Aus der Perspektive von Bundesstraßen
Burkhard Müller hat mit "B - Eine deutsche Reise" einen Essay geschrieben, der entlang etlicher Bundesstraßenrouten das Land durchmisst und sich dabei auch kultur- und zivilisationskritische Gedanken macht.
Müller: "Keiner weiß, wo die großen Bundesstraßen herkommen, wo sie hingehen! Jeder weiß natürlich, wenn er in Leipzig wohnt, da geht die B 2 durch oder in Regensburg geht die B 8 durch - aber ich glaub nicht, dass ein Leipziger weiß, dass seine Straße bis Tirol führt, und ein Regensburger, dass das bis zur holländischen Grenze bei Emmerich geht. Das ist also das verborgene, zweite große Netz der deutschen Straßen."
So richtig verborgen bleibt sie natürlich nicht, die B-Liga deutscher Fernstraßen, die historisch viel älter ist als die A-Liga der Autobahnen. Man benutzt auch heute noch historische Routen. Zunächst "Fernverkehrs"- und "Reichsstraßen" genannt, verwandelten sie sich nach dem Zweiten Weltkrieg in die demokratischer klingenden "Bundesstraßen" und verbinden noch immer sehr viele Städte miteinander. Städte allerdings, die man als Autobahn-Raumdurchmesser kaum noch kennt … allenfalls dem Namen nach. Und das scheint auch gut so zu sein:
"Ich möchte Meschede nicht missen. Es ist der Ort, um sich Gedanken über die Wahrnehmung des Hässlichen zu machen. (…) Die Fußgängerzone ist, ohne irgendetwas, das einem Eingang gliche, nach vorn und hinten schmerzlich aufgerissen, nichts hilft sie anbahnen. Die Gebäude nehmen aufeinander keine Rücksicht, jedes hat sich für sich aufgestellt. Fenster haben keine Rahmungen, sondern glotzen. Dächer missachten alles Abstandsgebot zu den Mauern unter ihnen. Einen halbwegs profilierten Balken finden wir an dieser Stelle, der Vermittlung leistet; er wirkt wie ein Balsam. Niemand hat ein Gefühl für Rhythmen, Zonierungen, Anschlüsse, Distanzen. Wollte man den Mangel dieses Häuserverhaus auf einen Namen taufen, so wäre er: Unhöflichkeit. Kann es denn sein, dass die Leute hier einander so behandeln, wie es ihre Häuser tun?" (S. 36-37)
Müller: "Man kann nicht einfach sagen, die Fußgängerzone von Meschede ist hässlich! Sondern hier passieren bestimmte Dinge. Erstens mal, das wurde als Errungenschaft erfunden, dass das Auto einen bestimmten Bereich nicht dominiert hat. Nachdem aber dem Auto nicht wirklich was entgegengesetzt werden sollte, wirken die Dinger immer vakuumhaft. Und als Interieur. Also dadurch, dass sie sich durch eine Aussperrung definieren, ist das, was drin ist, automatisch ein Innenraum. Und dieses Innenraumhafte, das ist das, was eigentlich so nachhaltig verstimmt an diesen Fußgängerzonen."
Burkhard Müller - Literaturkritiker, Kulturjournalist, Lateindozent, ein Mann von Bildung und Geschmack - ist ein Virtuose der spitzen Feder. Dass er eines Tages beschloss, nicht länger bloß ICE-Strecken und Autobahnen zu folgen, sondern Deutschland aus der Perspektive seiner Bundesstraßen wahrzunehmen, hat Folgen. Vergnügliche für die Leser seiner Reiseberichte, weniger vergnügliche für die Bewohner der Provinz. Doch was heißt hier Provinz? Ist Kassel - erreichbar via A7, A44 und A49 - etwa provinziell?
"Die Stadt überrascht uns durch ihre Ausdehnung, die größer ist, als wir bei 200.000 Einwohnern erwartet haben. Jemand, der aus New York kam, hat einmal New Jersey mit der Rückseite eines alten Radios verglichen. So kommt man neuzeitlichen Städten nicht mehr bei. Kassel wirkt wie ein modernes unaufgeräumtes Kinderzimmer, in dem Lego, Playmobil und Fischertechnik wild durcheinanderpurzeln; und ein paar historische Spielsachen auch noch, aber die fallen wirklich nicht ins Gewicht." (S. 33)
Oder Frankfurt - lange Zeit das Beispiel deutscher Urbanität schlechthin. Müller betrachtet es mit dem Auge eines Botanikers. Ungerührt - doch fast liebevoll:
"Frankfurt gleicht eher einem Wald als einer Stadt. Seine eigentlich bewohnte Sphäre umfasst die drei- bis vierstöckigen Häuser; sie stellen eine Art Bodendecker dar, die Kraut- und Strauchschicht. Dazwischen heben sich, einzeln und mächtig, die um ein Vielfaches höheren Bürotürme der Banken empor wie die glatten Stämme der Buchen im Spessart." (S. 133)
Das Genre des Automobil-Feuilletons vom Anfang des 20. Jahrhunderts schien bis dato kaum wiederbelebbar, laden doch Autobahnen mit ihrer Hochgeschwindigkeitsverführung weder zum Schauen noch zu Reflexionen ein. Doch Burkhard Müller schafft mit dem einfachen Kunstgriff des Abstiegs in die zweite Straßenliga eine beeindruckende Wiedergeburt der Gattung. Dabei ging es ihm von Anfang an um mehr als Herausgekommen ist ein glanzvoller Essay, der entlang etlicher Bundesstraßenrouten das Land durchmisst, sich kultur- und zivilisationskritischen Gedanken macht und dabei mit mokanten Tönen keineswegs geizt.
Müller: "Mein Ziel war es, ein Bild, ein Portrait des weiten und tiefen Deutschlands zu entwerfen. Auch die historische Dimension … das ist was, was sich ganz schwierig erschließt. Deutschland hat ja ein ganz eigentümliches Verhältnis zur Geschichte. Geschichte kondensiert sich völlig auf die zwölf Jahre Nationalsozialismus. Ansonsten wird sie musealisiert.
Das heißt, typische Aneignung von Geschichte besteht in der neuwertigen Renovierung von Gebäuden. Oder überhaupt in der Errichtung von Gebäuden, die schon völlig weg sind! Der Glaube, dass Geschichte über einen Abstand hinweg einfach zurückgebracht werden kann! Das ist was, was dem Wesen der Geschichte widerspricht, und um die Geschichte zu sehen, muss man sehr viele verschiedene Landschaften und kleine und größere Städte gesehen haben."
Herausgekommen ist ein glanzvoller Essay, der entlang etlicher Bundesstraßenrouten das Land durchmisst, sich kultur- und zivilisationskritischen Gedanken macht und dabei mit mokanten Tönen keineswegs geizt.
Müller: "Das Saarland ist kein Ort, wo jemand hingeht, der nicht unbedingt dort vor Ort was zu suchen hat!"
… sagt Burkhard Müller zum Beispiel über jenes Bundesland, das er vor dem Buchprojekt nicht kannte, um dann vor Ort die – beinahe erwartbare – Enttäuschung zu erleben. Allerdings verpackt in eine elegante Formulierung:
"Das barocke Saarbrücken jenseits der Saar erweist dem diesseitigen Saarbrücken seine demütige Reverenz, indem es sich gewaltsam seiner Schönheit enthält." (S. 80)
In seinen galligsten Momenten kommt Burkhard Müller seinem Idol Karl Kraus sehr nahe, in seinen lichtesten Augenblicken – etwa wenn er über Verkehrsinseln philosophiert – fixiert er die Physiognomie unserer modernen, schön-scheußlichen Welt in gestochen scharfen Momentaufnahmen. Wäre das Buch ein Gespräch, würde man sagen: Der Autor scheut keinen Streit! Anlass zum Gekränktsein hätten nicht nur die Bewohner von Meschede und Saarbrücken, sondern auch die von Wuppertal, Gera, Kassel und vielen anderen Orten. Nicht mal das beliebte Freiburg im Breisgau bleibt unbe¬mängelt:
"Wir haben die Wahl zwischen Novotel und Intercity-Hotel, beide von abweisendem Äußeren, und entscheiden uns für das Intercity. Es wirkt wie die Fortsetzung der beiden Tiefgaragen mit oberirdischen Mitteln."(S. 312)
Müller: "Man muss viel gesehen haben, um zu begreifen, was los ist. Dinge wie Parkhäuser … man muss in 30 verschiedenen Parkhäusern gewesen sein, um wirklich zu erkennen, was das für unterweltliche Umgebungen sind! Das sind richtige Höllen, das ist eine Höllenstrafe, die die automobilisierte Gesellschaft als freiwilligen Preis zahlt, als Buße."
Trotz seiner eindeutigen Haltung in Fragen der Schönheit, Angemessenheit und Wahrheit sieht sich der Autor nicht als Landschaftsbild- und Stadtplanungsrezensent:
Müller: "Ich bewege mich hier nicht als Kritiker, ich bewege mich hier als Bewohner. Die Kritik ist meiner Meinung nach nicht die angemessene Haltung, um so was zu erleben. Man muss sich darauf einlassen, man darf sich nicht davor aufpflanzen und sagen: ‚Das gefällt mir nicht!’ Man muss auch bei Dingen wie meinetwegen einem Parkhaus, was nun wirklich eine Scheußlichkeit ist, schauen, wo kommt das her? Man muss sich drinnen bewegen, man muss reinzukommen suchen."
… und das charakterisiert in gewisser Weise auch seine Fortbewegungsart: Auf der Bundesstraße nämlich, sagt Müller, sei man immer "drinnen", ein Teil der Landschaft, und nicht wie bei der Autobahn auf eine separate Betonspur gesetzt, von der aus man die Welt als etwas Fremdes erlebe. Deshalb gehört dieses Buch eigentlich in jedes Handschuhfach. Um es dann, wenn man mal wieder auf einem hässlichen Autobahnparkplatz pausiert, zur Hand zu nehmen und sich auf Abwege bringen zu lassen. Denn das wahre Deutschland liegt jenseits der Autobahnabfahrten.
Rezensiert von Florian Felix Weyh
Burkhard Müller: B - Eine deutsche Reise
Rowohlt Berlin, 2010
So richtig verborgen bleibt sie natürlich nicht, die B-Liga deutscher Fernstraßen, die historisch viel älter ist als die A-Liga der Autobahnen. Man benutzt auch heute noch historische Routen. Zunächst "Fernverkehrs"- und "Reichsstraßen" genannt, verwandelten sie sich nach dem Zweiten Weltkrieg in die demokratischer klingenden "Bundesstraßen" und verbinden noch immer sehr viele Städte miteinander. Städte allerdings, die man als Autobahn-Raumdurchmesser kaum noch kennt … allenfalls dem Namen nach. Und das scheint auch gut so zu sein:
"Ich möchte Meschede nicht missen. Es ist der Ort, um sich Gedanken über die Wahrnehmung des Hässlichen zu machen. (…) Die Fußgängerzone ist, ohne irgendetwas, das einem Eingang gliche, nach vorn und hinten schmerzlich aufgerissen, nichts hilft sie anbahnen. Die Gebäude nehmen aufeinander keine Rücksicht, jedes hat sich für sich aufgestellt. Fenster haben keine Rahmungen, sondern glotzen. Dächer missachten alles Abstandsgebot zu den Mauern unter ihnen. Einen halbwegs profilierten Balken finden wir an dieser Stelle, der Vermittlung leistet; er wirkt wie ein Balsam. Niemand hat ein Gefühl für Rhythmen, Zonierungen, Anschlüsse, Distanzen. Wollte man den Mangel dieses Häuserverhaus auf einen Namen taufen, so wäre er: Unhöflichkeit. Kann es denn sein, dass die Leute hier einander so behandeln, wie es ihre Häuser tun?" (S. 36-37)
Müller: "Man kann nicht einfach sagen, die Fußgängerzone von Meschede ist hässlich! Sondern hier passieren bestimmte Dinge. Erstens mal, das wurde als Errungenschaft erfunden, dass das Auto einen bestimmten Bereich nicht dominiert hat. Nachdem aber dem Auto nicht wirklich was entgegengesetzt werden sollte, wirken die Dinger immer vakuumhaft. Und als Interieur. Also dadurch, dass sie sich durch eine Aussperrung definieren, ist das, was drin ist, automatisch ein Innenraum. Und dieses Innenraumhafte, das ist das, was eigentlich so nachhaltig verstimmt an diesen Fußgängerzonen."
Burkhard Müller - Literaturkritiker, Kulturjournalist, Lateindozent, ein Mann von Bildung und Geschmack - ist ein Virtuose der spitzen Feder. Dass er eines Tages beschloss, nicht länger bloß ICE-Strecken und Autobahnen zu folgen, sondern Deutschland aus der Perspektive seiner Bundesstraßen wahrzunehmen, hat Folgen. Vergnügliche für die Leser seiner Reiseberichte, weniger vergnügliche für die Bewohner der Provinz. Doch was heißt hier Provinz? Ist Kassel - erreichbar via A7, A44 und A49 - etwa provinziell?
"Die Stadt überrascht uns durch ihre Ausdehnung, die größer ist, als wir bei 200.000 Einwohnern erwartet haben. Jemand, der aus New York kam, hat einmal New Jersey mit der Rückseite eines alten Radios verglichen. So kommt man neuzeitlichen Städten nicht mehr bei. Kassel wirkt wie ein modernes unaufgeräumtes Kinderzimmer, in dem Lego, Playmobil und Fischertechnik wild durcheinanderpurzeln; und ein paar historische Spielsachen auch noch, aber die fallen wirklich nicht ins Gewicht." (S. 33)
Oder Frankfurt - lange Zeit das Beispiel deutscher Urbanität schlechthin. Müller betrachtet es mit dem Auge eines Botanikers. Ungerührt - doch fast liebevoll:
"Frankfurt gleicht eher einem Wald als einer Stadt. Seine eigentlich bewohnte Sphäre umfasst die drei- bis vierstöckigen Häuser; sie stellen eine Art Bodendecker dar, die Kraut- und Strauchschicht. Dazwischen heben sich, einzeln und mächtig, die um ein Vielfaches höheren Bürotürme der Banken empor wie die glatten Stämme der Buchen im Spessart." (S. 133)
Das Genre des Automobil-Feuilletons vom Anfang des 20. Jahrhunderts schien bis dato kaum wiederbelebbar, laden doch Autobahnen mit ihrer Hochgeschwindigkeitsverführung weder zum Schauen noch zu Reflexionen ein. Doch Burkhard Müller schafft mit dem einfachen Kunstgriff des Abstiegs in die zweite Straßenliga eine beeindruckende Wiedergeburt der Gattung. Dabei ging es ihm von Anfang an um mehr als Herausgekommen ist ein glanzvoller Essay, der entlang etlicher Bundesstraßenrouten das Land durchmisst, sich kultur- und zivilisationskritischen Gedanken macht und dabei mit mokanten Tönen keineswegs geizt.
Müller: "Mein Ziel war es, ein Bild, ein Portrait des weiten und tiefen Deutschlands zu entwerfen. Auch die historische Dimension … das ist was, was sich ganz schwierig erschließt. Deutschland hat ja ein ganz eigentümliches Verhältnis zur Geschichte. Geschichte kondensiert sich völlig auf die zwölf Jahre Nationalsozialismus. Ansonsten wird sie musealisiert.
Das heißt, typische Aneignung von Geschichte besteht in der neuwertigen Renovierung von Gebäuden. Oder überhaupt in der Errichtung von Gebäuden, die schon völlig weg sind! Der Glaube, dass Geschichte über einen Abstand hinweg einfach zurückgebracht werden kann! Das ist was, was dem Wesen der Geschichte widerspricht, und um die Geschichte zu sehen, muss man sehr viele verschiedene Landschaften und kleine und größere Städte gesehen haben."
Herausgekommen ist ein glanzvoller Essay, der entlang etlicher Bundesstraßenrouten das Land durchmisst, sich kultur- und zivilisationskritischen Gedanken macht und dabei mit mokanten Tönen keineswegs geizt.
Müller: "Das Saarland ist kein Ort, wo jemand hingeht, der nicht unbedingt dort vor Ort was zu suchen hat!"
… sagt Burkhard Müller zum Beispiel über jenes Bundesland, das er vor dem Buchprojekt nicht kannte, um dann vor Ort die – beinahe erwartbare – Enttäuschung zu erleben. Allerdings verpackt in eine elegante Formulierung:
"Das barocke Saarbrücken jenseits der Saar erweist dem diesseitigen Saarbrücken seine demütige Reverenz, indem es sich gewaltsam seiner Schönheit enthält." (S. 80)
In seinen galligsten Momenten kommt Burkhard Müller seinem Idol Karl Kraus sehr nahe, in seinen lichtesten Augenblicken – etwa wenn er über Verkehrsinseln philosophiert – fixiert er die Physiognomie unserer modernen, schön-scheußlichen Welt in gestochen scharfen Momentaufnahmen. Wäre das Buch ein Gespräch, würde man sagen: Der Autor scheut keinen Streit! Anlass zum Gekränktsein hätten nicht nur die Bewohner von Meschede und Saarbrücken, sondern auch die von Wuppertal, Gera, Kassel und vielen anderen Orten. Nicht mal das beliebte Freiburg im Breisgau bleibt unbe¬mängelt:
"Wir haben die Wahl zwischen Novotel und Intercity-Hotel, beide von abweisendem Äußeren, und entscheiden uns für das Intercity. Es wirkt wie die Fortsetzung der beiden Tiefgaragen mit oberirdischen Mitteln."(S. 312)
Müller: "Man muss viel gesehen haben, um zu begreifen, was los ist. Dinge wie Parkhäuser … man muss in 30 verschiedenen Parkhäusern gewesen sein, um wirklich zu erkennen, was das für unterweltliche Umgebungen sind! Das sind richtige Höllen, das ist eine Höllenstrafe, die die automobilisierte Gesellschaft als freiwilligen Preis zahlt, als Buße."
Trotz seiner eindeutigen Haltung in Fragen der Schönheit, Angemessenheit und Wahrheit sieht sich der Autor nicht als Landschaftsbild- und Stadtplanungsrezensent:
Müller: "Ich bewege mich hier nicht als Kritiker, ich bewege mich hier als Bewohner. Die Kritik ist meiner Meinung nach nicht die angemessene Haltung, um so was zu erleben. Man muss sich darauf einlassen, man darf sich nicht davor aufpflanzen und sagen: ‚Das gefällt mir nicht!’ Man muss auch bei Dingen wie meinetwegen einem Parkhaus, was nun wirklich eine Scheußlichkeit ist, schauen, wo kommt das her? Man muss sich drinnen bewegen, man muss reinzukommen suchen."
… und das charakterisiert in gewisser Weise auch seine Fortbewegungsart: Auf der Bundesstraße nämlich, sagt Müller, sei man immer "drinnen", ein Teil der Landschaft, und nicht wie bei der Autobahn auf eine separate Betonspur gesetzt, von der aus man die Welt als etwas Fremdes erlebe. Deshalb gehört dieses Buch eigentlich in jedes Handschuhfach. Um es dann, wenn man mal wieder auf einem hässlichen Autobahnparkplatz pausiert, zur Hand zu nehmen und sich auf Abwege bringen zu lassen. Denn das wahre Deutschland liegt jenseits der Autobahnabfahrten.
Rezensiert von Florian Felix Weyh
Burkhard Müller: B - Eine deutsche Reise
Rowohlt Berlin, 2010