Ausstellung über das Ausstellen in Baden-Baden

Haben Kuratoren zu viel Macht?

Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
In der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden werden unterschiedliche historische Rahmen gezeigt. Diese sind Teil der Ausstellung "Ausstellen des Ausstellens". © picture alliance/dpa/Foto: Uli Deck
02.03.2018
Ausstellungsmacher sind – vor allem auch nach der documeta – ins Kreuzfeuer geraten. Die Kunsthalle Baden-Baden geht jetzt den Fragen nach, wie Kunst in Museen inszeniert wird und wer dafür verantwortlich ist. Für unseren Kritiker ist die Ausstellung damit ein wichtiger Beitrag zur Debatte.
Die Ausstellung beschäftige sich vor allem mit der Frage, wie Museen aussehen und wer die Ausstellungen mache, so Bernau. Dabei sei der Kurator der Kunsthalle Baden-Baden, Johan Holten, der festen Überzeugung, dass die Künstler die eigentlichen Antriebskräfte der Reform des Museums seien. "Das ist museumshistorisch eine ziemlich kühne These", so Bernau.

"Normalerweise waren es die Kuratoren, die Museumsdirektoren und natürlich die Architekten, die immer wieder neue Ideen reingebracht haben, während sich die Künstler sich doch sehr stark da eingefügt haben."

Manche Kuratoren sehen sich selbst als Künstler

Optisch sehe der Besucher beispielsweise eine Wand voller Fotos von historischen Museums-Inszenierungen, auch die ersten Fotografien aus dem Louvre in Paris. Der Salon dort sei ein Ausstellungsort gewesen, aber auch selbst eine Art "Kunsthappening", so Bernau.
"Da hingen Hunderte von Bildern in einem Raum und daraus wurde dann so etwas destilliert, was wir heute den Impressionismus nennen. Das heißt, da sind Inszenierungen zu sehen von Kuratoren, die sich selbst als Künstler begriffen haben."
Das habe mit Wilhelm von Bode in den 1880er-Jahren angefangen. Bis dahin habe es einen festen Kanon gegeben, wie Kunst auszustellen sei, nämlich flächendeckend die Gemälde an der Wand, Skulpturen einzeln, auf Podesten und in symmetrischen Reihen.

Der Museums-Rebell Wilhelm von Bode

Beim Aufbrechen dieser Normen habe der Berliner Museumsdirektor von Bode eine zentrale Rolle gespielt.
"Dass die Dichte an der Wand aufgelöst wird, dass Objekte einzeln gehängt werden, dass es auf einmal eine Rolle spielt, welcher Rahmen um die Objekte herum ist."
So gebe es in der Ausstellung auch eine eigene Rahmen-Sammlung zu sehen. Bode sei es auch gewesen, der den Begriff "Inszenierung" aus der Theater-Welt ins Museum gebracht habe, so Bernau.

Die "Inszenierung" kommt vom Theater ins Museum

Die Ausstellung beziehe nicht direkt Position zur Rolle des Kurators.
"Was in der Ausstellung nicht wirklich kritisch reflektiert wird, ist, dass der Kurator selbst schon eine reflektierende Person ist. Und dass es Kuratoren gegeben hat, die sich selbst als Künstler begriffen haben, die mit den kuratierten Objekten Kunst gemacht haben. Und dass diese Welle eigentlich lange schon vorbei ist."
Trotzdem sei die Ausstellung ein spannender Beitrag in der Debatte ums Kuratieren.

"Und zwar deshalb, weil die Frage, wie ist das Museum als historisches Objekt entwickelt worden und wer hat daran mitgemacht – die muss viel mehr debattiert werden, als wir das tun, und dazu bietet diese Ausstellung richtig viel Material".

Die Ausstellung ist bis zum 17. Juni in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden zu sehen.

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