Asylpolitik in Tschechien

Offener Brief gegen Ausgrenzung von Flüchtlingen

Zwei Frauen hängen im Grenzgebiet zwischen Slowenien und Kroatien Wäsche auf.
Nicht alle wollen in Tschechien die Grenze dicht haben. © imago stock & people
Tereza Semotamová im Gespräch mit Max Oppel · 22.09.2015
Eine verpflichtende Flüchtlingsquote in Europa lehnt die tschechische Regierung entschieden ab, Vizeregierungschef Pavel Belobradek drohte bereits mit einer Klage. Dagegen wenden sich nun 3000 tschechische Bürger mit einem offenen Brief.
Mit einem offenen Brief haben sich rund 3000 tschechische Bürger gegen die restriktive Flüchtlingspolitik ihrer Regierung gewandt. Die Herausgeber schreiben darin, sie verfolgten das Verhalten der tschechischen Behörden mit Sorge und Scham - und wollten gerne helfen.
Mitunterzeichnet hat die Übersetzerin Tereza Semotamová. "Wir schämen uns für die offizielle Einstellung unserer Regierung", sagte sie am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Sie und die Unterzeichner des offenen Briefes lehnten Restriktionen gegen Flüchtlinge hingegen ab: "Wir wollen keine Festung innerhalb von Europa sein, wir wollen mitmachen und wir wollen helfen".
"Wir wollen nicht nur nehmen, sondern auch geben"
Tschechien sei vielfältiger, als man nach den Flüchtlingsdebatten der letzten Wochen vermuten möchte. "Wir wollen nicht nur nehmen, wir wollen auch geben - und viele von uns Tschechen machen das schon", sagte Semotamová. "Es gibt viele Freiwillige, die gerade in Kroatien, Serbien und Ungaren helfen, es gibt viele Menschen, die das logistisch organisieren und es gibt viele, die Geld spenden oder Kleidung schenken, Essen schenken."
Die ablehnende Haltung vieler Politiker und Bürger sei durch die Furch vor dem Unbekannten zu erklären. "Es gibt Menschen, die Angst haben vor allem, was neu ist - und das ist psychologisch ganz natürlich und plausibel." Um Ängste abzubauen, müsse man den offenen Austausch suchen: "Wenn man mit den Menschen spricht, dann verstehen die, was wir machen."
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