar nicht leer? Der Autor und Physiker Stefan Klein nimmt uns in seinem Buch "Das All und das Nichts" mit auf eine faszinierende Reise zu den Sternen.
Der Physiker und analytische Philosoph Stefan Klein hat ein großes Publikum vor allem mit dem Buch "Die Glücksformel" erreicht. Sein aktuelles Buch heißt "Das All und das Nichts". Und so ist der Blick in den abendlichen Sternenhimmel für ihn nicht nur mit Schönheit verbunden.
"Es ist eine Geborgenheit in der Natur, die uns auch Halt gibt in der Welt und das ist eine Erfahrung, die ich in diesem Buch vermitteln wollte."
Neben der Schönheit des Firmaments erläutert er auch, wie wenig wir eigentlich über unsere Welt und das Universum wissen. So seien für ihn als Physiker Geheimnisse Bedingungen, dass es interessant bleibt:
"Dass wir vieles nicht wissen, kann man schlimm finden. Ich finde das faszinierend, weil ich mir vorstelle, was alles noch zu entdecken ist. Ich habe drei relativ junge Kinder und die entdecken die Welt und das ist für die lustvoll. Und ich glaube, das ist das, was Wissenschaft antreibt – eine ganz große Freude daran zu entdecken und Neues zu finden."

Wenn die Dunkle Materie nicht da wäre

So schreibt Stefan Klein in seinem Buch, dass wir ohne Dunkle Materie gar nicht existieren würden. Denn wenn die Dunkle Materie nicht da wäre, wäre außer Gasen gar nichts da, so Klein.
"Die Dunkle Materie ist so etwas wie ein kosmischer Kitt, der durch seine Schwerkraft, durch seine Gravitation alle Strukturen in der Welt zusammenhält. Gebe es keine Dunkle Materie, wären nie Gaswolken entstanden, wären nie Sterne entstanden. Es wäre einfach alles auseinander geflogen. Es wäre ein Chaos. Es wäre ein Nichts. Und ich finde die Vorstellung, dass 80 Prozent der Materie auf der Welt völlig unbekannt ist… Wir wissen nur, dass es sie gibt, und wir ihr unsere Existenz verdanken. Ich finde das aufregend, das lässt mir keine Ruhe."


Neben diesen scheinbar unfassbaren kosmischen Vorkommnissen beschäftigt sich der Philosoph in seinem Buch aber auch mit dem Jenseits. Aber was ist das Jenseits in unserem Universäum?
Buchcover "Das All und das Nichts" von Stefan Klein, im Hintergrund eine Sternschnuppe am Nachthimmel
Buchcover "Das All und das Nichts" von Stefan Klein, im Hintergrund eine Sternschnuppe am Nachthimmel© S. Fischer Verlag / dpa / /Patrick Pleul
"Wir wissen, dass das Universäum sehr viel größer ist als der Teil, den wir sehen und den wir erkennen können. Auch das ist eine Frage, die mich als Kind, ich erinnere mich als Acht-Jähriger, enorm beschäftigt hat: Was ist eigentlich hinter den Grenzen des Weltalls? Was ist da? – Die Antwort, die wir heute geben können, die wir damals noch nicht geben konnten, ist, da ist Weltall. Da geht es weiter, aber wir können nicht sagen, wie es da aussieht, weil das Weltall einen Anfang hatte – den Urknall. Und seit dem Urknall nicht genug Zeit war, dass das Licht aus diesen Bereichen des Weltalls uns erreichen kann. Das ist das säkuläre Jenseits. Und ich glaube, das was mir diese Einsicht vermittelt hat, ist dass die Welt ganz konkret sehr viel größer ist, als das, was wir von ihr erfassen können. Und das vermittelt mir eine gewisse Spur von Demut: Halte Dich nicht für zu gescheit, mein Lieber! Wir wissen wenig. Sei bescheiden!"

Vakuum und das Higgs-Feld

Wie der Buchtitel schon verrät, widmet sich Stefan Klein auch dem Nichts. So beschreibt er, dass das Vakuum von dem sogenannten Higgs-Feld ausgefüllt ist, das erst vor fünf Jahren nachgewiesen wurde. Aber wenn nicht einmal im Vakuum nichts ist, wo dann?
"Es gibt kein Nichts. Das ist ganz einfach. Dass das Vakuum vom Higgs-Feld erfüllt ist, das ahnt man seit fast 40 Jahren. Da hat es im vorletzten Jahr auch einen Nobelpreis für gegeben."
Nachgewiesen wurde das im Cern-Teilchenbeschleuniger in Genf. Aber dass das Vakuum nicht leer ist, das wisse man seit etwa 70, 80 Jahren, sagte Klein. So ist das Vakuum von Energie erfüllt, das seien die Vakuum-Fluktuationen. Und diese Erkenntnis habe die Physiker damals sehr verstört, so Stefan Klein. Er findet es aber ganz schön, dass es kein Nichts gibt. "Mir gefällt das."

Wissenschaftsjournalist Stefan Klein
Wissenschaftsjournalist Stefan Klein© Andreas Labes
(jde)
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