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Buddhistische Binsenweisheiten

Eine liegende Buddha-Figur in Laos
Eine liegende Buddha-Figur in Laos © AFP / Christophe Archambault
Von Thorsten Jantschek · 11.06.2015
Zwei Bücher mit buddhistischen Geschichten von Ajahn Brahm tummeln sich unter den Top 20 Sachbüchern der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ob man nach der Lektüre ein besserer Mensch wird, verrät Thorsten Jantschek.
Mal sind es alltägliche Geschichten, mal mythische Erlebnisse von Mönchen, immer aber geht es darum, dass der Mensch seinen inneren Frieden findet, dass er Mitgefühl, Respekt und Güte walten lässt. Und, ach, wir erfahren, wie man mit Ungerechtigkeit umgeht, die Angst vor dem Tod, oder ihn gleich selbst besiegt und natürlich wird auch das ultimative Geheimnis einer gelingenden Ehe gelüftet.
Eigentlich müsste man dieses Buch beim Standesamt gleich mitbekommen, und schon sinkt die Scheidungsrate auf Null. Selbstredend wird man ein besserer Mensch sein, wenn man die Bücher von Ajahn Brahm zuklappt. Allerdings ist die Lektüre dieser buddhistischen Geschichten selbst die größte Attacke auf den eigenen inneren Frieden. Denn ständig wird einem irgendeine Weisheit auf dem Silbertablett serviert, die so einfach ist, dass eines gewiss ist: Man kann sie gar nicht umsetzen, sondern muss wohl das nächste Buch von Ajahn Brahm kaufen.
Diese Binsenweisheiten umzusetzen ist zudem auch nicht unbedingt das, was man sich wünscht, denn oft handeln die mitunter arg tränendrüsigen Geschichten davon, die Handlungsmacht, die Autonomie aufzugeben, Weltläufte einfach geschehen zu lassen. Und das in Zeiten, in denen es oft genug darum geht, die Handlungsmacht zu verteidigen, gegen Big Data oder Facebook etwa, gegen wirtschaftliche Verhältnisse, die die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht.

Ajahn Brahm: "Die Kuh, die weinte", "Der Elefant, der das Glück vergaß", beide erschienen im Lotus Verlag