Was halten Sie, liebe Hörer, eigentlich von Rundumkennleuchten? Von was? Fragt man sich als Leser der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Denn im dortigen Feuilleton gibt der Schauspieler und Autor Matthias Brandt in der Reihe "Licht an" einen kleinen Einblick in seinen Alltag in Corona-Zeiten. In seinem Text erwähnt er die Rundumkennleuchte, kurz RKL.

Anders gesagt: das Blaulicht. Streifenwagen fahren nämlich manchmal an Brandts Haus in einem Vorort von Berlin vorbei, dort, wo er nun für die SZ über den Lockdown nachgedacht hat: "Mein Leben ist ein jahrzehntelanges Hangeln von Lockdown zu Lockdown", erzählt der Schauspieler. "Da ich es in meinem Beruf mit unheimlich aufgeregten Leuten zu tun habe, muss ich mich oft verkriechen."

In seiner Kindheit sei der Urlaub mit den Eltern in der norwegischen Einöde für ihn der jährliche Lockdown gewesen. "Ich war und bin eine Kapazität im Aushalten von Ereignislosigkeit. So werde ich auch diese, derzeitige Öde überstehen."

Geht ja vielleicht auch mit Lesen. "Welches Buch passt am besten zu diesem seltsamen Jahr?", hat die WELT zwölf Intellektuelle gefragt. "Ralf Rothmanns 'Hotel der Schlaflosen'", antwortet die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken und erklärt mit Blick auf die im Titel erwähnten "Schlaflosen": "Wenn wir ihren Tod wissen, wissen wir alles." Der Philosoph und Buchautor Rüdiger Safranski hat sich für Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" entschieden.

Das lese er "immer mal wieder", schreibt er, wobei man sich schon fragt, wie jemand so viel Zeit haben kann, dieses in der deutschen Übersetzung 4 bis 5000 Seiten starke Werk "immer mal wieder" zu lesen. Jedenfalls eigne sich dieser Roman besonders gut für eine Lektüre in Corona-Zeiten.

"Man muss sich ja beim Lesen nur ab und zu vergegenwärtigen, wie Proust in seinem korkverkleideten Zimmer, im Bett schreibend, vollkommen abgesperrt und rigoros Abstand haltend eine ungeheuer geräumige, geist- und farbenreiche Welt entstehen lässt, dazu das Summen der unendlichen Gespräche", schreibt Safranski und ergänzt: "Jedenfalls solange man Proust liest, verliert Corona seinen Schrecken!"

Verliert Weihnachten durch Corona vielleicht seinen Reiz? "In Bayern werden viele Weihnachtsfeiern um 21 Uhr enden, weil danach alle, die nicht über Nacht bleiben, wieder zurück in ihren Wohnungen sein müssen. Die nächtlichen Christmetten sind dort abgesagt", schreibt Jürgen Kaube in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, um dann mit einem Zitat fortzufahren: "'Gott ist größer als aller Schrecken', teilt hingegen der Präses der rheinischen Landeskirche mit, ohne allerdings zu sagen, ab welcher Inzidenzzahl genau Gott um wie viel größer ist."

Die Härte durch Corona werde Weihnachten allerdings nichts anhaben, ist sich Kaube sicher. Das könne "nur die Leere", die dabei entstehe, wenn man ausschließlich das schenke, was auf dem Wunschzettel stehe, wenn es beim Auspacken der Geschenke also keine Überraschung gebe.

Wenig wird in Deutschland auch an Corona-Weihnachten nicht geschenkt. In Kaubes Worten: "Einundsechzig Millionen Pakete hat in der vergangen Woche allein die Post gezählt."

Da bekommt man sofort Mitleid mit den Paketboten. Na ja, offensichtlich nicht jeder: "Die Klagen über Paketlieferdienste häufen sich", schreibt Hans Zippert in seiner Kolumne für DIE WELT, um dann seiner satirischen Fantasie freien Lauf zu lassen: "Die meisten Beschwerdeführer sind übrigens einfach fassungslos, dass ihnen die gewissenlose Post tatsächlich das Zeug liefert, das sie nachts, in völlig unzurechnungsfähigem Zustand, geordert haben."

Zum Beispiel eine Rundumkennleuchte.