Aus den Werkstätten der Neuen Musik (1/4): Ensemble Resonanz

Hölderlin in ihrer Mitte

Das Ensemble sitzt und steht mit seinen Instrumenten in einem weißen Raum mit markanter Deckenkonstrukion.
© Ensemble Resonanz / Tobias Schult
Moderation: Rainer Pöllmann · 01.07.2020
Hölderlins Literatur wirkt auch 250 Jahre nach seiner Geburt nach. Seine Sprache, die fast wie Musik komponiert ist, inspiriert noch heute Musiker und Komponisten. Das Ensemble Resonanz hat Lust auf eine Begegnung mit seiner kryptisch anmutenden Sprachmusik.
Deutschlandfunk Kultur ist durch sein Festival Ultraschall Berlin und auch als einer der wichtigsten Koproduzenten des Deutschen Musikrats für die Reihe "Edition Zeitgenössische Musik" ein wichtiger Partner der Neue-Musik-Szene.
Die freien Ensembles sind durch Konzertabsagen bis in den Herbst hinein betroffen. So entstand die Idee, renommierte Ensembles für Neue Musik innerhalb Deutschlands zu bitten, klein besetzte Konzerte für uns zu gestalten.

Senden aus dem Probenraum

Und das live aus deren jeweiligen Räumlichkeiten. All diese Ensembles haben Probenräume oder Ensemblehäuser, die sich für kleine Besetzungen und Aufführungen ohne Publikum eignen. Vier Ensembles haben zugesagt: das Ensemble Musikfabrik (Köln), das ensemble recherche (Freiburg) und die Neuen Vokalsolisten (Stuttgart). Heute startet die Reihe mit dem Hamburger Ensemble Resonanz.
Rainer Pöllmann, Redakteur der Reihe und Festivalleiter Ultraschall Berlin, sprach in unserer Sendung "Tonart" über das vierteilige Projekt:
Vor 250 Jahren wurde Friedrich Hölderlin geboren. Das Ensemble Resonanz bezeichnet ihn als "angeschlagenen Vorzeige-Dichter im Turm".

Jubiläum des Jahres mitfeiern

Hölderlin hatte sich gegen den Willen der Mutter entschieden, Schriftsteller zu werden und dabei an die "künftige Revolution der Gesinnungen und Vorstellungsarten, die alles Bisherige schamrot machen wird" glaubt.
Faszination geht für die Musiker von dem Roman "Hyperion" aus, jenem Briefroman, die der imaginäre Griechenlandreisende notiert und hier ganz Menschliches, die Liebe, die Götterwelt betrachtend, den Glauben und Hoffnungen auf andere Zeiten in äußerst poetische Zeilen packt.

Ein historischer Text und neue Musik

Dabei zünden beim Ensemble seine Poesien, die voller wuchtiger Vokabeln ist. "Verse, die überzeitlich-bedeutungsvoll raunen", wie im Programm zu Hölderlin notiert ist.
Die Worte "beschwören statt anderer Gottheit: die menschliche Erfahrung. Mit tollkühner Entschlossenheit flüchtet zugleich ein empfindsamer Titan nach vorn – in die Welt als Wille und Musik. Schreibt 'Volksreden an die Menschheit'" - so formuliert es das Ensemble auf seiner Internetseite. Zu Gast als Sprecher ist der Iffland-Ring-Träger Jens Harzer.
Großaufnahme des Gesichtes mit Dreitagebart und grün-braunen Augen.
Jens Harzer brennt für die Musik, seine Tenor-Stimme hat er in den Richtungen Klassik, Jazz und Chanson ausbilden lassen.© Jens Harzer 7 Thomas Dashuber
Live aus dem resonanzraum St. Pauli, Hamburg
Nika Son
"Moment II", Elektroakustisches Werk
Georg Friedrich Haas
"...aus freier Lust verbunden..." für Violoncello solo
Friedrich Hölderlin
Fragment von Hyperion
Rebecca Saunders
"hauch" für Violine solo
Hans Zender
"Hölderlin lesen I" für Streichquartett und Sprecher
Giacinto Scelsi
"Manto I" für Viola solo
Nika Son
Elektroakustisches Werk

Jens Harzer, Sprecher
Nika Son, Elektronik
Mitglieder des Ensemble Resonanz

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