Aus den Feuilletons

Zersägte Riesenmuscheln

Blick auf das Gebäude der Louis Vuitton Foundation im Bois de Boulogne in Paris gestaltet von dem Architekten Frank Gehry
Blick auf das Gebäude der Louis Vuitton Foundation im Bois de Boulogne in Paris gestaltet von dem Architekten Frank Gehry © picture alliance / dpa / Ian Langsdon
Von Adelheid Wedel · 21.10.2014
Der amerikanische Architekt Frank Gehry habe für die Kunstsammlung von Louis Vuitton in Paris ein Museum geschaffen, das einem "trunkenen Schiff" gleiche, schreibt "Die Welt". Die Kunstsammlung bietet unter anderem einen "kapitalen Gerhard Richter-Saal".
"Plötzlich ist der Traum vieler salafistischer Fanatiker Realität: Der islamische Staat existiert – und wird von ihnen selbst regiert",
schreibt Mona Sarkis in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Darauf folgt:
"Statt Triumph herrschen jedoch Zorn und Zwist. Führende Jihad-Denker verdammen den Terror des IS."
Das belegt die Autorin mit Erklärungen zweier Männer, die in islamischen Kreisen einen gewichtigen Namen haben. Da ist der Islamwissenschaftler Abu Muhammad Asem al-Maqdisi, der das Vorgehen der IS zwar einzuordnen versucht:
"Der islamische Staat müsse Etappen durchlaufen, in denen er sich Fähigkeiten aneigne",sagt er.
Zugleich bekennt er, dass dieser Staat für ihn "nicht einmal als Prototyp eines islamischen Staatswesens infrage kommt". Er spricht dem IS-Staatsgründer Baghdadi das Recht auf Staatsführung und auf den Emir-Titel ab. Als weiteren Kritiker von IS nennt die NZZ Abu Qatada al-Filastini. Er verurteilt die Hinrichtung der beiden amerikanischen Journalisten Foley und Sotloff.
"Sie seien Nachrichtenvermittler und somit keine Feinde gewesen", sagt er, "und die ganze Art und Weise, wie der IS töte, missachte die Lehre Mohammeds."
Er erklärte öffentlich und riskierte damit einen Affront:
"Baghdadi hänge abartigen Ideologien an, da er keinen Staat für Sunniten schaffe, sondern den Staat der Schiiten imitiere. Es ist unübersehbar",kommentiert Mona Sarkis, "die Machart des IS hat die jihadistische Welt – die sich doch geeint unter seinem Banner erheben sollte – völlig zersplittert."
Interessant, was Yusuf, früher Cat Stevens, der gegenwärtig sein neues Album in Berlin vorstellt, in der Tageszeitung TAZ , zu den Unruhen in der islamischen Welt sagt:
"In den Krieg zu gehen ist einfach, Frieden zu schaffen ist so viel komplizierter."
Spektakuläres Museumsraumschiff in Paris
Die Tageszeitung DIE WELT zeigt als Foto, Hans-Joachim Müller beschreibt mit Worten, was der amerikanische Architekt Frank Gehry in Paris gebaut hat: "ein Museum, das auf gar keinen Fall wie ein Museum aussehen soll". Zitat Müller:
"Ist Haus das richtige Wort? Silbern glänzende Schalen wie zersägte Riesenmuscheln. Schieben sich ineinander, klaffen auseinander. Gehalten, verbunden von wild verschränkten Stahlträgern, unter denen man durch muss, wenn man das begehbare Gebilde nach oben steigt."
Es folgen Sätze, die das Gebäude in der Fantasie entstehen lassen:
"Ziemlich hoffnungslos, das Zusammenspiel der Teile verstehen zu wollen. Als Erstbesucher verläuft man sich immer wieder. Die Verwirrung ist bau-meisterliche Absicht."
Von der ausgestellten Kunst erfährt man wenig, es heißt sogar: "dass der schwer-reiche Sammler", Bauherr Louis Vuitton, "mit der ganzen Wucht seines Besitzes an die Öffentlichkeit drängte, könnte man nicht sagen". Allerdings ist von einem "kapitalen Gerhard Richter-Saal" die Rede. Wie der in dem "trunkenen Schiff"im Bois de Boulogne in Paris beherbergt ist, muss man dann wohl am besten selbst betrachten.
Nachrufe auf Fotograf René Burri und Modedesigner Oscar de la Renta
Zwei Nachrufe entnehmen wir den Mittwochs-Feuilletons: "Der Magnum-Fotograf René Burri ist gestorben", schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
"Der Schweizer bereiste alle Kontinente und hielt fest, was und besonders wer den Augen der Welt sonst entgangen wäre."
Die TAZ erinnert daran, dass Buri 1962, bereits ein Jahr nach dem Bau der Berliner Mauer ein Buch veröffentlichte, das sich mit der Spaltung der damaligen Welt beschäftigte. "Die Deutschen", so der Titel des Bildbandes, war eine Bestandsaufnahme der Nachkriegsgesellschaft in Ost und West.
Zum Tod des Modedesigners Oscar de la Renta schreibt die BERLINER ZEITUNG:
"Seine Roben haben ihn zum Ausstatter der Stars gemacht. Er war der Modeschöpfer der Reichen, Mächtigen und Schönen",
so die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Seine Mode stand nicht"für sportliche Schlichtheit, mit der es sich fix ins Büro rennen lässt". Sie verkörperte
"ein fast schon unanständiges Schweigen in luxuriösen Stoffen, eine Detailversessenheit, eine herrliche Unvernunft der Schnitte und Silhouetten."
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