Auf Recherche bei Thomas Brussig

Jonathan Franzen auf der Suche nach dem DDR-Gefühl

Der Schriftsteller Thomas Brussig
Von Thomas Brussig wollte Jonathan Franzen mehr über das Leben in der DDR erfahren. © dpa / picture alliance / Uwe Zucchi
Thomas Brussig im Gespräch mit Barbara Wahlster · 01.09.2015
Jonathan Franzens neuer Roman "Unschuld" spielt in Teilen in der DDR, wofür der US-Schriftsteller unter anderem bei Autor Thomas Brussig recherchiert hat. Für dessen Hilfe hat ihm Franzen in seinem Werk nun sogar explizit gedankt. Im Interview erzählt Brussig, wofür Franzen sich interessierte.
"Unschuld" heißt der neue Roman des US-Schriftstellers Jonathan Franzen, der in diesen Tagen in der englischen Originalversion und in deutscher Übersetzung erscheint. Ausdrücklich vermerkt ist darin auch ein Dank an den deutschen Schriftsteller und Drehbuchautor Thomas Brussig. In unserer Sendung "Lesart" hat er uns von Franzens Recherche erzählt.
Der US-Schriftsteller habe ihn kontaktiert mit der Erklärung, er schreibe da gerade etwas über die DDR und dass er sich einmal mit ihm unterhalten wolle, so Brussig. "Und dann haben wir einen Abend zusammengesessen, danach ein paar E-Mails getauscht und nun ist das Buch da - und ein Dank für mich."
Den Amis die DDR nahe bringen - mit tatsächlicher Recherche
Interessiert hätten Franzen weniger die historischen Ereignisse, so Brussig. Stattdessen habe er wissen wollen, "welche Bücher der DDR-Literatur er lesen muss, um mal so ein Gefühl für die DDR zu kriegen." Er, Brussig, habe ihm daraufhin vor allem Filme empfohlen, die die DDR zeigten.
Insgesamt habe ihn Franzens Interesse gefreut, erklärte Brussig. "Die USA ist eine Gesellschaft, die sich normalerweise für nichts interessiert, was außerhalb von ihr stattfindet. Dass nun so ein großer Autor wie Jonathan Franzen dem US-Publikum die DDR nahebringt und das auch mit einem gewissen Maß an Verantwortung - nämlich, dass er tatsächlich recherchiert und sich nicht irgendwie eine DDR zurechtbastelt, die mit den gängigen US-Vorurteilen übereinstimmt, das finde ich lobenswert und auch erfreulich."
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