Was Erdogan und Trump verbindet
Diese beiden Männer können sich mindestens auf einen gemeinsamen Nenner einigen: Der türkische Präsident Erdogan und der designierte US-Präsident Trump verachten kritische Journalisten. Beide beschimpfen die Presse als "betrügerisch".
"Ehe statt Gefängnis für Sexualstraftäter" heißt der Artikel von Bülent Mumay in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, was schon verstörend genug ist. Wer aber den Artikel über einen Gesetzentwurf in der Türkei liest, merkt, dass die Überschrift euphemistisch ist. Mumay schreibt über den von AKP-Leuten eingebrachten Entwurf:
"Er sah vor, Vergewaltiger von Minderjährigen straffrei davonkommen zu lassen, wenn sie ihr Opfer heiraten."
In der Türkei würden sich weiterhin Staat und Gesellschaft an Kindern vergreifen. Seit Erdogans Partei AKP 2002 die Regierung übernommen habe, seien offiziellen Angaben zufolge 16.000 Fälle von Kindesmissbrauch in der Türkei gemeldet worden.
"Anstatt die Täter als Täter zu belassen, krempelte die AKP die Ärmel auf, um die Bestrafung zu verhindern",
kritisiert Bülent Mumay.
"Nach dem Motto 'Bringen wir die De-facto-Situation in einen gesetzlichen Rahmen' wollen sie die Verfassung entsprechend ändern."
Allerdings habe es in der Türkei nun erhebliche Proteste gegen das Gesetzesvorhaben gegeben. Zum ersten Mal seit 14 Jahren mit Erfolg. Ministerpräsident Yildirim habe gesagt:
"Wir ziehen das Gesetz zurück, um die Meinung der Zivilgesellschaft und der Opposition anzuhören."
Bülent Mumays Kommentar: "Das ist erfreulich in einem Land, wo Abgeordnete der Opposition und deren Anwälte sowie Journalisten, die über das Geschehen berichtet haben, inhaftiert sind."
Wie viele und welche Gemeinsamkeiten der türkische Präsident Erdogan und der designierte Präsident der USA Trump haben, wird sich noch zeigen. Ihre Verachtung gegenüber kritischen Journalisten gehört aber schon jetzt ganz sicher dazu, wie man Nina Rehfelds Artikel, ebenfalls in der FAZ, entnehmen kann.
"Es war wie ein Erschießungskommando"
– mit diesen Worten zitiert die "New York Post" jemanden, der auf Seiten der großen US-amerikanischen Fernsehsender am Treffen mit Donald Trump teilgenommen hat. Trump habe, gerade mit Blick auf CNN und NBC von "Lügnern" gesprochen und sie als "betrügerisch" beschimpft. Einen anderen Teilnehmer des eigentlich als vertraulich eingestuften Gesprächs gibt Nina Rehfeld in der FAZ so wieder:
"Trump habe kein Verständnis für freie Meinungsäußerung, er meine vielmehr, die Presse habe wiederzugeben, was er sagt."
Keine Pressekonferenz wie üblich
Die übliche Pressekonferenz nach dem Gewinn der Wahl hat Donald Trump gar nicht abgehalten. Stattdessen hat er seine Vorhaben auf Twitter veröffentlicht.
"Dort echauffierte er sich zum Erstaunen der Öffentlichkeit auch über seine Persiflage durch den Schauspieler Alec Baldwin in der satirischen Comedyshow 'Saturday Night Live'", schreibt Rehfeld weiter. "Die Sendung sei 'eine total einseitige, parteiische Show – kein bisschen lustig', tweetete er, woraufhin Baldwin zurückschoss, er solle lieber versuchen, Präsident zu sein. Ein anderer Nutzer kommentierte: 'Sind dies die Tweets, die wir von unserem Präsidenten erwarten können? Das ist ja peinlich.'"
Peinlich, aber auch zum Lachen war der Gesang von Florence Foster Jenkins. Genau wie die Millionärsfrau, die öffentlich auftrat, leidenschaftlich sang, allerdings meist, ohne Töne und Rhythmus zu treffen, heißt ein neuer Kinofilm. Meryl Streep ist in die Rolle von Florence Foster Jenkins geschlüpft und hat Alexander Menden von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ein Interview dazu gegeben.
"Die Komik lebt vom Ungleichgewicht zwischen Präsentation und Umsetzung",
deutet Streep ihren Eindruck beim Hören der erhaltenen Tonaufnahmen.
"Wenn Florence eine Note anpeilt, klingt das meistens auch noch o.k., und dann entgleitet es ihr, kurz bevor sie den Ton trifft. Das ist das Geheimnis ihrer unfreiwilligen Komik, wie knapp sie daneben haut."
So knapp daneben zu liegen, das sei gar nicht so einfach:
"Da hatte sie ein ganz eigenes Talent für sich."