Aus den Feuilletons

Iris Berben wird 70

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Die Schauspielerin Iris Berben.
Die Schauspielerin Iris Berben. © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB
Von Gregor Sander · 09.08.2020
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Iris Berben wird am Mittwoch 70 Jahre alt und ARD und ZDF zeigen zu Ehren der Schauspielerin verschiedene Filme. Aber müssen es unbedingt welche sein, die vom Alter handeln, wundert man sich in der "Süddeutschen": „Ist das nicht eine Frechheit?"
"Von welchem Staat möchten Sie lieber georwellt werden?", fragt Friedrich Küppersbusch listig auf die von der TAZ gestellte Frage, ob denn nun Microsoft auf Donald Trumps Wunsch eventuell die chinesische Videoplattform TikTok übernehmen könnte. Und dann erinnert er noch einmal an Folgendes:
"Durch die Snowden-Enthüllungen wurde offenbar, dass die NSA Microsoft hackt, andere sagen auch: Microsoft ‚kooperiere‘ und der Staat nutze diese ‚backdoors‘".

Mit Schutzmasken gegen Gesichtserkennung

Wer sich um seine persönlichen Daten sorgt, den wird auch der Aufmacher der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG beunruhigen. Die Gesichtserkennung im öffentlichen Raum breitet sich aus wie ein virtuelles Virus. So zitiert Bernd Graf ein britisches Wissenschaftsjournal:
"Demnach haben sich Flughäfen als Hotspots der Geräte, etwa bei der Passkontrolle und dem Zoll, etabliert, es gibt sie aber auch an den Gates, sie werden dort also von kommerziellen Unternehmen betrieben. Es wurden Gesichtserkennungsmaschinen in den Reklame-Screens am Piccadilly Circus in London gesichtet, ebenso in Manchester, Nottingham und Birmingham."
Der chinesische Kommunikationskonzern Huawei kontrolliert inzwischen Gesichter in Pakistan oder Zimbabwe. Doch nun gibt es überall ein ganz analoges Problem:
"Gesichter, die in der Pandemie durch Schutzmasken verhüllt werden, tragen nun Erkennungsalgorithmen auf der ganzen Welt aus der Kurve, weil die Vermummung Nase und Mund und damit wesentliche Erkennungsmarken des Gesichts für die Systeme verbirgt. Sie werden dadurch nahezu nutzlos."

Grundkurs in Bürosprache

"Blablabla" donnert eine Überschrift aus der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG dazwischen und deutet so unsanft einen Themenwechsel an: "Nein, dieser Titel ist kein Versehen. Er nennt das hohle Gefloskel beim Namen, dem wir im Büro dauernd begegnen", poltert Claudia Mäder und gibt uns dann einen Grundkurs in Bürosprache:
"Wenn einer sein Potenzial vom Output her gesehen nicht vollständig ausschöpft, könnte man ihn mit Klartext vielleicht dazu bewegen, mehr und besser zu arbeiten, aber meistens lavieren die netten Oberen bis zum Schluss: Sind sehr viele Prozesse äusserst suboptimal gelaufen, werden Umstrukturierungen nötig, manchmal müssen auch Anpassungen im Personalbestand vorgenommen werden. Menschen erhalten die Kündigung, heisst das konkret."
Die Wut, mit der Claudia Mäder das Phrasenschwein durch das Büro treibt, mündet in einer Schweizer Zeitung natürlich in einem Friedrich-Dürrenmatt-Zitat:
"Die Exaktheit, der Stil der Sprache wird durch den Grad der immanenten Logik ihres Inhalts bestimmt. Man kann nicht an der Sprache arbeiten, sondern nur am Gedanken, am Gedanken arbeitet man durch die Sprache."

Iris Berben wird 70, Mario Adorf 90

Dem ist nichts hinzuzufügen und so wird es Zeit den Fernseher anzuschalten. Auf den Medienseiten hat man am Montag die Wahl zwischen Mario Adorf und Iris Berben:
"Wenn eine bekannte Schauspielerin siebzig wird und aus diesem Anlass das Fernsehen Filme mit ihr in der Hauptrolle zeigt, die vom Alter handeln, dann wäre erst einmal die Frage: Ist das nicht eine Frechheit?", fragt etwa Claudia Tieschky in der SZ; zeigt sich dann aber, von den verschiedenen Filmen, die zu Ehren der Fernsehdiva in der ARD und im ZDF gezeigt werden, angetan.
Natürlich könnte man hier auch über einen telegenen Iris-Berben-Personenkult schreiben, weil sie ja schließlich noch nicht hundert wird und gleich zwei öffentlich-rechtlich Filme sind vielleicht doch einer zu viel. Macht aber keiner.
Mario Adorf wird sogar 90 Jahre und über das ARTE-Porträt "Es hätte schlimmer kommen können" schreibt Thilo Wydra im Berliner TAGESSPIEGEL: "Mario Adorf, ein Gentleman alter Schule, stets zuvorkommend und bescheiden, wirkt auch in Dominik Wesselys behutsamem Filmporträt angenehm unprätentiös."
Nach diesem Satz hat man das Gefühl, auch diesen Film schon einmal gesehen zu haben und so bleibt die Glotze am Montag wohl dann doch aus.
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