Aus den Feuilletons

Peinliche Performances

Finger auf Computertastatur mit einer Porno-Taste
"Die Entblößung der Welt" sieht Bernd Graff in der SÜDDEUTSCHEN gekommen. © imago / Christian Ohde
Von Hans von Trotha |
Egal ob man im Netz nach Krankheiten oder Porno-Seiten sucht, es wird irgendwo ausgewertet, warnt die SZ. Die Teilnahme an schweinischen Ritualen in seiner Studienzeit dürfte hingegen dem britischen Premier Cameron jetzt peinlich sein, meint die TAZ.
In der FAZ warnt der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel:
"Die reichen Staaten sollten sich auf eine andere, gewaltige Flüchtlingsbewegung gefasst machen: die Klimaflüchtlinge. Deren Abweisung dürfte noch schwieriger werden."
Doch mit Blick auf die Zukunft stellt Merkel eine interessante Frage:
"Könnten unsere Nachgeborenen ernsthaft eine Kulturvermischung bedauern, die zu der Bedingung ihrer eigenen Existenz gehört?"
Und:
"Werden spätere Generationen in diesem Land unsere heutigen Besorgnisse nicht genauso belächeln, wie wir das leise Grauen, mit dem Goethe in einem berühmten Brief vom Juni 1825 an seinen Freund Zelter das heraufdämmernde Zeitalter der 'Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und aller möglichen Facilitäten der Communication' verwarf?"
So ungern man ihm Recht gibt, mit dem Geunke über "alle möglichen Facilitäten der Communication" hat Goethe wohl etwas geahnt, wenn auch gewiss nicht das, was jetzt tatsächlich los ist.
Peinliche Internet-Performance
"Die Entblößung der Welt" sieht Bernd Graff in der SÜDDEUTSCHEN gekommen:
"Jeder Rechner im Netz liest sich wie ein gutes Buch. Und er hat jetzt schon viele Leser: die Anfrage- und Account-Informationen, die Suche nach Krankheiten, die Porno-History des Browsers, man bringt all dies zusammen, um herauszufinden, wer was wissen oder sehen wollte."
Jeder muss sich, so Graff, "bewusst sein, dass noch in den intimsten Momenten heute ein 'Impact Team' Performance-Noten verteilt."
In der "TAZ" berichtet Adrian Schulz von einem jungen Pärchen in den USA, das die Höchstnote für seine Performance erhalten hat: ein Jahr Handy-Verbot. Die beiden wurden verklagt, weil sie Nacktbilder auf ihren Smartphones gespeichert hatten.
"Die Krux: Auf den Bildern sind nur sie selbst zu sehen. Vier von fünf Anklagepunkten gegen den Jungen beziehen sich auf Nacktbilder von ihm. Das Mädchen hatte sogar ausschließlich Nacktbilder von sich selbst auf ihrem Gerät. Konsequenterweise müsste man Jugendliche dann auch dafür bestrafen, sich selbst unter der Dusche nackt zu sehen oder sich durch Masturbation selbst sexuell zu belästigen."
Peinliche TV-Performance: Liliana Matthäus
Manche schaffen es auch offline, Performance-Noten für intimste Momente einzuheimsen. Wolfgang Janisch berichtet in der SÜDDEUTSCHEN:
"Liliana Matthäus, damals noch Ehefrau von Lothar Matthäus, hatte der Sat-1-Sendung Stars&Stories im Sommer 2010 schluchzend ein Exklusivinterview gewährt, und kurz darauf ein zweites gemeinsam mit ihrem neuen Kurzzeitbegleiter Matteo Baldo. Unerhörtes kam zutage ('Ich habe ihm meine Jungfräulichkeit geschenkt'), bestürzende Einsichten nach anderthalbjähriger Ehe ('Ich kenne diesen Menschen nicht') und eine mithin verständliche Reserviertheit gegenüber dem Neuen ('Ich kenne ihn nicht so gut')."
Peinliche Offline-Performance: David Cameron
Ebenfalls offline erfährt der britische Premier David Cameron eine der härtesten Intim-Performance-Bewertungen, die es im Printbereich gibt - die durch Ralf Sotschek in der TAZ:
"Es gibt Dinge, die man eigentlich gar nicht wissen möchte, denn man bekommt die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. 'Call me Dave', die inoffizielle Biografie des britischen Premierministers David Cameron, gehört dazu. Wie inoffiziell sie tatsächlich ist, lässt sich an den Behauptungen ablesen, die Lord Michael Ashcroft und seine Koautorin, die 'Sunday-Times'-Journalistin Isabel Oakeshott, aufstellen.
Peinlicher als ein Joint im 'Flam Club' ist Camerons Mitgliedschaft im berüchtigten Dining-Club 'Piers Gaveston', benannt nach dem Liebhaber von Edward II. Zum Aufnahmeritual gehörte es, dass Cameron seinen Penis einem Schweinekopf, der auf dem Schoß eines Clubmitglieds gelegen habe, ins Maul stecken musste. Es soll sogar ein Foto von der Aktion geben, das dankenswerterweise bisher nicht veröffentlicht worden ist."
Und das Cameron besser nicht auf sein Handy laden sollte – wer weiß wie lange er dafür nicht mehr telefonieren darf.
Das häufigste Passwort
Ach ja, zum Abschluss noch ein praktischer Hinweis. Sie sollten schnell zu Ihrem Rechner rennen, wenn Sie sich jetzt angesprochen fühlen: Die SÜDDEUTSCHE zitiert eine groß angelegte Studie zur Passwort-Sicherheit, der letzten Hoffnung, auf Privatsphäre, die wir noch hegen. Ergebnis:
"Das am häufigsten verwendete Passwort war wie immer: 123456, das am zweithäufigsten: 12345."
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