Australiens Koalas in Gefahr

Bis 2050 ausgestorben?

22:47 Minuten
Zwei graue Koalas umarmen sich in einer Astgabel.
Der Schein trügt: Koalas sind Artgenossen gegenüber indifferent, haben nicht wirklich Beziehungen, aber sind die Vorzeigetiere für Australiens unglaublich einzigartiges Tierleben. © imago images/Cover-Images
Von Lena Bodewein · 30.05.2022
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Koalas sind ein Nationalsymbol Australiens und Geldbringer im Tourismus. Weil aber Buschfeuer, Rodungen, Dürre, Krankheiten und der Autoverkehr sie bedrohen, könnten sie bis zum Jahr 2050 ausgestorben sein. Warum ist ihr Überleben so wichtig?
Sydney, im Februar 2020, die Band Queen mit Sänger Adam Lambert auf der Bühne beim Spendenkonzert für die Opfer der Waldbrände in Australien, Gitarrist Brian May beim Solo.
Sänger und Gitarrist sind von der Ferne auf einer langgezogenen schmalen Bühne inmitten einer jubelnden Menschenmasse zu sehen.
Für die Opfer der Waldbrände in Australien - am 16. Februar 2020 tritt Queen mit Sänger Adam Lambert und Gitarrist Brian May beim Fire Fight-Konzert in Syndey mit 75.000 Besuchern auf. © imago images/AAP
Ein Mann mit grauem Flausch auf dem Kopf spielt für Tiere mit grauem Flausch auf dem Kopf, so lässt es sich zusammenfassen – vor allem, weil Brian May noch vor dem Konzert ein Wildtier-Krankenhaus besuchte, wo er mit Koala und Gitarre auf dem Arm für die Kameras posierte.
„Zwei Ikonen in Grau“ schrieben später die Witzbolde in den sozialen Medien. „Sie sind eine der ikonischsten Spezies der Welt“, sagt Nick Boyle vom Taronga Zoo in Sydney über Koalas, nicht über Brian May.

Was es meiner Ansicht nach so wichtig macht, dass wir Koalas schützen, ist, dass es unaussprechlich traurig ist, sich vorzustellen, dass etwas so Einzigartiges wie der Koala verloren geht.

Nick Boyle, Taronga Zoo Sydney

Ein Drittel durch das Feuer verloren

Aber genau das droht bis zum Jahr 2050 zu passieren, wenn sich nicht Grundlegendes ändert.
„Wenn wir jetzt an diese Feuer von 2019/2020 denken, da haben wir ein Drittel der Koalas verloren“, so Doro Babeck von der Naturschutzorganisation Bob Brown Foundation. „Aber schon davor in den Jahren von 2012, seit der Koala als gefährdet eingestuft wurde. Bis heute haben wir 50 Prozent der Koalas verloren und das liegt nicht an den Feuern.“
Eine Frau mit kurzem Haar, rosa T-Shirt und Koala-Ohringen steht im Grünen.
"Seit 2012 haben wir 50 Prozent der Koalas verloren": Doro Babeck von der Naturschutzorganisation Bob Brown Foundation.© Lena Bodewein, ARD-Studio Singapur
Woran es liegt, und warum Koalas überhaupt so wichtig sind, darum soll es später gehen.
Zunächst zum Tier selbst: der Klang von „Thunder from Down Under“, so der donnernde Name des Tieres im Zoo von Taronga. Das war’s fürs Erste, meint Nick Boyle.

"Sie sind gar nicht freundlich, eher garstig"

Jetzt entspannt das Tier weiter in einer Astgabel, aber es kann wirklich laut sein. Passt nicht so recht zum kuscheligen Aussehen.
„Ja, sie sind gar nicht freundlich, obwohl sie so niedlich aussehen“, sagt Zoologin Laura Jones, ebenfalls im Zoo von Sydney für die Koalas zuständig.

Das Aussehen ist sehr irreführend. Sie sind eher garstig oder beißen sich gegenseitig oder jagen sich und streiten. Sie sind nicht nett und sie haben nicht wirklich ein echtes Sozialverhalten.

Zoologin Laura Jones, Zoo Sydney

Beruht der Status als Ikone dann nur auf dem Aussehen? "Sie sind die Vorzeigettiere für Australiens unglaublich einzigartiges Tierleben", sagt sie.
Der Grund für dieses einzigartige Tierleben liegt, wie so oft, in Australiens isolierter geografischer Lage. Viele Spezies konnten sich ungestört entwickeln, ihre ökologische Nische suchen und perfektionieren.
Da es in Australien keine größeren Landraubtiere gibt – Dingos zum Beispiel, die wilden Hunde, kamen erst vor wenigen Tausend Jahren auf den Kontinent – hatten andere Spezies Raum zur freien Entfaltung, sie konnten jede evolutionäre Lücke füllen, die es gab.
Am eindrucksvollsten wahrscheinlich die Beutelsäuger: Sie konnten wachsen und sich dort ausbreiten, wo auf anderen Kontinenten größere Säugetiere den Platz in der Evolutionsskala haben, Kängurus etwa. Rattenkängurus, Bürstenschwanz-Felskängurus, Baumkängurus, rote Riesenkängurus. Dann Wombats, Nasenbeutler, Gleithörnchenbeutler, Bilchbeutler oder Tasmanische Teufel – und eben Koalas.

Tiere, die keinen Wert auf Freundschaften legen

Die grauen Tiere mit dem hellen Bauch sind zwischen acht und 14 Kilogramm schwer und haben vor allem ein großes Gewicht, was ihr Image betrifft. Menschen lieben Koalas. Beruht das auf Gegenseitigkeit?
„Ich würde sie als indifferent charakterisieren, Artgenossen und Menschen gegenüber, sie haben nicht wirklich Beziehungen", erklärt Laura Jones. "Es ist auch schwer, eine Beziehung aufzubauen, wenn du 20 Stunden pro Tag schläfst. Beziehungen helfen ihnen evolutionär betrachtet auch nicht. Also, wenn es mir als Koala nicht hilft, dass du mein Freund bist, wozu brauche ich das dann?“
Sehr pragmatische Tiere. Grantelige Einzelgänger, die nur durch den Ruf der Hormone dazu gebracht werden, sich einem potenziellen Partner oder einer Partnerin zu nähern. Und dann wird es laut. Der Paarungsruf des Koalas kann wirklich erschreckend sein.
Ansonsten sitzen sie in ihren Astgabeln und ruhen. Leichte Beute für Pelzjäger, die die Tiere bis an den Rand des Aussterbens brachten – denn die wasserfesten, warmen, starken Pelze waren in Kanada und den USA heiß begehrt.

Der Pelz wurde ihnen zum Verhängnis

Eine Million Tiere starben pro Jagdsaison zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bis US-Präsident Herbert Hoover den Import von Koala-Pelzen in die USA 1930 verbot und die Tierart wohl rettete. Jedenfalls brauchen diese Beuteltiere viel Schlaf. Sehr viel Schlaf, erklärt Laura Jones.

Sie sind aber nicht einfach zum Spaß faul. Es ist eine funktionale Faulheit, schätze ich. Diese Koalas nehmen nicht viele Kalorien zu sich, obwohl sie riesige Mengen von Eukalyptus fressen, und sie sind beinah in einem Grad auf dieses Futter ausgerichtet, dass sie gar nichts anderes fressen können.

Trotzdem brauchen sie etwa eine Woche, um zu verdauen. Wenn du also die kleinen Kügelchen der Koalas rumliegen siehst, dann sind die von Futter, das sie vor einer Woche gefressen haben. Verdauen – das tun sie also, wenn sie ruhen.

Laura Jones

Bewegung lieber nur in der Dämmerung

Wenn sich Koalas bewegen, dann am ehesten in der Dämmerung, wenn es weniger heiß ist, dann sind sie unterwegs, klettern, stürzen sich von Ast zu Ast – um Eukalyptus zu fressen. Viel Eukalyptus. Normalerweise decken sie auch all ihren Flüssigkeitsbedarf über die Blätter.
Aber, so Nick Boyle vom Zoo in Sydney: „Eine der größten Bedrohungen ist das sich verändernde Klima. Wir haben die verheerenden Buschfeuer von 2019/2020 gesehen, die die Koala-Bestände und ihre Lebensräume schwer beschädigt haben“, erzählt er.
„Wir wissen, dass es in diesen richtig heißen und trockenen Regionen westlich des Großen Australischen Scheidegebirges nicht mehr die Feuchtigkeit in den Blättern gibt, die sie benötigen. Die meisten Menschen denken, dass Koalas nicht trinken – weil sie ihren Flüssigkeitsbedarf über die Blätter decken.“
Ein lachender rundlicher blonder Mann steht in einer Grünanlage.
"Wir hätten mit jeglichen Schutzmaßnahmen schon vor zehn Jahren anfangen sollen, um die Koalas zu retten": Nick Boyle vom Taronga Zoo in Sydney.© Lena Bodewein, ARD-Studio Singapur
Doch mit der jahrelangen Dürre ist der Feuchtigkeitsgehalt der Eukalyptusblätter stark gesunken: Eine Folge des Klimawandels, wie auch die verheerenden Waldbrände im australischen Sommer 2019/2020, nur „Black Summer“ genannt.

Jammernde Koalas mit versengtem Fell

Damals gingen die Bilder um die Welt: kläglich jammernde Koalas mit versengtem Fell. Mit verbrannten Pfoten liefen sie über den glühend heißen, verkohlten Waldboden.
Sie stürzten das Wasser hinunter, das Passanten ihnen aus Flaschen gaben. Helfer sammelten die verletzten Tiere und brachten sie in Krankenhäuser. Millionen Dollar an Spenden für die Tierkliniken kamen zusammen. Menschen aus allen Ländern strickten Beutel für Känguru und Koala-Waisen.
„Neben den Verbrennungen, der Dehydrierung und dem Hunger hatten sie auch unter den psychischen Belastungen zu leiden“, erzählt Dana Mitchell vom Tierrettungszentrum auf Kangaroo Island.
„Sie haben sich zu einem Ball zusammengerollt, sie hatten keinen Kampfinstinkt mehr. Und bei vielen waren die Verbrennungen so schlimm, dass wir sie nur noch erlösen und einschläfern konnten.“

60.000 Tiere kamen in den Flammen um

Auf Kangaroo Island allein, wo es ein großes Naturschutzgebiet gibt, sind 40.000 Koalas durch die Waldbrände gestorben. Jetzt leben nur noch rund 10.000 Tiere dort. Insgesamt, so sagt der australische World Wildlife Fund WWF, sind mehr als 60.000 Koalas in den Flammen umgekommen.
„Für eine Spezies, die schon stark gefährdet war, ist das eine wirklich verstörende Anzahl, die uns große Sorgen macht“, so Dermot O Gorman vom WWF Australia.
Normalerweise ist die Strategie der Tiere in den bisher üblichen Buschbränden gewesen: Hoch oben im Eukalyptus-Baum sitzen und die Feuer unter sich vorbeiziehen lassen. Denn dabei waren sonst nur die niedrigen Buschgewächse verbrannt.
Eine Frau hält einen in eine Decke gewickelten schwachen Koala im Arm.
"Viele konnten wir nur noch erlösen und einschläfern": Ein durch die Buschfeuer verletzter Koala wird in der Veterinärstation des Zoos in Melbourne behandelt.© imago images/Xinhua
Diese Feuer aber im schwarzen Sommer aber waren so heiß, dass ganze Eukalyptuswälder, Baumriesen, eben auch die Hochsitze der Koalas erfasst wurden – und die Koalas in ihren Ästen oben bei lebendigem Leibe geröstet wurden.

Wie viele gibt es noch?

Es gibt jetzt weniger als 100.000 Exemplare in ganz Australien – oder wie viele genau?

Ich denke, man sieht die Schätzungen zwischen 35.000 und 60.000 in ganz Australien. Aber es ist sehr schwierig, eine perfekte Bestandsaufnahme der Koalas zu machen. Der Grund für die weit auseinanderliegenden Zahlen ist einfach, dass die Koala-Bestände schwer zu zählen sind – sie leben in einigen dicht bewaldeten Gebieten, hoch in den Baumspitzen, oder in Bereichen, die nicht zu erreichen sind.

Das ist übrigens auch ein Teil unserer Arbeit als Zoo – unsere Wissenschaftler helfen beim Koala-Monitoring und Zählen,mit Drohnen und auch Hunden, die Koala-Kot erschnüffeln.

Nick Boyle

Wie auch immer die Forscher an die Zahlen kommen – sie sind auf jeden Fall erschreckend. Selbst wenn die Koala-Kenner keine ganz exakten Zahlen der Populationen haben, wissen sie doch, in welchem Maß sie schrumpfen. Innerhalb von fünf Jahren könnten sie sich um weitere 30 bis 40 Prozent verringern.

Aktueller Status: „bedroht"

Die Bestände in einigen Bereichen sind schon ausgestorben. Also, meint Nick Boyle, solle man lieber nicht zu optimistisch rechnen.
„Es ist so, dass wir lieber aus Vorsicht von den niedrigeren Zahlen ausgehen sollten – und darum jetzt sofort handeln müssen! Denn in Wahrheit hätten wir mit jeglichen Schutzmaßnahmen schon vor zehn Jahren anfangen sollen, um die Koalas zu retten. Wir hinken wirklich hinterher“, sagt er.
In diesem Februar wurden die Koalas in den Bundesstaaten Queensland, New South Wales und im Territorium um die Hauptstadt Canberra als bedroht eingestuft. Gleichzeitig versprach die damalige konservative Regierung noch unter Premier Scott Morrison, umgerechnet 33 Millionen Euro für Schutzprogramme zu investieren. Zu wenig, zu spät, sagen Kritiker.

Verlust des Lebensraums

Wie Doro Babeck von der Bob Brown Foundation sagt, sind in den vergangenen zehn Jahren 50 Prozent der Koalas gestorben. Der Klimawandel ist einer der Gründe, aber der Verlust ihres natürlichen Lebensraums der viel bedrohlichere.
„Weil die Menschen in Australien den Lebensraum der Koalas entweder abholzen für Holzgewinnung, damit das Holz zu Toilettenpapier verarbeitet wird oder Kopierpapier oder auch zur Energiegewinnung. Ein Teil –  etwa 10 Prozent – der Rodung, fallen an, um Häuser zu bauen in den Gebieten, wo auch Koalas leben“ erklärt sie.
„Denn da, wo die Koalas leben, wollen jetzt leider auch die Menschen leben. An der Küste da sind die leckeren und nahrhaften Eukalyptusbäume. Aber da wollen die Menschen natürlich auch leben, beziehungsweise ihr Urlaubshäuschen oder ihren Urlaubspalast bauen. Dadurch wird natürlich der Lebensraum der Koalas stark eingeschränkt.“
Ein Plakat mit einem sich an einen Baum klammernden Koala hängt an einem Holzzaun.
Koalas brauchen Wälder: Zwischen 2012 und 2017 sind 73.000 Hektar Lebensraum für Koalas allein in New South Wales abgeholzt worden, genehmigt von der Regierung.© Lena Bodewein, ARD-Studio Singapur
Australien gehört laut einem Bericht des World Wildlife Fund als einziges Industrieland zu einer Liste von Entwaldungsfronten. Dort finden sich viele Bereiche im Amazonas, auf Borneo, in Madagaskar – und eben Ostaustralien. Also genau der Bereich, in dem der Koala lebt.
Die meisten Wälder wurden für Weideflächen gerodet, aber auch für die Holzwirtschaft, sagt der WWF. Dabei sind die Wälder Ostaustraliens von globaler Bedeutung für Biodiversität. Hier wachsen 1500 endemische Gefäßpflanzen, etwa Farne oder Schachtelhalm.
Gleichzeitig sind mehr als 70 Prozent der natürlichen Bereiche geräumt oder beschädigt worden. Das macht diese Wälder zu einem kritischen Brennpunkt der globalen Biodiversität. Nur zwischen 2012 und 2017 sind 73.000 Hektar Lebensraum für Koalas allein in New South Wales abgeholzt worden, genehmigt von der Regierung.
„Das liegt daran, dass wir keine Gesetze haben, die den Koala und den Lebensraum der Koala, der im Prinzip so eine Art Regenschirm sagen wir, also Umbrella-Tierart ist, schützt. Der Lebensraum von Koalas würde auch ganz viele andere Tiere schützen, aber das haben wir nicht“, sagt Doro Babeck.
Ein umfassender Schutz und eine Achtung vor dem einzigartigen Reichtum an Flora und Fauna in Australien, das ist nichts, was die bisherigen Regierungen des Landes auf die Beine gestellt haben.

Kohle ist König, Koala verliert

Dafür war das wirtschaftlich orientierte Denken im rohstoffreichen Kontinent viel zu vorherrschend. Und die Gesetzgebung entsprechend. Kohle ist König, Koala verliert.
„Also, es gibt überall so eine Art Patchwork an Regularien, aber nichts ist übergreifend“, sagt sie. „Es gibt unzählige Ausnahmen, wo jenes Gesetz nicht greift und dort man etwas machen könnte. Deswegen ist es einfach nicht möglich, dieses Tier zu schützen.“
Die Stiftung des ehemaligen Grünen-Politikers Bob Brown, für die Doro Babeck arbeitet, setzt sich für verschiedene Naturschutzprojekte in Australien und der Antarktis ein. Der Schutz der Waldgebiete und damit des Koalas ist eines davon.
Auf einem Plakat an einem Holzzaun ist abgebildet: ein kleiner dunkelbrauner Koala, der mit Stock und Proviant durch den Wald marschiert.
Australischer Kinderbuchklassiker - in den Büchern und in der Zeichentrickserie rund um den kleinen Koala Blinky Bill geht es immer auch um Naturschutz.© Lena Bodewein, ARD-Studio Singapur
Die Abenteuer des kleinen Koalas Blinky Bill gehören zu den australischen Kinderbuchklassikern, die später als Zeichentrickserien berühmt wurden. Dabei geht es nicht nur um spannende Erlebnisse, sondern immer auch um Naturschutz.
Darum ist Blinky Bill der Kampagnen-Koala für die Bob Brown Foundation. Auf einem Bild marschiert er mit Henkelmann und Siebensachen an einem Stock über der Schulter durch gerodete Waldstücke. Oder er strafft sich die Hosenträger vor einem einzelnen Baumstamm und schaut unternehmungslustig – „Blinky Bill needs Native Forests“, steht darunter.

Der Schutz wurde reduziert

Das Problem ist: Viele der ursprünglichen Wälder stehen auf Privatbesitz, und auch in den besonders beliebten Bauarealen. Nach einem Gesetz, das bis Anfang der 2020er-Jahre galt, musste jeder Besitzer selbst überprüfen, ob sein Areal Koala-Habitat war.

Der Besitzer konnte das selbst beurteilen, ob auf seinem Land Koalas leben. Und wenn er festgestellt hat, da gibt es keine, dann konnte er auch abholzen. Wenn es Zweifel gab, da konnte bis dahin zumindest noch der Council, also die lokale Regierung, eingreifen und sagen, da gibt es Koalas, und dann wurde das gestoppt.

Aber das wurde auch rückgängig gemacht, also den Schutz gibt es jetzt auch nicht mehr seit die liberale Regierung in New South Wales den sogenannten Koala-Krieg hatte mit seinem Bündnispartner den Nationalen. Anstatt dass man da den Schutz der Koalas erhöht hat, hat man ihn im Prinzip reduziert.

Doro Babeck, Bob Brown Foundation

Beschimpfung als "Baumratten"

Der Koala-Krieg, auch Koala Gate genannt, sah zwei Teile der Regierungskoalition des Bundesstaates New South Wales aufeinanderprallen. Die Ministerpräsidentin, damals noch Gladys Berejiklian, wollte den Schutz der Koalas erhöhen und mehr Baumarten als sogenannte Koala-Bäume klassifizieren. Die dürfen dann nicht geschlagen werden.
Doch der Koalitionspartner, die Nationals, lehnten das ab, ihr Wortführer bezeichnete Koalas aussagekräftig als Baumratten und drohte dagegen zu stimmen.
„Das hat fast die Regierung auseinandergebrochen und deswegen wurde alles wieder rückgängig gemacht – und die Koalas sind jetzt weniger geschützt, als sie jemals vorher waren", sagt Doro
Etwa 50 Kilometer von Sydney gibt es eine Koala-Kolonie, die sogar von Chlamydien frei ist. Die Bakterien machen den Koalas zu schaffen und können sie sogar unfruchtbar machen.

Koala-Kolonie von Neubauprojekten gefährdet

Diese gesunde Kolonie ist von Neubauprojekten gefährdet. Die Bauunternehmer hatten zunächst versprochen, überlebenswichtige Koala-Korridore zu erhalten – so können sich verschiedene Populationen vermischen und den Genpool frisch halten.
Doch Doro Babeck sieht nichts davon, stattdessen werden Bäume gerodet und die Koalas von Baufahrzeugen zerquetscht. Das alles müsste nicht sein, meint sie.
„Wir haben mit Architekten gesprochen und überlegt, wie könnte man bauen, dass Koalas und Mensch zusammenleben können. Da gibt es auch Vorschläge, die man einbringen kann. Das wurde in Teilen auch schon gemacht. Also wenn man statt nur einstöckige Häuser mit riesigem Dach zu bauen, diese Wohnungen in die Höhe bauen würde – mit grüner Bebauung und einem Community Garden davor mit Obstbäumen – dann entstünde eine Art Wildlife-Corridor“, erklärt sie.
„So könnte man genauso viele Menschen in so einer Gegend wohnen lassen und diese Korridore mit Zäunen abschirmen. Man sollte in solchen Gegenden auch keine Hunde halten. So würde es gehen. Aber nicht wenn man Beton an Beton und Haus an Haus ohne Grünflächen baut. Kaum vorstellbar, dass da dann noch irgendein Koala durchstiefeln wird.“
Hunde und Häuser, Klimawandel und Chlamydien, Autoverkehr und Eukalyptus-Dürre, das sind die Gefahren, die den Koala bedrohen.

Ein Zuchtprogramm als Lösung?

Dem Koala namens „Thunder from Down Under“ geht es gut im Taronga Zoo von Sydney. Nick Boyle, zuständig für die Abteilung Wohlergehen, Schutz und Wissenschaft, beschreibt, wie sie sich auf zoogerechte Weise um die Rettung der Koalas bemühen. Sie erforschen die Wirkung von Chlamydien und dem Koala-Retro-Virus, und wie sie behandelt werden können.
Und: „Wir haben das erste Zuchtprogramm der Welt ins Leben gerufen zusammen mit Koala Conservation Australia, die auch ein Koala-Krankenhaus betreiben. Das ist das erste Mal, dass so etwas getan wird“, erzählt er.
„Wir nutzen wilde Koalas, die zur Pflege hierher gebracht werden, und dann paaren wir sie und wildern sie wieder aus. Außerdem befassen wir uns mit Programmen zum Schutz von Lebensräumen.“ 
Ein Babykoala liegt auf seiner Mutter auf einem Baumwipfel.
Koalas sind als Schlüsselspezies wichtig für das Ökosystem. Dort, wo sie geschützt werden, werden auch viele andere Tierarten gerettet. © imago images/Morales
Was den Erhalt des Lebensraumes der Tiere angeht, setzt Nick Boyle auf die kommende UN-Konferenz zur Biodiversität, die im Oktober ansteht. Denn dort wird ein Vorstoß behandelt, nach dem 30 Prozent des Landes und 30 Prozent der Meere geschützt werden sollen.

"Menschen wollen Koalas schützen"

„Wenn wir 30 Prozent der Landfläche in Australien unter Schutz stellen, dann kommen wir sehr weit beim Schutz der Koalas. Das Schöne daran ist: Wenn du Koalas schützt, die in den Baumwipfeln leben, dann schützt du auch alles, was unter diesem Baum lebt oder dort entlangläuft“, erklärt er.

Das sind Schlüsselspezies, Spezies, die Einfluss auf ein größeres Ökosystem haben, durch ihre Rolle und was sie für das Ökosystem tun. Ich würde jetzt nicht sagen, dass Koalas an der Spitze dieser Schlüsselspezies stehen, aber als Umbrella-Spezies oder als Ikone auf jeden Fall. Und: Menschen wollen Koalas schützen. Darum sind sie sehr wichtig.

Nick Boyle

Es geht um Hunderte von Spezies bedrohter Pflanzen und Tiere, die alle im selben Ökosystem wie die Koalas leben.
Das ist der Trick an Koalas – mit den grauen Flauschohren sind sie so niedlich, dass alle sie retten wollen. Und wo Koalas geschützt werden, da werden auch viele andere Tierarten gerettet. Im Zweifelsfall auch von Männern mit grauem Flausch auf dem Kopf.

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