Aus den Feuilletons

Charakteristika für den Ausnahmeschauspieler

Der US-Schauspieler Robin Williams ist tot.
Sein plötzlicher Tod erschütterte Hollywood: Der US-Schauspieler Robin Williams © dpa / picture-alliance / Olivier Douliery
Von Adelheid Wedel · 12.08.2014
Die Feuilletons würdigen den verstorbenen Hollywood-Schauspieler Robin Williams. Der Umgang mit den Kritikern des Gaza-Kriegs in Israel und Deutschland ist Thema in der "SZ". Und die "taz" berichtet von einem erschütternden Mord an einem schwarzen Jugendlichen im amerikanischen Ferguson und den Reaktionen darauf.
"Eine alterslose Kindlichkeit war sein Markenzeichen", schreibt Daniel Kothenschulte in der BERLINER ZEITUNG in seinem Nachruf auf den Hollywood-Star und Charakterdarsteller Robin Williams. Die Feuilletons vom Mittwoch übertreffen sich in der Suche nach Charakteristika für den Ausnahmeschauspieler. "Er konnte mit Wortkaskaden Welten herbeizaubern", schreibt die BERLINER ZEITUNG . Die TAZ ergänzt: "Mühelos imitierte er Stimmen, mühelos wechselte er den Akzent, mal sprach er, als hätte er in Oxford studiert, mal mit russischer Färbung, dann wieder so, dass man ihn für einen Mann aus dem Süden der USA halten musste. Er schraubte seine Stimme in ungeahnte Höhen und ließ sie in ebensolche Tiefen stürzen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schränkt seinen Ruhm nicht ein, wenn sie erinnert: "Das Angebot, in sich nach immer neuen Stimmen, Grimassen, Bewegungen zu suchen, sie dann mit der Welt zu teilen und dafür im Applaus zu baden, hat er nie ausschlagen können – und sich daher in einem langen Berufsleben auch durch viel fragwürdigen bis fürchterlichen Kram gekämpft."
Williams plötzlicher Tod rief Erschütterung in Hollywood hervor, auch Präsident Obama gab zu Protokoll: "Er war Soldat, Arzt, Genie, Kindermädchen, Präsident, Professor, ein lärmender Peter Pan und alles dazwischen." Drei Filme mit diesem begnadeten Komödianten, "dem traurigen Possenreißer", wie ihn die NZZ nennt, sind derzeit noch in der Produktion und kommen nun erst postum ins Kino. Die Tageszeitung DIE WELT zitiert Williams dritte Ehefrau, die hofft: "In den Erinnerungen wird nicht sein Tod vorherrschen, sondern die unzähligen Momente des Spaßes und des Lachens, das er Millionen gab."
Zeit seit der Bürgerrechtsbewegung stehen geblieben
Von einer anderen erschütternden Nachricht aus den USA berichtet die Tageszeitung TAZ: "In Ferguson wurde ein unbewaffneter schwarzer 18-Jähriger von der Polizei ermordet. Er hielt beide Arme hoch, und sie schossen."" Nun ist der Ort in Aufruhr, "Mahnwachen mit Kerzen und Gebeten, nächtliche Plünderungen und politische Demonstrationen lösen sich ab".
Die Autorin Dorothea Hahn meint, in Ferguson scheine die Zeit seit der Bürgerrechtsbewegung stehen geblieben zu sein. "70 Prozent der Einwohner sind schwarz. Aber die große Mehrheit der örtlichen Würdenträger ist weiß." Derweil appelliert die Mutter des toten Jungen an die Jugendlichen, mit der Randale aufzuhören. "Michael würde das nicht wollen", sagt sie. Cornell Brooks, der Präsident der schwarzen Bürgerrechtsgruppe NAACP, wendet sich ebenfalls an die Protestierenden. "Mut", so sagt er, "bedeutet, tagsüber für Gerechtigkeit zu kämpfen. Nicht nachts zu stehlen."
Deutscher Schulterschluss mit welchem Israel?
"In Israel werden die Kritiker des Gaza-Kriegs beschimpft – und in Deutschland hört ihnen keiner zu", klagt Hilmar Klute in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Er berichtet von einer Debatte in der israelischen Tageszeitung "Haaretz". Dort schrieb der prominenteste Kommentator des Blattes, Gideon Levy: Es ist alles Schuld der Hamas, Israel ist im Recht – und stellte ein Fragezeichen dahinter. Anhand seiner Recherche folgerte er: "Der Gaza-Krieg hat die Dimension eines wahrhaften Massakers erreicht." Levy kann nun nicht mehr ohne Security auf die Straße gehen, Tel Aviver verlassen das Café, wenn er es betritt. "Bei den israelischen Kritikern ist der Protest gegen das Regierungshandeln ein Wagnis", weiß der Autor, und er nennt weitere Beispiele; so wurde die Schauspielerin Gila Almagor mit dem Tod bedroht, "weil sie nach der Ermordung des Palästinenserjungen sagte, sie schäme sich nach diesem Verbrechen, eine Israelin zu sein".
Die Deutschen üben sich im Schulterschluss mit Israel. "Mit welchem Israel?", fragt Klute. Warum eigentlich nicht mit dem Israel der Levy und der vielen Namenlosen, die sich wöchentlich aus den Protestzelten am Rabinplatz in Tel Aviv prügeln lassen müssen? Es gibt in Israel mutige Kriegsgegner... "Deshalb", so schlägt der Autor vor, "wäre es richtig, die Solidarität mit dem kriegsführenden Israel durch die mit jenem Israel zu ersetzen, das an die Vernunft appelliert".
Mehr zum Thema